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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 5. Abhandlung): Lykische Zwölfgötterreliefs: Untersuchungen zur Geschichte des dreizehnten Gottes — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33048#0037
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Lykische Zwölfgölter-Reliefs.

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hat dor moderne Mythos, dem das antike Gewand docli nicht nur
äußerlich umhängt, mit dem alten gemein. Nur würde man sehr
irren, wenn man dafür irgendeine Reminiszenz an den xpicrKai-
öeKaiog heoq der Antike verantwortlich wähnte.

Exkurs III.

Pantheon und Tholos.

Es wäre eine wertvolle Analogie zu der Stellung des Kaisers
zwischen den Zwölfgöttern, wenn sich eine Vermutung E. Petersens
(„Pantheon?“ Melanges Boissier 1903, S. 391 ff.) bestätigen liefse.
Petersen geht von einem Relief der Trajanssäule aus (Cichorius,
Taf. LXVI), das den Kaiser vor einem Bauwerk mit großer offener
Nische oder Exedra opfernd zeigt. Die sechs Altäre dabei deutet
Petersen ansprechend auf ein Opfer an die Zwölfgötter’ so wie ja
auch beim lectisternium sechs pulvinaria für die Zwölf dienen, je
eines für ein Paar. Dagegen kann die aus dieser Analogie er-
schlossene Deutung eines Baues in Timgad, der eine große Apsis
mit sechs Nischen auf den Seiten und einer Mittelnische zeigt, nicht
aufrecht erhalten werden. Petersen hatte das Gebäude als Heilig-
tum der Zwölfgötter zu erklären versucht, die paarweise in clen
sechs Nischen gestanden hätten —- unabhängig von ihm hatte auch
Schulten (Arch. Anzeiger 1904, S. 134) an die zwölf Götter oder
zwölf Eponymen cler Kurien gedacht — und in der Mittelnische
vermutete er vielleicht den Kaiser oder das Kaiserpaar (zu letz-
terem gäbe es meines Wissens keine Analogien). Aber neuere in-
schriftliche Funde und weitere architektonische Untersuchung des
Baues haben ergeben, daß dieser Apsisbau die Bibliothek von Timgacl
war, in deren Nischen, wie auch sonst in römischen Bibliotheken,
z. T. Bücherregale angeordnet waren; vgl. Schulten, a. a. 0. 1905,
S. 89; 1906, S. 162 f.; 1907, S. 173; Boeswillwald-Cagnat-Ballu,
Timgad, S. 297 ff.; 304 A. 1; 353 A. 1; Cagnat, Les Bibliotheques
municipales dans l’Empire romain (Mem. de l’Acad. ch Inscr. XXXVII1,
1909, S. 5 ff.; 10 ff.). Dah im Pantheon zu Rom clie zwölf Götter
enthalten waren, ist wohl sicher (vgl. Maass, Tagesgötter 297;
Petersen 395), aber ob man sie in clen sieben Nischen aufgestellt
denken kann, w'-eiß ich nicht. Dio LIII 27 sagt über das ndvbeiov
folgendes; TrpooaYopeueTai öe oütuj Tdya pev öti ttoXXüüv heüuv eiKÖ-
vac, ev toi<; dyaXpaai, tüj Te tou ' Apeun; Kai tüj ttG ’AcppoöiTqq,
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