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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 5. Abhandlung): Lykische Zwölfgötterreliefs: Untersuchungen zur Geschichte des dreizehnten Gottes — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33048#0034
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34

Otto Weinreich:

Während eine große Zahl von Göttern durch unmittelbar ver-
ständliche Symbole vertreten sind — z. B. Artemis hat als Symbol
Bogen und Pfeil, Isis ein Sistrurm Dikaiosyne die Wage, Poseidon
Dreizack und Delphin, Tyche Füllhorn, Hephaistos Schmiedewerk-
zeuge, Helios das Sonnenrad 44 usw. —, waren andere Gottheiten
durch Zeichen vertreten, deren Bedeutung den Priestern des Heilig-
tums klar gewesen sein mag, von uns aber kaum mehr erraten
werden kann. Aber sinnlos sind auch diese nicht gewählt; es ist
z. B. ganz verständüch, daß solche Gottwesen, die nicht als indivi-
duelle, sondern als zu einer Gruppe zugehörig in Betracht kamen,
kein individuelles Zeichen erhielten, wie es Wage, Dreizack, Füllhorn
oder sonst ein Attribut gewesen wäre. Für sie wählte man generelle
Zeichen, Striche und Punkte in verschieclenen Kombinationen. Die
dYreXot sind durch clrei Punkte vertreten (3), die Traiöeq des Asklepios
ebenfalls, nur durch anders gestellte (13), Heroinen durch vier (33)
und Heroen durch fünf Punkte (32), also immer eine unbestimmte
Vieiheit, vertreten durch ein allgemeines Symbol. Die Allheit ist
clurcli zwölf Punkte vertreten, die wie aucli die meisten andern
Symbole in einen Kreis eingeschrieben sind; wir finden dies Symbol
(43) bei folgenden Weihungen:

IG. IV 1001. 1002 (üeoi^) Tidcriv derfeveecfö'i,

995 Trdcn Kai Tracraiq,

1037. 1038 Havüeiaii. 45

Sowohl Blinkenberg wie Fränkel haben, gewiß mit Recht, dies
Symbol zu den zwölf Göttern in Beziehung gesetzt. Nun ist aber
das Auffallendste dies: zu der einzigen Weihung an clie Zwölfgötter,
A| u]di[ö]e[Ka | ffecuv IG. IV 1280 tritt nicht der Kreis mit den zwölf
Punklen in der geläufigen Form, sonclern in der Mitte ist zu den
zwölf Punkten noch ein kleiner Kreis hinzugefügt. Die durch die
Zwölf repräsentierte Allheit wird also im Symbol von der eigent-
lichen Zwmlfheit unterschieden, und zu den zwölf Punkten im Symbol
der eigentlichen Dodekas tritt ein neues Zeichen, gewissermaßen
der „Überschüssige“, hinzu. Eine Erklärung dafür weiß ich nicht

44 So deutet Blinkenberg das Symbol 28, während Fränkel es anders auf-
faßt: „Sol etiundens radios“; wenn die Sonne gemeint wäre, würden die Strahlen
wohl nicht von einem Punkt, sondern von einem kleinen Kreis ausgehen wie in
Nr. 47. Fiir die Bedeutung der 7- und 8-Zahl im Altertum ist beachtenswert,
daf3 das Symbol in zwei Formen erscheint, als siebenspeichiges Rad IG. IV, 1001
und als Rad mit 8 SpeichenlG. IV, 1002; dies letzte Beispiel kann die Ausführungen
von Boll, Wochenschrift f. klass. Philol. 1913, Nr. 5, S. 123 ff., ergänzen.

45 Vgl. dazu Hepding, Athen. Mitt. XXXV, 1910, S. 454.
 
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