20
G. A. Gerhard:
(Z. 1 — 13) bringt in der Umgebung von πνεΰμα (Z. 6 f.) und
φλέγμα (Z. 4 f.) zweimal (Z. 2. 12) ein unter gewissen Umständen
als leicht bezeichnetes (Z. 12 f.) έκθλίβει,ν oder 'Ausdrücken’,
spricht also jedenfalls von irgend welchem chirurgischen Eingriff.
Im zweiten Teil (Z. 14—22) erhebt sich demgegenüber die Er-
wägung oder vielleicht besser gesagt von seiten eines Mitunter-
redners die Frage, ob denn jene Operation auch für Patienten in
Betracht komme, deren Ivörper durch Hunger oder starke Pur-
gierung geschwächt sei: eine Frage, deren Beantwortung dann
anscheinend mindestens eine kräftige Konstitution der betreffenden
Personen verlangt (Z. 19 f. (,σχυ[ρ —). Um clas nebenbei gleich
zu bemerken, so kommt solche Rücksichtnahme auf clie besondere
Körperverfassung des einzelnen bezeichnend bei Diokles vor 1).
Wie hat man aber nun clas έκθλίβειν im ersten Absatz zu deuten ?
Nach dem zweiten zu schließen, war es wohl einigermaßen ernsten
Charakters. Ursprünglich hielt ich nicht einmal seine Beziehung
aufs Auge für sicher. Dann dachte ich an der Hand von modernen
Parallelen zweifelnd an das operative Ausdrücken etwa eines
Lidgeschwürs 2) oder Trachoms 3).
Da werde ich nun zu guter Stunde durch das neue, von Kalb-
eleisch gewonnene Bruchstück fr. 20 anders und besser belehrt.
Es hat mit fr. 10 die cliarakteristischen Worte (πνεΰμα Z. 2;
φλέγμα Z. 9; έκθλίβειν Z. 8) gemeinsam 4), gibt uns aber darüber
hinaus weiteren wichtigen Aufschluß. Erstens nennt es uns als
das zu beliandelnde πάθος die λήμωσις (Z. 10), den eitrig schlei-
migen Fluß aus dem Auge, den wir bereits vom fr. 14 her kennen
(o. S. 14). Zweitens orientiert es uns über die Stellen, an denen
operiert wird. Die πόροι, d. h. die Adern sind es (Z. 7), von deren
Zusammenziehung wir hören (συστέλλειν Z. 6 f.), und aus denen
das darin hemmend vorhandene φλέγμα herausgedrückt werden
4) Wellmann, R. E. V Sp. 808, 60.
2) Vgl. Gelsus VII 7, 2 (Gerstenkorn) si pus se ostendit, scalpello dividi
debet et, quidquid intus humoris est, e xprim i.
3) Magnus S. 184 nennt als moderne Methoden der Trachombehand-
lung, die aber im Grunde bloß das alte voralexandrinische Verfahren modi-
fizieren: ‘Ausdrücken, Ausquetschen, Auspinseln, Auslöffeln, Ausschneident
Vgl. auch‘Knapps Ausquetschung mit der Rollpincette 1 (Hirschberg S. 138).
4) Über die inzwischen noch gewonnene Erkenntnis vom direkten
Zusammenschluß beider Stücke s. o. S. 4 f. und u. den Ivommentar zu fr. 10
U. 20.
G. A. Gerhard:
(Z. 1 — 13) bringt in der Umgebung von πνεΰμα (Z. 6 f.) und
φλέγμα (Z. 4 f.) zweimal (Z. 2. 12) ein unter gewissen Umständen
als leicht bezeichnetes (Z. 12 f.) έκθλίβει,ν oder 'Ausdrücken’,
spricht also jedenfalls von irgend welchem chirurgischen Eingriff.
Im zweiten Teil (Z. 14—22) erhebt sich demgegenüber die Er-
wägung oder vielleicht besser gesagt von seiten eines Mitunter-
redners die Frage, ob denn jene Operation auch für Patienten in
Betracht komme, deren Ivörper durch Hunger oder starke Pur-
gierung geschwächt sei: eine Frage, deren Beantwortung dann
anscheinend mindestens eine kräftige Konstitution der betreffenden
Personen verlangt (Z. 19 f. (,σχυ[ρ —). Um clas nebenbei gleich
zu bemerken, so kommt solche Rücksichtnahme auf clie besondere
Körperverfassung des einzelnen bezeichnend bei Diokles vor 1).
Wie hat man aber nun clas έκθλίβειν im ersten Absatz zu deuten ?
Nach dem zweiten zu schließen, war es wohl einigermaßen ernsten
Charakters. Ursprünglich hielt ich nicht einmal seine Beziehung
aufs Auge für sicher. Dann dachte ich an der Hand von modernen
Parallelen zweifelnd an das operative Ausdrücken etwa eines
Lidgeschwürs 2) oder Trachoms 3).
Da werde ich nun zu guter Stunde durch das neue, von Kalb-
eleisch gewonnene Bruchstück fr. 20 anders und besser belehrt.
Es hat mit fr. 10 die cliarakteristischen Worte (πνεΰμα Z. 2;
φλέγμα Z. 9; έκθλίβειν Z. 8) gemeinsam 4), gibt uns aber darüber
hinaus weiteren wichtigen Aufschluß. Erstens nennt es uns als
das zu beliandelnde πάθος die λήμωσις (Z. 10), den eitrig schlei-
migen Fluß aus dem Auge, den wir bereits vom fr. 14 her kennen
(o. S. 14). Zweitens orientiert es uns über die Stellen, an denen
operiert wird. Die πόροι, d. h. die Adern sind es (Z. 7), von deren
Zusammenziehung wir hören (συστέλλειν Z. 6 f.), und aus denen
das darin hemmend vorhandene φλέγμα herausgedrückt werden
4) Wellmann, R. E. V Sp. 808, 60.
2) Vgl. Gelsus VII 7, 2 (Gerstenkorn) si pus se ostendit, scalpello dividi
debet et, quidquid intus humoris est, e xprim i.
3) Magnus S. 184 nennt als moderne Methoden der Trachombehand-
lung, die aber im Grunde bloß das alte voralexandrinische Verfahren modi-
fizieren: ‘Ausdrücken, Ausquetschen, Auspinseln, Auslöffeln, Ausschneident
Vgl. auch‘Knapps Ausquetschung mit der Rollpincette 1 (Hirschberg S. 138).
4) Über die inzwischen noch gewonnene Erkenntnis vom direkten
Zusammenschluß beider Stücke s. o. S. 4 f. und u. den Ivommentar zu fr. 10
U. 20.