Griechische Kalender. III.
IU
AnomaJie der Sonnenbewegung war so weit beobachtet, daß man
das IntervaH zwischen Frühlingsgleiche und Sommerwende ats
das iängste erkannt hatted^) Gegen Demokrit., dessen Intervalle
schlechthin symmetrisch(91 91 91: (92)) sind, bedeutet Eukte-
mons Verfahren einen FortschritE und man darf staunen, daß
ilm Eudoxos nicht mitgemacht hat; bei ilnn haben eben theore-
tische Erwägungen das ganze System bestimmt (vgl. TANNERY,
Nem. de Bordeaux, III. serie, torne 2 (1886), 179ff.). Nun lrat
freilich BöCKH (S. 45) geglaubt, dem Euktemon einen noch viel
bedeutenderen Fortschritt zuschreiben zu dürfen. Er meinte ein
Zeugnis dafür zu haben, daß Euktemon (und Meton) die Anomalie
bereits so genau wie Kallipp bestimmt hätten, d. h. nahezu mit
der Exaktheit eines Hipparch (vgl. über ihn Gem. I, 13, p. 8, und
A. 2 bei MANiTius). Aber ich finde das in der Stelle nicht an-
gegeben; sie lautet (Simplic. in Arist. De caelo, p. 497, 18 Hei-
berg): λέγέΐν γάρ αύτόν (scit. Κάλλιππον) φησιν (scil. Ευδημοο), [hc,]
crnep οί μοταΕύ τροπών τε καί ίσημοριών χρόνοι τοσοΰτον διαφέρουσίν,
οσον Εύκτήμονι και Μέτωνι έδόκει, ούχ ίκανάο eivai τάο Tpeic σφαίροω
έκατέρω πρότ τό σώΣίοιν τά φαινόμενα διά τήν έπίφαινομένην δηλονόπ
ταΐτ κινήσ^σιν αύτών άνωμαλίαν. Der Satz richtet seine Spitze zunäclist
gegen Eudoxos, der mit clrei Sphären auszukonnnen gtaubte, einer für
clen Tageslauf, einer für den Jabrestauf der Sonne und einer für die
„Nutation" der Sonnenbahn (vgt. ScHiAPARELLi, t. c., S. 12211.; REHM,
P.A^hss., Bd. V, 2212). Mehr als diese dreifache Bewegung liatten
auch die Vorgänger des Eudoxos nicht anerkannt (vgl. Simpl.,
p. 493, 11: ΕύδόΕω καί roic πρό αύτοΰ τρέίο ό ήλιοο έδόκοι κινοΐ-
σΤαι κινήσοιτ). Da meint nun Kallippos: ,,lVenn man über-
liaupt (εΐπερ) eine Anomalie der Sonnenbewegung gelten läßt,
und sei der Betrag auch nur so groß wie ilin Euktemon und
Meton annahmen, so genügen die drei Sphären zur Erklärung
der Sonnenbewegung nicht mehr". Über clen Betrag dieser Ano-
matie nach Euktemon und Meton ist in dem Satze jedenfatts
nichts ausgesagt, selbst für den nicht, der kein „Nur" hineinliest.
Nach dem Bislrerigen finde ich also keinen Anlaß, den An-
gaben des Pap. Eucl. zu mißtrauen. So kommt. man denn darauf
hinaus, anzunehmen entweder, daß Euktemon sein ursprüngliches
13) Etwa in cliesem Sinn werden die Zahlen des Pap. Eud. auch — ohne
irgendeinen Zweiiel an der l'erlässigleit — verwertet und beieuchtet von
SCHIAPARELLI (Le sfere omocent.riche di Eudosso etc., übers. von IIORN. Zeitschr.
f. Math. u. Phys. XXII, Suppl I, 170f.).
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AnomaJie der Sonnenbewegung war so weit beobachtet, daß man
das IntervaH zwischen Frühlingsgleiche und Sommerwende ats
das iängste erkannt hatted^) Gegen Demokrit., dessen Intervalle
schlechthin symmetrisch(91 91 91: (92)) sind, bedeutet Eukte-
mons Verfahren einen FortschritE und man darf staunen, daß
ilm Eudoxos nicht mitgemacht hat; bei ilnn haben eben theore-
tische Erwägungen das ganze System bestimmt (vgl. TANNERY,
Nem. de Bordeaux, III. serie, torne 2 (1886), 179ff.). Nun lrat
freilich BöCKH (S. 45) geglaubt, dem Euktemon einen noch viel
bedeutenderen Fortschritt zuschreiben zu dürfen. Er meinte ein
Zeugnis dafür zu haben, daß Euktemon (und Meton) die Anomalie
bereits so genau wie Kallipp bestimmt hätten, d. h. nahezu mit
der Exaktheit eines Hipparch (vgl. über ihn Gem. I, 13, p. 8, und
A. 2 bei MANiTius). Aber ich finde das in der Stelle nicht an-
gegeben; sie lautet (Simplic. in Arist. De caelo, p. 497, 18 Hei-
berg): λέγέΐν γάρ αύτόν (scit. Κάλλιππον) φησιν (scil. Ευδημοο), [hc,]
crnep οί μοταΕύ τροπών τε καί ίσημοριών χρόνοι τοσοΰτον διαφέρουσίν,
οσον Εύκτήμονι και Μέτωνι έδόκει, ούχ ίκανάο eivai τάο Tpeic σφαίροω
έκατέρω πρότ τό σώΣίοιν τά φαινόμενα διά τήν έπίφαινομένην δηλονόπ
ταΐτ κινήσ^σιν αύτών άνωμαλίαν. Der Satz richtet seine Spitze zunäclist
gegen Eudoxos, der mit clrei Sphären auszukonnnen gtaubte, einer für
clen Tageslauf, einer für den Jabrestauf der Sonne und einer für die
„Nutation" der Sonnenbahn (vgt. ScHiAPARELLi, t. c., S. 12211.; REHM,
P.A^hss., Bd. V, 2212). Mehr als diese dreifache Bewegung liatten
auch die Vorgänger des Eudoxos nicht anerkannt (vgl. Simpl.,
p. 493, 11: ΕύδόΕω καί roic πρό αύτοΰ τρέίο ό ήλιοο έδόκοι κινοΐ-
σΤαι κινήσοιτ). Da meint nun Kallippos: ,,lVenn man über-
liaupt (εΐπερ) eine Anomalie der Sonnenbewegung gelten läßt,
und sei der Betrag auch nur so groß wie ilin Euktemon und
Meton annahmen, so genügen die drei Sphären zur Erklärung
der Sonnenbewegung nicht mehr". Über clen Betrag dieser Ano-
matie nach Euktemon und Meton ist in dem Satze jedenfatts
nichts ausgesagt, selbst für den nicht, der kein „Nur" hineinliest.
Nach dem Bislrerigen finde ich also keinen Anlaß, den An-
gaben des Pap. Eucl. zu mißtrauen. So kommt. man denn darauf
hinaus, anzunehmen entweder, daß Euktemon sein ursprüngliches
13) Etwa in cliesem Sinn werden die Zahlen des Pap. Eud. auch — ohne
irgendeinen Zweiiel an der l'erlässigleit — verwertet und beieuchtet von
SCHIAPARELLI (Le sfere omocent.riche di Eudosso etc., übers. von IIORN. Zeitschr.
f. Math. u. Phys. XXII, Suppl I, 170f.).