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Partsch, Josef; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 12. Abhandlung): Studien zur Negotiorum Gestio I. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33055#0067
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Studien zur Negotiorum Gestio I.

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zivilein oder ediktalem Reclite bestellten Kuratoren des klassi-
schen Rechtes mit den Formeln aus der negotiorum gestio liafteten
und Schutz fanden. Es ist bekannt, daß die justinianisclien Quellen
den Klagschutz hier bald als actio negotiorum gestorum * 1, bald
als actio utilis negotiorum gestorum 2, bald als actio utilis schlecht-
hin bezeichnen 3, während auch die sicher interpolierten Namen
curationis iudicium 4, utilis curationis causa actio vorkommen 5.
Daneben sind die sattsam bekannten Interpolationen nachweis-
bar, welche den curator unter die actio tutelae stellen 6. Die
herrschende Lehre nimmt an, daß von Haus aus für die
Kuratoren die actio negotiorum gestorum des ediktalen Muster-
falles gegeben wurde. Wie sich der Name actio utilis er-
klärt, wird dabei verschieden vermutet. Alibrandi selbst wollte
die Möglichkeit offen lassen, daß eine actio utilis negotiorum
gestorum für die klassische Rechtsorclnung in Betracht kam,
wenn der curator aus der Unterlassung der Gescliäftsführung
haftbar gemacht würde, jener actio tutelae utilis entsprechend,
die eingreift, wenn der tutor periculo suo cessavit 7. Aber in Cod. 5,
37, 26, 1, wo Justinian selbst die utilis actio negotiorum gestorum
erwähnt, ist gar nicht von einem Spezialfalle die Rede, in Cod. 5,
51, 7 ist gerade von der Haftung des gerierenden curator gesprochen
und auch Cod. 2, 18 (19) 17 handelt nicht von dem Falle der unter-
lassenen gestio. Bei den Neueren findet sich teils die alte Lehre,
clie Klage des curator sei eben wegen ihrer ausdrücklichen Be-
ziehung auf die cura stets eine actio utilis, die vom ediktalen

bekannt bei Wlassak, negotiorum gestio 85 ff.; Alibrandi, bull. dell. ist. 2,
(1889) 151 ff. — opere 1, 583 ff.; Pacchioni, Trattato 9 ff.; Pernice,
Labeo II, 2 199; Lenel, Ed. 2 § 124; Peters, Sav.-Zeitschr. 32, 273 ff.

Wenn schon Cujas (observ. XVII c. 7 Rec. ad tit. 51 lib. Cod. arb.
tut.) und Donell (Comm. de jur. civ. lib. XV c. 22 § 5) dieselbe Lehre kannten
und von der actio negotiorum gestorum utilis sprachen, beruht das auf der
Kenntnis von den Basilikenscholien, vgl. oben S. 36.

1 D. 26, 7, 5, 6; D. 27, 3, 4, 3; Cod. 2, 30, 1. — 4, 26, 1.

2 Cod. 2, 18 (19), 17; Cod. 5, 51, 7; Cod. 5, 37, 36, 1.

3 Cod. 5, 54, 2 Rubr. D. 27, 4. D. 27, 9, 10. D. 27, 3, 1, 13 ff.
D. 15, 1, 9, 4.

4 D. 26, 8, 11.

5 Rubr. D. 27, 3.

6 D. 27, 4, 1, 2, dazu schon Wlassak, Neg. gestio 89, vgl. aber auch
nach dem Zusammenhange D. 27, 3,17 ; D. 26, 7, 7, 12, — 26, 7,9,9, u. v. a. m.

7 D. 46, 6, 4, 3.

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