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Thiersch, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 4. Abhandlung): Ein parthenonisches Giebelproblem — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33047#0009
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Zur Deutung der erhaltenen Figuren vom Parthenon-ostgiebel.

9

Die enge Zusammengehörigkeit der drei Gestalten K, L und M,
von Furtwängler, MW. 245 sehr betont 4 und schon in ihren Sitzen
unbestreitbar angedeutet, bleibt also nach wie vor bestehen.

II.

Unter den Moiren ist es aber eine, die den eigentlichen Kern
cler Trias ausmacht, ihre feste Mitte ; eine, clie älter, ehrwürdiger,
mächtiger ist als die heiclen anderen, die ursprünglich vielleicht allein
cla war, bevor es eine solche Trinität gab. Sie ist die eigentlich
Bestimmencle. Die beiden ancleren umgeben sie nur wie symmetrisch
gestaltete, dualistisch geartete jüngere Emanationen ihres eigenen
Wesens, weniger drohencl, wesentlich freundlicher 5: Verdünnungen
jener uralten universalen furchtbaren Macht. So sind sie gleich-
sam zwei Schwingen, einander gleich geartet, an einem zentralen
Körper, aus diesem hervorgewachsen und zu weitem Fluge sich ent-
faltend schon in sehr alter Zeit (vgl. Usener, Dreiheit, bes. über clie
„Zwingherrschaft“ cler vervielfachenden Dreizahl).

Bei Homer ist es zuerst Aiaa allein, welche dem Neugeborenen
den Lebensfaden spinnt (II. 20, 127), nur eine Moire, meist
düsteren Charakters wie ein Todesdämon, da sie vor allem die
Todesstunde herbeiführt. So in der Ilias (vgl. Bohse, Die Moira
bei Homer, Programm des Kgl. Westgymnasiums in Berlin 1893,
und Weizsäcker bei Roscher unter „Moira“). Dann gesellten sich
in der Oclyssee (VII, 197) zu Aisa Gehilfinnen derselben Tätigkeit,
ernste Schwestern, KÄujfie^ ßapelai.

Erst bei Hesiod (Aspis 258—260), und das an einer auf ihre
Ursprünglichkeit hin angefochtenen Stelle, erscheint deutlich aus-
gesprochen clie Trias cler Moiren, aber eben so, clah wieder eine
aus ihrer Mitte sich ahhebt als von hervorragender Bedeutung,
wenn auclr kleiner, unscheinbarer, so doch die Hauptperson:

tujv ye pev aXXduuv TtpocpepiR x’ ljv Ttpeö'ßuTdxi'i Te,
wobei ich clas letztere Präclikat mehr auf clie Würde und Wichtigkeit
ihrer Stellung als auf das Alter beziehen möchte.

Diese eine Hauptmoire, clie vornehmste von clen clreien, ist
Atropos, also diejenige, die das Leben zu seinem Encle und Ziel
bringt, die düsterste, unerbittlichste unter clen Unerbittlichen: keine

4 „Sie griffen alle drei ganz eng ineinander.“

5 Z. B. Juvenal, IX, 135: at mea Clotho et Lachesis gaudent —- Weg-
lassung der Atropos.
 
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