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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 14. Abhandlung): Die Nachrichten über den Tod Cyprians: ein philologischer Beitrag zur Geschichte der Märtyrerliteratur — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33057#0049
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Die Nachrichten über den Tod Cyprians.

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qui et sine martyrio habuit quae doceret [et quae, dum vixit,
gesserit non paterent.J 1. quae quidem tanta atque tam magna et mira
sunt, ut magnitudinis contemplatione deterrear. Von Taten redet
der Verfasser überhaupt niclit, sondern gibt als leitenden Ge-
sichtspunkt: Gyprian ist Lehrer der Nachwelt nicht nur im Mar-
tyrium, sonclern auch schon vorher geworden. Dieser Gesichtspunkt
beherrscht sein Buch. Er stellt es in Gegensatz zu einem Buch,
das vor seiner Gehurt geschrieben ist — schon das zeigt, daß er
ein hestimmtes meint — und das nur den Märtyrertod von Laien,
ja Katechumenen in größter Ausführlichkeit zur Belehrung der
Nachwelt berichtet hat 2. Er darf den Bischof preisen, der auch
Märtyrer geworden ist, aber auch im Leben schon Vorbild war.
Hierin liegt, daß von einer Biographie im technischen
Sinn überhaupt nicht die Rede sein kann. Gewiß wird
auch von der vita oder besser von der Amtszeit Gyprians
berichtet; darin liegt ja das, wodurch er sich von jenen ‘anderen‘
unterscheidet. Aber der Hauptton liegt nicht auf ihr, sondern
auf der passio. Das ganze Denken der Zeit wird beherrscht von
der Frage, wer der Geistesträger zat’ ist, der Bischof

zufolge seines Amtes oder der Bekenner zufolge des Empfangs
des Geistes. Kann jener lehren, so beruft sich dieser auf die
unmittelbare Offenbarung kraftseiner Begnadung 3. Darauf
legt die passio Perpetuae allen Wert, und von hier erklärt sich der

1 Das Sätzchen fehlt in den Hss. Hartels und in dem cod. F Ruinarts
(daß es in L stand, folgert man nur aus seinem Stillschweigen). Läßt man es
im Text, so verliert der Satz qui et sine martyrio habuit quae doceret allen Ton
und schiebt sich störend zwischen zwei eng entsprechende Glieder. Harnack
verteidigt ihn trotzdem: Pontius wolle nicht nur die Passion erzählen, sondern
auch von den opera ac merita im Leben Cyprians berichten; außerdem würden
die Worte durch das Folgende gefordert (quae quidem etc). Aber quae quidem
schließt trefflich an habuit quae doceret und sine martyrio heißt vivus. Den
rhetorisch-grammatischen Anstoß scheint Harnack zu leicht zu empfinden.

2 Es ist ein documentum (Passio Perpet. 1); mit Absicht sagt der spätere
Schriftsteller von Cyprian incomparabile et grande documentum (fast wie
exemplum).

3 Harnack hat das selbst feinsinnig in dem Aufsatz ‘Cyprian als En-
thusiast’ in der Zeitschrift f. d. Neutestamentliche Wissenschaft III (1902)
dargelegt. Die Grundauffassung ist, daß dem Bischof als solchem Visionen
nicht zustehen, die der Märtyrer als sein Recht beanspruchen darf; der Märtyrer
ist ja Pneumatiker, der Bischof nicht. Gerade Harnack zeigt dabei, wie
vorsichtig Cyprian in der visionären Rechtfertigung seines Tuns verfährt,
und beschuldigt ihn, einmal eine Vision erfunden zu haben.

Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. KT 1913. 14. Abh.

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