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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1913, 9. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund: IV. König Heinrich V. von England und Herzog Johann von Burgund im Jahre 1414 — Heidelberg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.33052#0006
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6

Otto Cartellieri:

hältnis des Burgimders zu dem „Gegner von Frankreich“. War
es denn möglich, daß Johann die Armagnaken bekämpfte, ohne
dabei mit Karl VI. in Konflikt zu geraten, der doch damals alles
tun mußte, was jene wollten ? Die Engländer stellten heikle Fragen.
Sie setzten den Fall, ihr König und Johann seien gleichzeitig im
Felde, da wolle König Karl zwischen dem Burgunder und den
Armagnaken vermitteln; oder Karl gebiete seinem Lehnsmann,
von dem Kampf gegen die französischen Prinzen abzulassen
und Heinrich zu bekriegen. Was würde dann geschehen ? Wie
würde sich Johann verhalten, wenn Karl die beiden Bundesgenossen
angriffe ? wenn Heinrich in Frankreicli außerlialb der den Armag-
naken gehörigen Gebiete eine Eroberung machen wollte ?

Auf diese und andere Fragen konnten die burgundischen Ge-
sandten keine bestimmte Antwort geben, da clie Vollmachten nicht
ausreichten. Da alles auf Johann ankam, war es am einfachsten,
die Verhandlungen an seinem Hofe fortzusetzen. Am 4. Juni 1414
stellte König Heinrich seinen Vertretern drei Vollmachten aus,
um mit dem Herzog ein Bündnis 13 und einen Heiratsvertrag 14
zu schließen, sowie den Lehnseid in Empfang zu nehmen 15.

Wenige Tage zuvor hatte Heinrich von neuem andere Ge-
sandte beauftragt, seine Heirat mit Karls VI. Tochter Katharina
zu betreiben. Weiterhin folgten noch entsprechende Anweisungen 16.
Erfuhr Johann das Doppelspiel des Königs ? Von einer Heirat
mit der burgundischen Prinzessin verlautete jedenfalls zunächst
nichts mehr. Vielleicht war es Johann im Grunde ganz recht.
Dünkte doch manchen eine eheliche Verbindung mit dem Lancaster
recht gefährlich, da dessen Vater, Großmutter und Urgroßvater
angeblich am Aussatz gestorben waren 17. In Ypern am 7. August

13 Gote d’Or B. 11 926 Org. Perg.; BN. Bourg. 95 p. 481; Foedera IY, 2 79.

14 Cöte d’Or B. 296 Org. Perg.; BN. Bourg. 55 fol. 120; Foedera IY, 2 79
(im Syllabus of . . . Rymers Foedera II 579 fälschlich ,,the French king’s
daughter Katherine“). — Vgl. dazu L. § 2. q. § 11.

15 Foedera IV 2, 80. — Lord le Scrope war vom 25. Juni bis 28. Okt.,
Philipp Morgan vom 26. Juni bis 4. Okt. 1414 unterwegs; Ramsay I 185.
Anm. 4 u. Publ. Rec. Off., Exchequer nuncii regis.

16 Schon am 28. Januar, dann am 31. Mai, 18. und 22. Juni 1414 ver-
pflichtete sich König Heinrich zunächst bis zum 1. Mai des Jahres, dann
bis zu einem von den Gesandten zu bestimmenden Termin, keinen anderen
Ehevertrag zu schließen als mit Katharina von Frankreich; Foedera IV, 2
66, 67,77, 81.-—■ Zu dem Heiratsplan vgl. Monstrelet II 404; Juvenal 265;
Religieux V 228 f.

17 In der Denkschrift: Pro informacione domini regis et consilii sui in
facto Henrici, filii Henrici Lancastrie, qui nuper destruxit rege[m Ricardumi
 
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