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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 5. Abhandlung): Lykische Zwölfgötterreliefs: Untersuchungen zur Geschichte des dreizehnten Gottes — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33048#0015
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Lykische Zwölfgötter-Reliefs.

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der auch die inhaltliche sich fügt, hat schon Kaibel hingewiesen,
die Zwölfzahl hätte Ludwich bei seinen zahlensymbolischen Studien
(Homerischer Hymnenbau, Leipzig 1908) verwerten können. Die
zwölf Götter dieser Inschrift sind also doch wohl die griechischen,
die wir zur Erklärung der zwölf Gestalten cter lykischen Reliefs
nicht heranziehen dürfen. Dagegen muß gerade im Hinblick auf
diese Reliefs an eine feine Eeobachtung Benndorfs erinnert werden.
Wenn dieser Harpagide das Siegesdenkmai, das zugleich auch das
Heroon ist, wo er nach seinem Tode hausen wird, in das Temenos
der Zwölfgötter stellt, dann gesellt er sich gewissermahen als drei-
zehnter im Bilde zu ihnen, denn es ist anzunehmen, dah auf der
Stele sein Standbild angebracht war. Dies wäre dann das älteste
Beispiel einer von dem Willen des Herrschers selbst ausgehenden
Verbindung von Herrscher- und Zwölfgötterkult, und für die viel-
erörterte Frage nach der Herkunft des Herrscherkultes ist es
beachtenswert, dah wir gerade im Orient diese Vereinigung um
fast ein Jahrhundert früher fmden als in Griechenland selbst,
während wir dort eine vergleichbare Ehrung des toten, heroisierten
Feldherrn durch das clankbare Volk schon in der ersten Hälfte des
V. Jahrhunderts wahrscheinlich fanden (vgl. Anm. 8).

Während sich hier der einheimische Llerrscher zu den fremden
Zwölfgöttern gesellt, haben wir auf den um etwa neun Jahrhunderte
späteren Reliefs wohl den fremden Herrn unter zwölf heimischen
Lanclesheroen. Die äußere Gestalt dieser lykischen bdjbeica heoi
legt uns den Gedanken an Krieger, oder, der Hunde wegen, die
ihnen unterhalb des Inschriftstreifens beigegeben sind, an Jäger
nahe. A. v. Domaszewski erinnert mich mit Recht an die aypioi
•9-eoi, die in den Höhlen cles Kragos hausten. Alexander Poiyhistor
dachte sie sich als die vergötterten Landesheroen, eine andere
antike Überlieferung setzte sie den Titanen gleich. 20 Daß sie in
Lykien Kult genossen, sehen wir aus Inschriften. Einen „Priester

Strabo p. 372 f., vgl. Roscher, Abhandl. d. Sächs. Gesellsch. d. W. XXIV, 1, 1904,
S. 39. Anderes über Rundzahlen in Lykien unten Anm. 27.

20 Eustath. zu Dionys. Perieg. 847: dv toutlu be cpamv oi naXaioi tuj Kpdyiu
-&eu)v öofPiwv avTpa etvai. Steph. Byz. Kpayoc, öpo<; AuKiaq. ’AkeSavbpoi; beu-
Tepiu AuKiaKiuv • ccrrö Kpdyou tou TpepiXpTot; uiou, pr)Tpö<; be TTpaSibiKi'iq vüpcppq -
övTauöa b’ eTvai Kai tö ÖTtovopaZö|aeva &eu)v dypiiuv avTpa. d'irahavaTia'&fivai
ydp cpacn Toöq Ttepi töv Kpdyov. — Hesych: aypioi &eoi • oi TiTaveq. Benndorf,
Reisen I, 76, Anm. 4; Treuber, Beiträge z. Gesch. d. Lykier, Progr. Tübingen
1886, S. 31; M. Mayer, Roschers Lexikon li, 1489f.; über die Quellen dieser
Nachrichten vgl. Stemplinger, Studien zu den E0NIKA des Stephanos von Byzanz,
Progr. München 1902, 32; Höfer, Roschers Lexikon III, 2924.
 
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