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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 5. Abhandlung): Lykische Zwölfgötterreliefs: Untersuchungen zur Geschichte des dreizehnten Gottes — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33048#0026
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26

Otto Weinreich:

laufenden und fast die halbe Höhe einnehmenden Horizontalen.
Während innerhalb des horizontalen Götterstreifens die Trennung des
Mittelsten von den andern nur schwach markiert ist, erhält er eine
sehr entschiedene Betonung in vertikaler Richtung; diesem Zweck
dient die epistylartige Bearbeitung der Randleiste über seinem
Haupt und die Anordnung des Adoranten unter ihm. Die Tiere sind
zwar axial unter die Götter gestellt, aber (bis auf die Kopfdrehung)
im Profil gegeben, bilden also zu der starren Frontalität der Per-
sonen einen belebenden Kontrast. Dadurch, dah die Tierstreifen
antithetisch angeordnet sind, wirken sie der linksläufigen Bewegung
des Personenstreifens entgegen und betonen wieder, wie auch die
im unteren Feld symmetrisch verteilten Buchstaben, die Zentrali-
sierung. So wird ein entschiedener Eindruck von Einheit und Ge-
schlossenheit in der Gesamtwirkung erreicht.

Es wird jetzt, wo die lykischen Reliefs ihre Verwandtschaft
mit dem Reliefstil konstantinischer Zeit gezeigt haben, weniger pa-
radox erscheinen, wenn ich sie mit altchristlichen Aposteldarstel-
lungen vergleiche und damit nun auch eine inhaltliche Parallel-
erscheinung hinzufüge.

VI.

Christus- und Zwölfapostel-Darstellung-en.

Christentum und Heidentum in Lykien.

Das mythologische Schema des „Uberschüssigen“ hat in der
Anordnung Ghristi zwischen seinen zwölf Begleitern eine darstei-
lerische Lösung gefunden, die zuweilen lebhaft an die lykischen
Reliefs gemahnt. Ich muß mich mit einigen Andeutungen be-
gnügen, da nhr hier die einschlägige Literatur zum größten Teil
unzugänglich ist (auch das Buch von J. E. Weis-Liebersdorf, Christus-
und Apostelbilder, Freiburg 1902 kenne ich nur dem Titel nach);
des vorläufigen Charakters, den dieser Versuch infolgedessen trägt,
bin ich mir wohl bewufit, und ich würde ihn nicht vorlegen, wenn
ich nicht hoffte, dah Berufenere zu dem Problem Stellung nähmen,
das ich hier melir andeuten als lösen kann. Zunächst sei auf eine
syrische Silberschale des VI. Jhds. mit Darstellungen aus dem Leben
Christi hingewiesen, die mir besonders deshalb wichtig erscheint, weil
sie deutlich unter dem Einfluß persischer, sassanidischer Kunst steht,
also in die Gegenden führt, wo wir das Kompositionsprinzip
schematischer Reihung iclentischer Gestalten besonders ausgebildet
 
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