Parma imd die päpstliche Bestätigung der Geseilschaft Jesu 1540. 19
Auch diese Widerstände selbst, die eben in den schweren Be-
denken des Kardinals bestanden, bleiben uns völlig dunkel, cla
die Unbestimmtheit seiner Ausdrücke — „Einzigartigkeit“ und
„Gefährlichkeit“ des Ordens —- nur Vermutungen zuläßt. Sollte
Guidiccioni als Kardinal 75a) in dem Orden, der sich in einzigartiger
Weise dem Papste zur Verfügung stellte und eine Gesellschaft
von Priestern bildete, eine Gefahr für die Macht der Hierarchie
gesehen, sollteer, der mit Reformideen aller Art beschäftigt war 75b),
von den Jesuiten eine Störung seiner Pläne befürchtet haben ? Denn
nicht von Neuschöpfungen, sondern nur von der Belebung altbewähr-
ter Institutionen erwartete er die erwünschte Kräftigung des kirch-
lichen Organismus 750). Meinte er, daß sie, wie man es mit dem General
sage, die Verpflichtung, sämtlichen Armen wöchentlich ein Brot von neun
Unzen zu geben. Habe man doch zu anderen Zeiten der Not und besonders
damals, als Lauro Tagliafero Verwalter dieses Bistums gewesen wäre, wöchent-
lich 70 Stück Mehl bewilligt! Und damals wären nicht so viele Arme gewesen
wie jetzt. Friedrich von Prato solle also den Kardinal bitten, ein solches Al-
mosen zu veranlassen, das man lieber vermehren statt wie gewöhnlich ver-
mindern solle, was auch die ganze Stadt hoffe. Er möge die Ausführung
der Angelegenheit möglichst beschleunigen und ihnen ebenso schnell Nach-
richt davon geben. Am 13. Februar (1540) konnte Friedrich von Prato (cf.
Tacch.Vent., Doc. ined., n. 52,p. 571 f.) seinen anziani melden: Auf seinen Vor-
trag bezüglich der Almosen im Bistum habe ihm der Kardinal von Santa Fiora
geantwortet: nach seiner Ansicht solle man in seinem Bistum die Almosen
spenden, die auf Grund einer Anweisung seiner Vorgänger gegeben zu werden
pflegten. Und in diesem Sinne habe er auch an seinen Generalvikar schreiben
lassen. Schon wäre der Brief di buona manera unterzeichnet gewesen, wie er
mit eigenen Augen gesehen habe, da hätte ihn der Kardinal zurückhalten
lassen auf Anstiften einiger seiner Beamten, die kein anderes Ziel verfolgten,
als sich durch Ersparen einiger Pfennige in seine Gunst zu setzen. Habe auch
so diese Angelegenheit keinen Erfolg gehabt, so höre er doch nicht auf, ihn
in jederWeise zu ermuntern, und noch habe er die Hoffnung nicht verloren,
ihn zu gewinnen. — Wir wissen freilich nicht, ob es ihm gelungen ist. — 75a)_Seiner
Ernennung zum Kardinal im Dezember 1539 (cf. V. Schweitzer, a. a. O.,
p.155) folgte sein verschärfter Widerstand auf dem Fusse (cf. supra p. 10). —
75b) V. Schweitzer, a. a. 0., p. 41 f., s. namentlich Guidiccionis großes Werk
De visitatione, a. a. O., p. 41 5 u. seinen Traktat De ecclesia, a. a. 0., p. 152 u.
Anm. 2; cf. ferner V. Schweitzer, a. a. O., p. 5lff., 142f., 157f., 189ff., 193f.
— 75°) V. Schweitzer, a. a. 0., p. 194. — Daß Guidiccioni in einer Zeit, da man
auf den Gedanken, die Einheit der Kirche durch Pmformen zu retten, noch
nicht verzichtet hatte, irgendwelche Rücksichten auf die Protestanten zu
nehmen wünschte, ist unwahrscheinlich, vgl. z. B. seine Außerung: man dürfe
sich nicht lange bei den Irrlehrern aufhalten oder mit ihren Vertretern aus-
führlich disputieren cf.V. Schweitzer, a. a. 0.,p. 190: „Um diese Ansicht näher
zu begründen, stellt er die Hauptirrtümer der Reformatoren zu-
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Auch diese Widerstände selbst, die eben in den schweren Be-
denken des Kardinals bestanden, bleiben uns völlig dunkel, cla
die Unbestimmtheit seiner Ausdrücke — „Einzigartigkeit“ und
„Gefährlichkeit“ des Ordens —- nur Vermutungen zuläßt. Sollte
Guidiccioni als Kardinal 75a) in dem Orden, der sich in einzigartiger
Weise dem Papste zur Verfügung stellte und eine Gesellschaft
von Priestern bildete, eine Gefahr für die Macht der Hierarchie
gesehen, sollteer, der mit Reformideen aller Art beschäftigt war 75b),
von den Jesuiten eine Störung seiner Pläne befürchtet haben ? Denn
nicht von Neuschöpfungen, sondern nur von der Belebung altbewähr-
ter Institutionen erwartete er die erwünschte Kräftigung des kirch-
lichen Organismus 750). Meinte er, daß sie, wie man es mit dem General
sage, die Verpflichtung, sämtlichen Armen wöchentlich ein Brot von neun
Unzen zu geben. Habe man doch zu anderen Zeiten der Not und besonders
damals, als Lauro Tagliafero Verwalter dieses Bistums gewesen wäre, wöchent-
lich 70 Stück Mehl bewilligt! Und damals wären nicht so viele Arme gewesen
wie jetzt. Friedrich von Prato solle also den Kardinal bitten, ein solches Al-
mosen zu veranlassen, das man lieber vermehren statt wie gewöhnlich ver-
mindern solle, was auch die ganze Stadt hoffe. Er möge die Ausführung
der Angelegenheit möglichst beschleunigen und ihnen ebenso schnell Nach-
richt davon geben. Am 13. Februar (1540) konnte Friedrich von Prato (cf.
Tacch.Vent., Doc. ined., n. 52,p. 571 f.) seinen anziani melden: Auf seinen Vor-
trag bezüglich der Almosen im Bistum habe ihm der Kardinal von Santa Fiora
geantwortet: nach seiner Ansicht solle man in seinem Bistum die Almosen
spenden, die auf Grund einer Anweisung seiner Vorgänger gegeben zu werden
pflegten. Und in diesem Sinne habe er auch an seinen Generalvikar schreiben
lassen. Schon wäre der Brief di buona manera unterzeichnet gewesen, wie er
mit eigenen Augen gesehen habe, da hätte ihn der Kardinal zurückhalten
lassen auf Anstiften einiger seiner Beamten, die kein anderes Ziel verfolgten,
als sich durch Ersparen einiger Pfennige in seine Gunst zu setzen. Habe auch
so diese Angelegenheit keinen Erfolg gehabt, so höre er doch nicht auf, ihn
in jederWeise zu ermuntern, und noch habe er die Hoffnung nicht verloren,
ihn zu gewinnen. — Wir wissen freilich nicht, ob es ihm gelungen ist. — 75a)_Seiner
Ernennung zum Kardinal im Dezember 1539 (cf. V. Schweitzer, a. a. O.,
p.155) folgte sein verschärfter Widerstand auf dem Fusse (cf. supra p. 10). —
75b) V. Schweitzer, a. a. 0., p. 41 f., s. namentlich Guidiccionis großes Werk
De visitatione, a. a. O., p. 41 5 u. seinen Traktat De ecclesia, a. a. 0., p. 152 u.
Anm. 2; cf. ferner V. Schweitzer, a. a. O., p. 5lff., 142f., 157f., 189ff., 193f.
— 75°) V. Schweitzer, a. a. 0., p. 194. — Daß Guidiccioni in einer Zeit, da man
auf den Gedanken, die Einheit der Kirche durch Pmformen zu retten, noch
nicht verzichtet hatte, irgendwelche Rücksichten auf die Protestanten zu
nehmen wünschte, ist unwahrscheinlich, vgl. z. B. seine Außerung: man dürfe
sich nicht lange bei den Irrlehrern aufhalten oder mit ihren Vertretern aus-
führlich disputieren cf.V. Schweitzer, a. a. 0.,p. 190: „Um diese Ansicht näher
zu begründen, stellt er die Hauptirrtümer der Reformatoren zu-
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