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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 13. Abhandlung): Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33056#0019
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Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Ghr.

19

unsrer Deutung der Stelle würde endlich auch clie Schlußzeile
der Kolumne (19) entsprechen, welche für die Behandlung des
fraglichen πάθος unter anderm Erwärmung auszuschließen scheint.
Unter den Mitteln, wie sie die antike Medizin hei derartigen Seh-
störungen anwandte, figurieren nämlich 'kalte Übergießungen
des geschorenen Kopfes’ 1).

Zu den rein therapeutischen Stücken, welche nun folgen,
rechne ich nur mit aller Reserve fr. 5. Das mit 8εΐ (Z. 4) ausge-
drückte Gebot oder Verbot ließe sich sehr gut etwa auch in einem
aitiologischen Zusammenhang denken 2), und noch mehr gilt das
gleiche von dem weiter unten (Z. 9) erkennbaren Begriff θερμασία,
deren Bedeutung für die Lehre des Papyrus wie des Diokles oben
(S. 15) gezeigt worden ist. Indes hat die Wärme gemäß der humo-
ralen Theorie auch als Heilfaktor für Augen- 3) und sonstige Leiden
eine Rolle gespielt.

So erscheint der nämliche Wortstamm (θερμ[) in fr. 9
(Z. 3), und hier steht der therapeutische Inhalt sicherer, einmal
durch die deutliche Vorschrift (προσήκεν) Z. 1, welche der Sprecher
mit auf sich selber bezieht (ήμΐν), und dann durch die έγκράτεο*
(Z. 2), die Entziehung bzw. Beschränkung der Nahrung, deren
Gebrauch für die antike Ophthalmologie 4) und Medizin überhaupt
(auch hei Diokles) 5) bekannt ist.

Zweifellos hierher gehörig und zugleich ausgiebig lehrreich
ist endlich fr. 10. Was wir von der rechten Hälfte seiner ersten
Kolumne besitzen, läßt uns, trotz vieler Schwierigkeiten und
Rätsel im kleinen, zwei große Abschnitte scheiden. Der erste

1) Aet. c. 50, S. 126,4 Hirschb. κλύζεί,ν δέ καθ’έκάστην τδ πρόσωπον
ψυχρω υδατι, μάλιστα όμβρίω κτλ. Vgl. Magnus S. 563.

2) Vgl. das oben (S. 10) zitierte Diokles-fr. 43 (S. 136,19 W.).

3) Vgl. z. B. Hipp. De liqu. usu 6 όφθαλμοΐσι θερμόν, όδύνησιν,
έμπυήσεσι, δακρύων δακνσιδέων, ξηροΐσιν άπασιν. S. Magnus S. 370. 377.
505. 610. Vgl. auch [Diokl.] ep. S. 21 Fraenkel: δεΐ δέ προθερμαίνειν τήν
κεφαλήν συσκεπάσαντα, δπως τακέν τδ φλέγμα εύκόπως έπαρκούση πρδς
τήν έκροήν.

4) S. Magnus S. 126. 378. 495. 505.

5) Ζ. Β. Dioki. fr. 50 (Gael. Aurel. Morb. chron. II 14, 213: Phthisis):
sed Diocles libris, quibus de passionibus atque causis et curationibus scripsit,
iubet initio cibos detrahi, nihil de fine ab stinentiae significans eqs.; fr. 67
(Cael. Aurel. Acut. morb. II 29, 155), 7 ff. usque ad quintum diem mulsum
ex aceto solum dandum praecepit, . . immoderata ab stinentia vires absumens.
Vgl. Wellmann, R. E. V Sp. 807, 38 (Diokleische Pflege der Diät).

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