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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 13. Abhandlung): Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Chr. — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33056#0021
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Ein dogmatischer Arzt des vierten Jahrhunderts v. Chr.

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soll (Z. 8 f.). Gemeint ist vermutlich Aderschnitt (Phlebotomie) 1),
vielleicht in der Gegend der Schläfen (Magnus S. 404): also eins
der beliebten Mittel jenes spezifisch griechischen 'indirekten
chirurgischen’ Verfahrens zum Zweck einer Ablenkung des 'krank-
machenden Schleimflusses’ vom Auge 2).

Ich schließe diese inhaltliche Besprechung der Fragmente
mit der Feststellung, daß sie ihrerseits ebenfalls durchweg Über-
einstimmung mit den Lehren des Diokles aufwies.

II.

Wir salien schon zu Anfang (S. 3), daß unser medizinisches
Werk seine teilweise Erhaltung ägyptischer Mumienkartonnage
verdankt. Noch in ptolemäischer Zeit, etwaim zweiten Jahrhundert,
wurde dem Text wie so vielen andern literarischen und nicht-
literarischen Skripturen das Schicksal, daß man ihn als Makulatur,
ohne Rücksicht auf den Inhalt, erbarmungslos in Stücke zerschnitt
und diese zum Pappdeckel zusammenklebte, cler, geformt und
übermalt, als Mumienhülle. diente. Auch bei der späten Aufersteh-
ung nach mehr als zweitausencl Jahren war dem Papyrus neues
Leiden durch Verstreuung in verschiedene Städte Europas be-
schieden. Wie ich an der Hand der Berichte der beiden großen
englischen Papyrologen bereits an anderer Stelle 3) darlegen
konnte, kam über das betreffende Grab von El-Hibeh zuerst
(1895/6) ein arabischer Händler, der auch von dem hierher gehörigen
Bestand einen Teil mitnahm und getrennt in mehreren Gruppen
absetzte. Drei Etappen kann ich bisher feststellen, den Verkauf
an Grenfell und Hunt für ihre New classical fragments der
Bibliotheken von Oxford und London, den an Hunt für englische
Privatleute (P. Rylands in Manchester) und den an G. Reinhardt,
dessen Sammlung dann nach Heidelberg gelangte. Der in El-
Hibeh verbliebene Rest fand sich bei der systematischen Durch-
suchung der dortigen Felsen-Nekropole durch Grenfell und Hunt
1902/03 vor und harrt noch in Oxford der Publikation (vgl. o. S. 3).
Über die jetzt unter der Inventarnummer 401 (fr. a—k) ver-

9 Abzulehnen scheint mir der Gedanke an bloße Massage (τρΐψις),
obwohl diese in der antiken Augenheilkunde an den verschiedensten Ivörper-
teilen angewandt wurde (Magnus S. 648).

2) Ygl. Magnus S. 178 f., 189 f. usw.

3) Yeröffentlichungen aus der Heidelberger Papyrus-Sammlung IV 1
(1911), Vorwort S. VII.
 
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