12
Paul Glaue:
Helfferich unter keinen Umständen anführen sollen. Denn dieses
Kapitel ist wie die ganze Gruppe cap. 55—71 wörtlich den Ety-
mologiae Isidors lib. VII cap. 3 de spiritu sancto entnommen 1. Und
das wircl doch Helfferich nicht behaupten wollen, daß Isidor
,auch in den Etymologiae die Schrift Justinians ausgeschrieben
habe! Sieht man aber von diesen Entlehnungen aus Augustin
und Isidor ab, so bleibt jener eine Satz in cap. 3 übrig, den
Ildefons aus Justinian übernommen haben könnte. Was aber
drängt zu solch künstlicher Annahme ? Ivann clieser Satz, der eine
allgemein gültige und bekannte Wahrheit enthält, nicht clem Haupte
des Ildefons selbst entsprungen sein ?
S. 44 fährt Helfferich dann fort: ,,Von der Taufe, nach der
die Schrift des Ildefons benannt sei, verstehe sich die Überein-
stimmung mit Justinians Schrift (cf. die 3. und 4. responsio)
von selbst.“ Über die tertia responsio: de baptismo Christi, quod
iterare non licet 2 finden wir bei Ildefons in cap. 118 und 121
Ausführungen. Das war aber eine Frage, die in den ersten Jahr-
hunderten der christlichen Kirche oft (schon bei Tert. de bapt. 15,
dann in den Ketzertaufstreitigkeiten, in den Auseinandersetzungen
mit Donatisten und Arianern) behandelt worden ist, die also auch
Ildefons behandeln konnte, behandeln mußte, olme daß er sich
erst durch eine Vorlage dazu hätte bestimmen lassen müssen. Und
wenn Ildefons auch hier tatsächlich einer Vorlage gefolgt ist -—
daß er in stärkstem Maße kompiliert hat, steht fest, —, so ist
doch mit nichts zu beweisen, daß diese Vorlage Justinians
Schrift war. Übrigens sind cliese Ausführungen so kurz, daß Ilde-
fons sie wirklich selbständig hat schreiben können. Helfferich
meint weiter: wenn Justinian dann in der 4. responsio de
distinctione baptismi Joannis et Christi gehandelt habe und Ilde-
fons cap. 14 auf clie Johannis- und Jesustaufe zu sprechen komme,
so sei die Übereinstimmung doch auffallend. Aber erstens:
wer nur einigermaßen in den altkirchlichen Schriften über die
Taufe Bescheid weiß, der weiß auch, daß zu den beliebtesten darin
behandelten Fragen gerade dieses Thema gehörte, und zweitens
handelt es sich wieder nur um einen einzigen Satz, der hier in Be-
tracht käme: Dominus ... a se sanctificavit baptismatis sacra-
mentum praemittens Joannem, cuius baptismus veritatis figura,
1 Auch cap. 45 stammt daher, ebenso noch cap. 73 —76.
2 Helfferich geht auf diese nicht im besonderen ein.
Paul Glaue:
Helfferich unter keinen Umständen anführen sollen. Denn dieses
Kapitel ist wie die ganze Gruppe cap. 55—71 wörtlich den Ety-
mologiae Isidors lib. VII cap. 3 de spiritu sancto entnommen 1. Und
das wircl doch Helfferich nicht behaupten wollen, daß Isidor
,auch in den Etymologiae die Schrift Justinians ausgeschrieben
habe! Sieht man aber von diesen Entlehnungen aus Augustin
und Isidor ab, so bleibt jener eine Satz in cap. 3 übrig, den
Ildefons aus Justinian übernommen haben könnte. Was aber
drängt zu solch künstlicher Annahme ? Ivann clieser Satz, der eine
allgemein gültige und bekannte Wahrheit enthält, nicht clem Haupte
des Ildefons selbst entsprungen sein ?
S. 44 fährt Helfferich dann fort: ,,Von der Taufe, nach der
die Schrift des Ildefons benannt sei, verstehe sich die Überein-
stimmung mit Justinians Schrift (cf. die 3. und 4. responsio)
von selbst.“ Über die tertia responsio: de baptismo Christi, quod
iterare non licet 2 finden wir bei Ildefons in cap. 118 und 121
Ausführungen. Das war aber eine Frage, die in den ersten Jahr-
hunderten der christlichen Kirche oft (schon bei Tert. de bapt. 15,
dann in den Ketzertaufstreitigkeiten, in den Auseinandersetzungen
mit Donatisten und Arianern) behandelt worden ist, die also auch
Ildefons behandeln konnte, behandeln mußte, olme daß er sich
erst durch eine Vorlage dazu hätte bestimmen lassen müssen. Und
wenn Ildefons auch hier tatsächlich einer Vorlage gefolgt ist -—
daß er in stärkstem Maße kompiliert hat, steht fest, —, so ist
doch mit nichts zu beweisen, daß diese Vorlage Justinians
Schrift war. Übrigens sind cliese Ausführungen so kurz, daß Ilde-
fons sie wirklich selbständig hat schreiben können. Helfferich
meint weiter: wenn Justinian dann in der 4. responsio de
distinctione baptismi Joannis et Christi gehandelt habe und Ilde-
fons cap. 14 auf clie Johannis- und Jesustaufe zu sprechen komme,
so sei die Übereinstimmung doch auffallend. Aber erstens:
wer nur einigermaßen in den altkirchlichen Schriften über die
Taufe Bescheid weiß, der weiß auch, daß zu den beliebtesten darin
behandelten Fragen gerade dieses Thema gehörte, und zweitens
handelt es sich wieder nur um einen einzigen Satz, der hier in Be-
tracht käme: Dominus ... a se sanctificavit baptismatis sacra-
mentum praemittens Joannem, cuius baptismus veritatis figura,
1 Auch cap. 45 stammt daher, ebenso noch cap. 73 —76.
2 Helfferich geht auf diese nicht im besonderen ein.