Zur Deutung der erhaltenen Figuren vom Parthenon-ostgiebel. 11
Wie sich das antike Triptychon der Moiren in den ieugriechischen
Märchen des öfteren wieder zusammengefaltet hat zu einem schein-
bar einzigen Blatt, wie sich da die einst künstlich auseinander-
gelegte Trias in der „Mira“ wieder auf den uralten Singular redu-
ziert, ist besonders durch die Sammlungen von Iriotis ( 0 KaKo-
poipdpevo«; etc.), Politis (MeXexfj errl toü ßiou tüuv veuuxepujv 'EXXpvuuv
II, 208 ff.) und Bernh. Schmidt, Das Volksleben der Neugriechen I,
210ff. bekannt. Weitere Literatur siehe bei Roscher, M. L. II, 3102.
Wie dann nicht nur bei den Griechen, sondern auch hei den
alten Italikern die Dreizahl der „Fata.“ aufgefaht wurde als eben-
solche Zusammensetzung von zwei gleichen und einer dazu kon-
trastierenden dritten Gestalt, davon wird bei der altrömischen Figur
der Parca — denn so im Singular steht sie zuerst da — die Rede
sein. Wie bei den Griechen zuweilen allein, ohne die Schwestern,
erscheint Atropos auf dem etruskischen Meleagerspiegel, Gerhard I,
176 (Athrpa).
Die Vorsteliung von dem Primat der einen unter den dreien, von
der also differenzierten Trias der Schicksalsgöttinnen: zwei günstig,
eine eher ungünstig, scheint überhaupt allgemein europäisch-indo-
germanisch zu sein. Daß die keltischen Matronae, die germanisch-
nordischen Nornen, die Schicksalsfrauen und guten Feen unseres
Mittelalters, die indischen „Ambas“ (= Mütterchen) im Grunde
identisch sind mit den griechischen Moiren und römischen Parzen,
darüber scheint ein Zweif'el nicht mehr zu bestehen. Vgl. Mogk,
Grundrih der german. Philologie I, 998, 1023; E. H. Meyer 259ff.;
Pv. M. Meyer 154. f Wertvolle ITinweise zuletzt bei Ernst Maass,
„Heilige Nacht“ in der Internationalen Wochenschrift für Wissen-
schaft, Kunst uncl Technik 1910, 673ff.: Phokäa-Massilia und deren
Tochterstädte als Bindeglied zwischen den griechischen pi]Tepe<; und
den keltischen matronae; ihre Ghristianisierung in den „tresmaies“;
ihre Verschmelzung mit den römischen Parzen in Britannien
(Weihinschrift „Matribus Parcis“); die XVeihnacht der Angelsachsen
noch bei Beda eigentlich die „Nacht der Mütter“ (matrum nox);
das Decken von Tischen abends für die altheidnischen Parzen um
die Jahreswende, noch unter Bischof Burchard von Worms; das
Auftreten der drei weißen Frauen um Weihnacht in schwäbischen
Sagen; die als weibliche Engel gedachten Fravaschis der Iranier,
welche in den letzten Tagen des alten und ersten Tagen des neuen
•Jahres auf die Erde herabkommen uncl sicli von clen Menschen als
deren Schutzgeister mit Lieclern und Gaben feiern lassen. Maass
Wie sich das antike Triptychon der Moiren in den ieugriechischen
Märchen des öfteren wieder zusammengefaltet hat zu einem schein-
bar einzigen Blatt, wie sich da die einst künstlich auseinander-
gelegte Trias in der „Mira“ wieder auf den uralten Singular redu-
ziert, ist besonders durch die Sammlungen von Iriotis ( 0 KaKo-
poipdpevo«; etc.), Politis (MeXexfj errl toü ßiou tüuv veuuxepujv 'EXXpvuuv
II, 208 ff.) und Bernh. Schmidt, Das Volksleben der Neugriechen I,
210ff. bekannt. Weitere Literatur siehe bei Roscher, M. L. II, 3102.
Wie dann nicht nur bei den Griechen, sondern auch hei den
alten Italikern die Dreizahl der „Fata.“ aufgefaht wurde als eben-
solche Zusammensetzung von zwei gleichen und einer dazu kon-
trastierenden dritten Gestalt, davon wird bei der altrömischen Figur
der Parca — denn so im Singular steht sie zuerst da — die Rede
sein. Wie bei den Griechen zuweilen allein, ohne die Schwestern,
erscheint Atropos auf dem etruskischen Meleagerspiegel, Gerhard I,
176 (Athrpa).
Die Vorsteliung von dem Primat der einen unter den dreien, von
der also differenzierten Trias der Schicksalsgöttinnen: zwei günstig,
eine eher ungünstig, scheint überhaupt allgemein europäisch-indo-
germanisch zu sein. Daß die keltischen Matronae, die germanisch-
nordischen Nornen, die Schicksalsfrauen und guten Feen unseres
Mittelalters, die indischen „Ambas“ (= Mütterchen) im Grunde
identisch sind mit den griechischen Moiren und römischen Parzen,
darüber scheint ein Zweif'el nicht mehr zu bestehen. Vgl. Mogk,
Grundrih der german. Philologie I, 998, 1023; E. H. Meyer 259ff.;
Pv. M. Meyer 154. f Wertvolle ITinweise zuletzt bei Ernst Maass,
„Heilige Nacht“ in der Internationalen Wochenschrift für Wissen-
schaft, Kunst uncl Technik 1910, 673ff.: Phokäa-Massilia und deren
Tochterstädte als Bindeglied zwischen den griechischen pi]Tepe<; und
den keltischen matronae; ihre Ghristianisierung in den „tresmaies“;
ihre Verschmelzung mit den römischen Parzen in Britannien
(Weihinschrift „Matribus Parcis“); die XVeihnacht der Angelsachsen
noch bei Beda eigentlich die „Nacht der Mütter“ (matrum nox);
das Decken von Tischen abends für die altheidnischen Parzen um
die Jahreswende, noch unter Bischof Burchard von Worms; das
Auftreten der drei weißen Frauen um Weihnacht in schwäbischen
Sagen; die als weibliche Engel gedachten Fravaschis der Iranier,
welche in den letzten Tagen des alten und ersten Tagen des neuen
•Jahres auf die Erde herabkommen uncl sicli von clen Menschen als
deren Schutzgeister mit Lieclern und Gaben feiern lassen. Maass