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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 12. Abhandlung): Eros und Psyche in der ägyptisch-griechischen Kleinkunst — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33315#0005
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Eros und Psyche.

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Lampe aus der Sammlung E. y. Sieglins verweisen, die gerade

R. Pagenstecher in den Sitzungsbericliten der Heidelberger
Akademie 1 veröffentlicht hatte (Taf. I, Fig. 1). Der beflügelte
Eros, kindlich gebildet, liegt schlummernd auf dem Lager, auf dem
vor ihm ein Laternchen steht. Hinter ihm erhebt sich, nur im
Oberkörper sichtbar, von demselben Lager 2 mit strengem, fast
feindlichem Ausdruck Psyche 3 und faßt mit der rechten Hand seine
rechte Schulter. Die Darstellung ist nicht olme weiteres ver-
ständlich; sie entspricht niclit recht der Erzählung des Apuleius,
nach der Psyche, als clas Lämpchen vorgeholt ist, sich vor dem
Lager stehend in Liebe über Eros beugen müßte; vorher, ehe
sie das Götterkind erblickt, hat sie freilich geplant, ihm mit
einem Messer den Kopf abzuschneiden. Dennoch ist sofort klar
und auch von Pagenstecher richtig erkannt, daß zwischen der
Erzählung und der Darstellung irgend ein Zusammenhang besteht.

2. Eine andere Darstellung wies mir zunächst Prof. W. Spiegel-
berg in clem Auktionskatalog: Collection H. Hoffmann 3 e partie:
Antiquites Egyptiennes, Paris 1894, nach (No. 539, Abbildung auf

S. 172). Aus den Notizen und Sammlungen Prof. Wilh. Webers
erkannte ich, daß sie in die Sammlung von P. Arndt in München
übergegangen ist, clessen Güte ich eine ausgezeiclmet scharfe
Photographie verdanke (Tafel I, Fig. 2). Auf einer Tonlampe in
Flaschenform ist Psyche stehend in langem, gegürtetem Gewande
dargestellt. Die rechte Hand hebt sie in Verzweiflung über clen
Kopf; die Füße haben keinen festen Stand, das linke Ivnie knickt
ein; sie ist im Zusammenbrechen. An ihrer rechten Seite steht,
um die Situation zu kennzeichnen, eine Laterne (Lämpchen). Von
links eilt Eros, kindlicli gebildet, in heftiger Bewegung herbei;
sein Kopf trägt den etwas herabgesunkenen dicken, für Ägypten
charakteristischen Blütenkranz, vom Rücken fließt die lange
Chlamys herab. Mit der linken Hand faßt er nach Psyches Kinn
uncl Wange, um sie zum Kuß an sich zu ziehen; unter dem linken

1 Jahrgatig 1911, Abh. 9.

2 Der Künstler denkt sich ihren Unterkörper offenbar von dem des
Eros verdeckt; den Oberkörper aufrichtend stützt Psyche sich mit der linken
Hand auf eine durch den Flügel des Eros verdeckte Erhöhung.

3 Auch wenn man auf den Gesichtsausdruck bei derartigen Werken
nicht viel Wert legt, zeigt doch die Kopfhaltung zwingend, daß der Künstler
nicht ein Betrachten des schlafenden Eros oder eine zärtliche Neigung zu ihm
darstelleü will. Andrerseits fehlt ein Werkzeug, mit dem Psyche etwa den
Eros verletzen könnte.
 
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