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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 13. Abhandlung): Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33056#0009
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Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Ghr.

9

Der θεραπεία. endlich gilt vielleicht fr. 5, wahrscheinlich
fr. 9 und sicher fr. 10. Dabei zeigt sicli aber in diesem fr. 10 wie-
dermn ein aitiologischer Einschlag (Z. 6 f.), und umgekehrt meint
man therapeutische Gedanken wenn auch nur negativer Art im
pathologischen Zusammenhang der Bruchstücke 18 und 19 (vgl.
auch 17) zu sehen.

An diesem unsrem Eindruck einer weitgehenden Vermengung
der drei leitenden Gesichtspunkte mag zum Teil wenigstens
immer noch die ungenügende Überlieferung schuld sein, so daß
wohl bei verbesserter Einsicht das Ergebnis befriedigender aus-
fallen könnte. Indessen der Hauptpunkt jener Erscheinung ist
uns durchaus verständlich, die Beobachtung nämlich, daß sich
dem philosophisch gerichteten Dogmatiker das für ihn wichtige
aitiologische Moment gern auch in die therapeutischen und selbst
schon in die pathologischen Partien hineindrängte.

Ein solches Bild würde a priori, zweifellos auch für die Person
des Diokles passen. Doch sehen wir genauer, wie sich der Befund
des Papyrus zu dem stellt, was wir über die Anordnung der Schrift
des Karystiers von 'Leiden, Ursache und Behandlung’ im einzelnen
wissen. Leider ist das recht wenig. Unser Vorrat an Fragmenten
besteht nur aus zusammenhangslos exzerpierten Notizen einerseits
therapeutischen und andrprseits pathologisch-aitiologischen Inhalts.
Denn πάθος und σιτίσ erscheinen bei unsern Gewährsmännern
in der Regel verquickt. Über die Gesamtanlage des Werkes ist
daraus fürs erste nichts zu entnehmen. So konnte der schwere
Irrtum von M. Fraenkel 1) entstehen, die Gruppierung sei nach
den drei Hauptteilen morbi, causae, curationes erfolgt, d. h. es
seien zunächst von allen Krankheiten für sich die πάθη, weiter
zusammen alle entsprechenden αΐχίσ.ι und endlich sämtliche
zugehörigen θεραπεΐαι behandelt gewesen. In Wahrheit ver-
langte natürlich schon das praktische Bedürfnis die jedesmalige
Vereinigung von πάθος, σίτίσ und θεραπεία der einzelnen Krank-

x) Moritz Fraenkel Dioclis Carystii jragmenta quae supersunt, Diss.
Berlin 1840 S. 4: Iioc quidem Dioclis volumen ex tribus constitisse purtibus
et in plura divisum esse capita, ita ut pars prima Morbos, secunda Causas,
tertia Curationes tractasse credenda sit, e Cael. Aureliano illud citante suspicor.
Caelius Aurelianus schreibt 15mal singularisch: libro quo [quem fr. 39.67]
de passionibus [nur dieses fr. 52] atque [et fr. 39.48.61] causis
[e arum causis fr. 39. 70; causis earum fr. 45] et cur ationib us [passiones
atque causas atque curationes fr. 60] scripsit und dreimal (fr. 50. 76. 78}
pluralisch: libris quos [quibus fr. 50] de passionibus . . scripsit.
 
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