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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 1. Abhandlung): Über die grundsätzliche Unmöglichkeit einer Vereinigung von universeller Teleologie und Mechanismus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33291#0012
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4

Hans Driesch:

„Teleologiscli“ oder „zweckmäßig“ oder ,,zielstrebig“ sind
alle eine noch nicht vollendete Ganzheit verwirklichenden Vor-
gänge. Insonderheit wird von „zweckmäßigen“ Vorgängen bei
durch den handelnden Menschen verwirklichten Ganzheiten
geredet. Logisch aber gebülirt dem Begriffe Ganzheit stets der
Vorrang, und den Worten teleologisch, zweckmäßig usw. muß
auf jeden Fall, wenn überhaupt sie in einer logischen Unter-
suchung gebraucht werden dürfen, jeder, aucli der geringste psy-
chologische Beigeschmack genommen sein.

2. Die heute übliche Lehre von einer „Vereinigung“ von
Mechanismus und Teleologie sagt, kurz gefaßt, dieses: Alles
Wirkliche ,,erscheint“ unter der Form des Mechanismus; anderer-
seits geschieht im Bereiche dieses Wirklichen die Verwirklichung
eines Reiches von Zwecken, ja letzthin eines obersten Zweckes.

Der Nachdruck liegt darauf, daß alles Wirkliche jedenfalls
aucli unter der Form des Mechanismus erscheine, daß es,
mit anderen Worten, niclits Wirkliches geben soll, welches nicht
seine mechanistische Erscheinungsform hat. Dieser Gedanke
ist, wie gesagt, letzthin in der spinozistischen Metaphysik ver-
ankert, er kann aber ohne Rücksicht auf sie gedacht werden,
und so wollen wir ihn hier fassen. Alsdann aber gestaltet sich
die Lehre von der Vereinigung von Mechanismus und Teleologie
in strenger Fassung wie folgt:

Vorausgesetzt, daß es ein „Wirkliches“ in irgend einer Fonn
gibt, so kennen wir von ihm, ob wir es schon in seinem ,,an sich“
nicht irgendwie zu erkennen vermögen, jedenfalls einen Wesenszug
beziehungsmäßiger Art:

Das „Wirkliche“ ist so geartet, daß jedes einzelne
Ivennzeiclien der es kennzeichnenden Mannigfaltigkeit
für micli als Erlebenden, der ich ein Teil von ihm bin,
ein Raumzeichen besitzt. Soviel Raumzeichen, soviel letzte
Qualitäten und Relationen im Wirklichen. Das Wirkliche ist aber
andererseits als Ganzes zu denken; also ist aucli die Gesamtheit
der Raumzeichen für mich als Erlebenden ein Ganzes.

Es ist nun nicht schwer zu zeigen, daß eine solche Lehre,
ein solclier raumhafter oder spinozistisclier Ordnungs-
monismus, wie wir kurz sagen wollen, wirklich in jeder Be-
ziehung als eine Vereinigung von ,,Mechanismus“ und ,,Teleo-
logie“ versagt.
 
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