Metadaten

Thiersch, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 4. Abhandlung): Ein parthenonisches Giebelproblem — Heidelberg, 1913

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33047#0033
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Deutung der erhaltenen Figuren vom Parthenon-ostgiebel.

33

geborener. Allen dreien ist die fürsorgende Pflege des jungen
Lebens tatsächlich gemeinsam. Solcher Dreivereine in eben dieser
Zusammensetzung hat es im Altertum viele gegeben ; dem Namen
nacli freilich sehr verschieden, aber im Wesen clieselbe Idee ver-
körpernd, in der Hauptsache also einander gleich.

Auf die interessanten Kultterrakotten aus Tanagra (Winter,
Typenkatalog I, 64, 1 = Abb. 8), wo in einer Ädicula Hermes neben
zwei gleichgekleideten Mädchen steht, hat schon Usener, Dreiheit 324,
aufmerksam gemacht. Unter den beiden werden die zwei segens-
reichen Trdp9-evoi oder KÖpai zu verstehen sein, die in Böotien be-
sonders häufig anzutreffen sind uncl in ihrem Wesen zwischen Horen,
Ghariten und Nymphen hin- und herschwankencl gar nicht irnrner
einen bestimmten Namen tragen. (Usener setzte sie in Beziehung
zu den „weißen Damen“ von Delphi und denen von Sparta, dem
weiblichen Gegenstück der
dortigen Dioskuren, den bei-
den Leukippiden.)

Für Sparta bezeugt
Pausanias III, 14, 6 einen
Kult der Eileithyia vereinigt
mit dem der Artemis Hege-
mone und cles Apollon Kar-
neios, des agrarischen Haupt-
gottes von Altlakedaimon.

Für diesen kombinierten
Kult haben jetzt die engli-
schen Ausgrabungen auch
den monumentalen Beleg er-
bracht: archaische Terrakot-

ten und Elfenbemplatten, archaisch| Tcrracottareiief arls Sparta.

welche in der Mitte von (Nach Annual of the Brit. School at Athens

zwei weiblichen Wesen ein XIV> P- 66-)

männliches zeigen, alle drei

nackt und mit unverkennbar geschlechtlichen Gesten (Abb. 9). Vgl.
Annual XIV, p. 66, Fig. 7 c, und XV, 22.

Dann gab es, ebenfalls schon in archaischer Zeit, auf Delos
einen weiblichen Dual, der im grohen Apolloheiligtum dort seinen
Sitz liatte, örtlich angegliedert an das Heiligtum der Artemis, in
der Kultsage verbunden mit Eileithyia (Herodot IV, 33—35). Das
sind die zwei Hyperboräerinnen, die einmal unter den Namen

SitzungsUericlHe der Heideib. Akademie, pliilos.-hist. Kl. 1913. 4. Abh. 3
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften