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Bezold, Carl; Kopff, August; Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 11. Abhandlung): Zenit- und Äquatorialgestirne am babylonischen Fixsternhimmel — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33054#0043
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Zenit- und Äquatorialgestirne am babylonischen Fixsternhimmel.

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spricht im übrigen nichts dafür, daß sich die Babylonier unter dem
Margidda ein lebendes Wesen vorstellten. Sie bezeichnen ihn
vielmehr als das »Band des Himmels«, markas saml (Dhorme:
cpivot des cieux 5 bzw. 'grand mäh, Rev. d’Ass. 8, 47. 59), also mit
dem Ausdruck, den — nach Boll — Platon in dem Schlußntythus
der Republik (x, 616 C) wahrscheinlich für die Milchstraße ge-
braucht (ovvdeoytov tov ovqolvov). — Man denkt dabei unwillkürlich
auch an das markasu rabü der Grenzsteine (vgl. u. a. Frank,
ZtV 22, 112 ff.), worauf hier noch nicht näher eingegangen wer-
den kann.

Z. 19. Für die Bestimmung des Mubusarda als Polarstern
(Sayce, Jensen, Hommel) findet sich in den bis jetzt vorliegenden
Texten keine astronomische Stütze. Mubusarda kann vielmehr,
wie Boll fand, kaum etwas anderes als der Drache zwischcn
den beiden Bären sein. Zu dem Beiwort »der Große des Himmels«
vgl. Eratosth. catast. c. 3 ovrog eoxiv 6 pteyag re xal dt äfxcpozeQcov
rcbv cxqxtcov xeijusvog, Arat v. 46 jueya 'davjua. S. auch unten, S. 59.

Z. 20 f. tu(r)ru scheint den oberen (?) Teil einer Türe 1 *) zu be-
zeichnen : Neb. Bab. (I R 52, 110. 3) II, 13 (Delitzsch, HWB 716 a),
Neb. (ed. SxRASSM.) 145, 5 (vgl. MEISSNER, Studien III, 77); s. auch
CT 22, 31, no. 167, 8 und Meissner, SAI no. 9710, wonach ein
turru von Gold (vergoldet?) sein kann. (OL 5, 415 3- schlägt Meiss-
NER »Ecke« vor.) Als ich nun meine Übersetzung »Giebel(?)«
Boll mitteilte, machte mich dieser darauf aufmerksam, daß nacli
Böhme, Rh. Mus. 42, 287 der Stern ß im Kopf des Kleinen
Bären im 3. Jahrh. v. Chr. dem Pol nicht sehr ferne stand. Dadurcli
wurde nun der Unterschied von »Margidda« und »Margidda

« klar: letzterer wird schwerlich etwas anderes sein als Ursa
minor, und da die, an sich mögliche, Lesung Margidda-iüml
»Ilimmels-Margidda« kaum befriedigt, so wurde oben die Wieder-
gabe durch Margidda-z7?7 »obercr Margidda« vorgezogen.

Der Stern ►pül inUrsa minor, der

zweifellos identisch ist mit dem zusammen mit demselben Gestirn
genannten (K. 3269 (IV R 33*),

I, 49 und K. 4231 (IV R 32), I, 48), dürfte dann mit großer Wahr-
scheinlichkeit als der Polaris anzusprechen sein, und zu dieser Auf-
fassung paßt der Ausdruck »der vornehmste Sohn« etc. vorzüglich.

1) der selbst wieder ein »oberer« (z'/z, Ncb. Bab.) oder ein »tmterer« (Japli, BE

15379, II, 34) sein konnte.
 
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