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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 5. Abhandlung): Lykische Zwölfgötterreliefs: Untersuchungen zur Geschichte des dreizehnten Gottes — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33048#0035
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Lykische Zwölfgötter-Reliefs.

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zu geben. Ich dachte an Hestia, die wir im platonischen Phaidros
gleichsam als „Überschüssige“ bei den zwölf Göttern fanden
(oben IV), und dachte claran, daß sich inmitten des Rundes der
Tholos, des Zwölfgötterheiligtums der Rundaltar der Hestia be-
fand (Exkurs III). Aber dieser Einfall darf nicht einmal als
schüchterne Hypothese auftreten, weil er die anderen epiclaurischen
Symbole und Punktreihen, die doch konform zu deuten sind, unerklärt
ließed 6 Nur das ist festzuhalten: wie sich Tholos uncl Pantheon
gleichen, so sind auch die Symbole von Zwölfgötter- uncl Allgötter-
kult einander angeglichen.

Exkurs II.

Zur Redeutung der 13.

Zum Thema der 12 + 1 gestatte man noch eine Remerkung;
sie betrifft die Unglücksbedeutung der Dreizehn. Dah sie bei den
Griechen zum mindesten nicht vorherrschend war, ist schon aus
dem, was über die Eedeutung des xpicrKat5eKaTO(; heog gesagt
wurde, ersichtlichd 7 Nocli einen „dreizehnten Gott“ mufi ich hin-
zufügen: den berühmten Altar cles Mitleids auf der+gora in Athen
bezeichnet Philostratos einmal als Altar „gleichsam des dreizehnten
Gottes“. 48 Hier könnte die steigernde Eecleutung der 13 vorliegen,

46 Namentlich gilt dies für Nr. 10, wo das 9punktige Symbol des Apollon
um 4 weitere Punkte vermehrt ist, die in jeden Kreisquadranten eingesetzt sind; es
unterscheidet sich also von dem der 12 Götter. Vielleicht wird ein Kenner
antiker Zahlenmystik über manche dieser Symbole Aufklärung geben können.
— Ich freue mich, hier eine evidente Erklärung des Symbols der Oupavia mit-
teilen zu dürfen, die ich Svoronos verdanke. Es ist aufzufassen als flüchtige
Darstellung des Sonnendiskus mit Strahlen, wie durch einen Vergleich mit den
Münzen von Uranopolis in Makedonien absolut sicher hervorgeht (vgl. Beschrei-
bung der antiken Münzen zu Berlin II, S. 162, Taf. VI, Nr. 56; Brit. Mus. Gat.
Macedonia, S. 133; Svoronos, BGH. XVIII, 1894, S. 106, Fig. 15). Damit ist auch
das Zeichen fiir luexripfa gedeutet, bei dem der äußere umrahmende Kreis weg-
gelassen und in den strahlenumgebenen Sonnendiskus zur Unterscheidung vom
Symbol der Oüpavfa neun Punkte gesetzt sind (48). Daß auch luuxripfa die
leuehtende Sonne zum Symbol hat, ist nicht verwunderlich, da auixripia und qpuj<;
in zahlreichen Fällen gleichwertig sind, namentlich in der religiösen Sprache der
Mysterien und des Ghristentnms. Wer die Semasiologie des Begriffes cpux;
schreiben wird, die eben Norden, Agnostos Tlieos, 299 A. 1; 396 wieder wünscht,
und zu der ich hoffe bald einige Beiträge geben zu können, darf das epidaurische
Symbol nicht übersehen.

47 Mehr über diese Frage bei Nagel; das eben erschienene Buch von
E. Böklen, Die Unglückszahl Dreizehn und ihre mythische Bedeutung, kenne ich
nur dem Titel nach, einsehen konnte ich es nicht mehr.

48 Philostr. ep. 39, p. 479, Hercher, Epistol. Gr.: töv ’EXeou ÖGxqaavTO
ßuiqöv uic; TpiGKaibeKaTou ffeou. Die ältere Literatur verzeichnet Waser, P.-W. V,

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