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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 13. Abhandlung): Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33056#0004
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G. A. Gerhard:

neuem ergänzendem, vielleicht entscheidendem Aufschluß von
ihm erhofft werden darf, sondern vorläufig den augenblicklich
verfügbaren Bestand des frühptolemäisch literarischen Textes zu
geben. Die 10 Heidelberger Bruchstücke 1), der Gesamtzahl der Zeilen
nach (314) beinahe viermal so groß als der Grenfell-Papyrus,
ließen mir’s nämlich gelingen, den vorher unklaren Inhalt der
Rolle zu bestimmen, und dieser Inhalt ist so lockend und schwierig
zugleich, daß die Fachgenossen alsbald davon unterrichtet uncl
zur Mitarbeit daran eingeladen werden müssen. Von zwei For-
schern, J. Jüthner und K. Kalbfleisch durfte ich mich auf
dem mir selber minder vertrauten Gebiete schon jetzt dankbar
fördernder Hilfe erfreuen.

K. Kalbfleisch erwarb sich mit glücklichem Scharfblick
zuletzt noch ein besonderes Verdienst um clen Fund durch Hinzu-
gewinnung eines neuen wichtigen Bruchstücks (fr. 20). Brieflich
wies er mich darauf hin, daß, nach seinen Notizen zu schließen,
wohl auch der 1911 von Hunt edierte Rylands-Papyrus 39 (S. 74)
in Manchester zur Kartonnage aus Heidelberg uncl Oxford gehöre.
Eine Betrachtung jenes Fetzens ließ mir Kalbfleischs Vermutung
sofort zur höchsten Wahrscheinlichkeit werden: das Alter (3. Jahr-
hundert vor Chr.), die Herkunft (Hibeh ?) 2), die Anordnung der
Zeilen, die Orthographie, endlich auch Wortgebrauch und Inhalt:
alles stimmte schlagend zu den Heidelberger Fragmenten (speziell
zu fr. 10). Diese Wahrscheinlichkeit erhob sich zu voller Evidenz 3),
als ich durch die hebenswürdige Vermittlung Hunt’s von dem
Bibliothekar der John Rylands Library, Herrn H. Guppy, dem
ich für seine gütige Bemühung auch hier meinen Dank sage, eine
vorzügliche Photographie des Rylands-Bruchstücks erliielt. Mit
ihrer Hilfe konnte ich noch immittelbar vor dem Abschluß meiner
Arbeit die erfreuliche Feststellung machen, daß sicli das neue

x) Ihre Zählung (fr. 10—19) schließe ich aus pralctischen Gründen an
die des P. Grenf. (fr. 1—9) an.

2) Es ist das wohl einer von den Fällen, wo Hunt (vgl. seine Preface
S. VII) die Provenienz der Papyri, die er für Lord Crawford und J. Rylands
in Ägypten erwarb, aus inneren Indizien bestimmte.

3) Hunt selbst hatte angesichts der Photographie des fr. Heid. 19
zunächst mit berechtigter Vorsicht geurteilt: The liand is very similar in
style, but it seems rather larger and more broadly formed than in the frag-
ment in your photograph. Die scheinbare Differenz hat ihren Grund in der
Tatsache, daß die Schrift unserer Rolle bezüglich der Größe deutliche und
bemerkenswerte Schwankungen aufweist. Vgl. u. S. 22.24.
 
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