Die Nachrichten über den Tod Cyprians.
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diesen Teil für erledigt hält, in erster Linie gegen seine Quelle,
also wieder gegen Monceaux. Er hat gegen alle Vorgänger die
These aufgestellt, daß die vita et passio von den Akten ganz un-
abhängig ist, und er hat nicht bei allen Nachfolgern Glauben
gefunden.
Ich beginne — recht unpraktisch — mit einer textkritischen
Frage, die für die Entscheidung zunächst nicht einmal etwas
austrägt. Der Autor eröffnet diesen Teil c. 11 mit der Erwähnung
des Exils, die er etwas seltsam mit dem letzten, lange zurückliegen-
den Faktum, das er in der vita erwähnt hat, der Pest, verbindet:
his tam bonis et tam piis actibus supervenit exilium. hanc enim
vicem semper repraesentat impietas, ut melioribus peiora restituat
[et quid sacerdos dei proconsule interrogante responderit, sunt acta
quae rejerant] 1 2: excluditur interim civitate ille, qui fecerat boni
aliquid pro civitatis salute, ille, qui laboraverat, ne viventium
<m civitatey 2, oculi paterentur infernae sedis horrorem, ille, inquam,
qui excubiis pietatis invigilans, pro nefas, ingrata bonitate provi-
derat, ne omnibus tetram civitatis faciem relinquentibus multos
exules deserta respublica ac destituta patria sentiret. sed viderit
saeculum, cui inter poenas exilium computatur. illis patria nimis
cara et commune nomen est <funi~)cum [parentes] 3: nos et parentes
ipsos, si contra dominum suaserint, abhorremus. illis extra civitatem
suam vivere gravis poena est: Christiano totus hic mundus una
domus est. Der Autor kann einen größeren Gedanken nicht ge-
1 Härnack trennt dies Sätzchen von dem vorausgehenden durch ein
Komma, Hartel durch einen Punkt.
2 Von mir ergänzt; Gegensatz ist multos exules deserta respublica. . .
sentiret. Wie Harnack den Satz versteht, ist mir trotz der Übersetzung
unklar; in der Anmerkung wirft er die Frage auf, ob infernae sedis horrorem
ein Accusativus Graecus sei.
3 commune nomen est [cum parentibus] Hartel, der dazu bemerkt,
daß seine Handschriften fast alle cum parentes geben. Harnack verteidigt
cum parentibus: ‘es kann des Folgenden wegen nicht entbehrt werden’. Er
übersetzt: ‘ihnen istdie Vaterstadtallzuteuer, nach der sie sich auch samt
ihren Vorfahren nennen’. Schade, daß solch ein Mißgriff gerade in einer
Polemik gegen einen Philologen wie Hartel vorkommt. In nomen adsci-
scere heißt in die Familie aufnehmen, commune nomen ist die Verwandtschaft,
das Haus (Gegensatz noch in mundus una domus est). Der Autor zeigt gerade
durch den Zusatz parentes ipsos, daß er vorher einen anderen, allgemeineren
Ausdruck gewählt hat. Das erste parentes — und das hat ja einzig als Über-
lieferung zu gelten — ist handgreifliches Glossem. Richtig ist die Bemerkung,
daß auf die passio Perpetuae cap. 2 ff. angespielt wird.
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diesen Teil für erledigt hält, in erster Linie gegen seine Quelle,
also wieder gegen Monceaux. Er hat gegen alle Vorgänger die
These aufgestellt, daß die vita et passio von den Akten ganz un-
abhängig ist, und er hat nicht bei allen Nachfolgern Glauben
gefunden.
Ich beginne — recht unpraktisch — mit einer textkritischen
Frage, die für die Entscheidung zunächst nicht einmal etwas
austrägt. Der Autor eröffnet diesen Teil c. 11 mit der Erwähnung
des Exils, die er etwas seltsam mit dem letzten, lange zurückliegen-
den Faktum, das er in der vita erwähnt hat, der Pest, verbindet:
his tam bonis et tam piis actibus supervenit exilium. hanc enim
vicem semper repraesentat impietas, ut melioribus peiora restituat
[et quid sacerdos dei proconsule interrogante responderit, sunt acta
quae rejerant] 1 2: excluditur interim civitate ille, qui fecerat boni
aliquid pro civitatis salute, ille, qui laboraverat, ne viventium
<m civitatey 2, oculi paterentur infernae sedis horrorem, ille, inquam,
qui excubiis pietatis invigilans, pro nefas, ingrata bonitate provi-
derat, ne omnibus tetram civitatis faciem relinquentibus multos
exules deserta respublica ac destituta patria sentiret. sed viderit
saeculum, cui inter poenas exilium computatur. illis patria nimis
cara et commune nomen est <funi~)cum [parentes] 3: nos et parentes
ipsos, si contra dominum suaserint, abhorremus. illis extra civitatem
suam vivere gravis poena est: Christiano totus hic mundus una
domus est. Der Autor kann einen größeren Gedanken nicht ge-
1 Härnack trennt dies Sätzchen von dem vorausgehenden durch ein
Komma, Hartel durch einen Punkt.
2 Von mir ergänzt; Gegensatz ist multos exules deserta respublica. . .
sentiret. Wie Harnack den Satz versteht, ist mir trotz der Übersetzung
unklar; in der Anmerkung wirft er die Frage auf, ob infernae sedis horrorem
ein Accusativus Graecus sei.
3 commune nomen est [cum parentibus] Hartel, der dazu bemerkt,
daß seine Handschriften fast alle cum parentes geben. Harnack verteidigt
cum parentibus: ‘es kann des Folgenden wegen nicht entbehrt werden’. Er
übersetzt: ‘ihnen istdie Vaterstadtallzuteuer, nach der sie sich auch samt
ihren Vorfahren nennen’. Schade, daß solch ein Mißgriff gerade in einer
Polemik gegen einen Philologen wie Hartel vorkommt. In nomen adsci-
scere heißt in die Familie aufnehmen, commune nomen ist die Verwandtschaft,
das Haus (Gegensatz noch in mundus una domus est). Der Autor zeigt gerade
durch den Zusatz parentes ipsos, daß er vorher einen anderen, allgemeineren
Ausdruck gewählt hat. Das erste parentes — und das hat ja einzig als Über-
lieferung zu gelten — ist handgreifliches Glossem. Richtig ist die Bemerkung,
daß auf die passio Perpetuae cap. 2 ff. angespielt wird.