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Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 12. Abhandlung): Studien zur Negotiorum Gestio I. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33055#0027
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Studien zur Negotiorum Gestio I.

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ignorantis für Gaius ebenso unerhört 1, wie es als echter Gräzismus
öfters in Justinians Konstitutionen vorkommt 2. Wer das licet
ignorantis tamen für echt erklärte, müßte wohl seine Anschau-
ungen über das klassische Latein des Gaius revidieren. Für den
logischen Zusammenhang ergibt sich durch das licet tamen ein
Unsinn; denn es ist doch wohl nicht richtig, daß bei Kenntnis
des dominus absens von der gestio notwendig die Klage aus dem
Ediktstitel zusteht.

Unverdächtig ist absentis et ignorantis, absente et igno-
rante in Stellen wie D. 3, 5, 10 (11). D. 7, 1, 12, 2. Denn bei
Gaius (4, 84) ist ja die Definition des prozessualen procurator,
für dessen Fall ja gerade das Edikt de negotiis gestis geschaffen
scheint, dahin bestimmt, daß er et absente et ignorante adver-
sario constituitur. Diese Wendung absente et ignorante beschreibt
augenscheinlich eben denjenigen Zustand, in dem sich der dominus
gegenüber dem gestor befindet, welcher ohne Wissen des dominus
dessen procurator bei der Streitbefestigung wird. Interpoliert
aber ist wohl ,ignorante vel‘ in D. 3, 5, 40 (41):

Paulus 30 ad ed.: Qui servum meum me ignorante vel ab-
sente in noxali causa defenderit, negotiorum gestorum in solidum
mecum, non de peculio aget.

Hier ist die Einschiebung durch die törichte Kasuistik klar:

1 Ygl. die Stellen der Institutionen im Voc. Zanzucchi: v. licet (coni.)
ferner D. 30, 65, 2. — 33, 4, 15. — 35, 1, 17, 2. — D. 40, 12, 25, 2 (zwei-
mal). — 3, 5, 21. — 4, 4, 27 pr. — 10, 2, 1, 1. — 10, 2, 3. — 39, 6, 31, 1.
— 16, 1, 13 pr. — 26, 8, 9, 1, — 47, 2, 55, 4. — 47, 4, 2. — 29, 4, 17. —
33, 2, 29. —- 20, 4, 11 pr. (zweimal). — 41, 1, 7, 5. —- 45, 1, 141, 2, 5, 9. —-
46, 2, 34, 2. Darunter licet mit Indikativ und folgendem attamen in der
Interpolation D. 5, 3, 17. Daß licet auch mit dem Partizip ähnlich wie
in der obigen Stelle bei gewissen Späteren vorkommt, ergibt die Literatur
bei Krebs, Antibarbarus 6. Aufl. 2, 23, der aber auch auf das Inkorrekte
dieses Gebrauches hinweist.

2 God. 1, 2, 19: ex . . . legibus licet obscure positis. —• Cod. 6, 27, 5,
2a: et non derelictum licet adhuc servis constitutis donent. Cod. 7, 40, 3, 3 (1):
qui . . . libellum conventionis ei transmiserit licet generaliter . . . mentionem
habentem vel . . . continentem nihilo minus . . . Cod. 5, 13, 1, 5 f.: si volup-
tuariae sunt, licet voluntate eius expensae, vgl. auch Cod.3, 28, 30 pr. Das
Authenticum übersetzt das griechische xäv mit ,licet,‘ z. B. Nov. 22 c
29pr. c. 34. Nov. 44, i, c. 3. Offenbar bildet das licet mit dem Partizip
im Sprachgebrauch des byzantinischen Kanzlei die gleiche Konstruktion
des xäv nach.
 
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