Clodius Tuscus. Von Lorenzo Bianchi.
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P gibt eine späte und schlechte Fassung des Kalenders mit
willkürlichen Kürzungen und Vernachlässigungen. Die Hs. zeigt
schon byzantinische Formen, wie βροχίτζα, φαίνουνται, öuvouv,
άστρίτϋην (vgl. Jannaris, An historical Greek Grammar, London
1897, § 777, 778, 1040; und Sophokles, Greek Lexikon of
the Roman and Byzantine Periods, New-York 1887, S. 37), und
hat zumeist mit Clodius, aber auch mit Aetios Berührungen;
manchmal sind, wie der Apparat zeigen wird, die Angahen mit
Aetios wörtlich identisch. Der Bearbeiter hat offenbar den Ka-
lender des Clodius ebenfalls noch namenlos vorgefunden und
sicli deshalb zu solchen Änderungen auch sprachlicher Natur
berechtigt gefühlt, wie sie bei solcher Vulgärliteratur ungleich
leichter gewagt werden als bei den durch Verfassernamen ge-
deckten Schriften.
Was Wachsmuth S. XLIIff. seiner Einleitung zu Lydus
de ostentis zum Beweise seiner Ansicht Amrbringt, kann eben-
sogut für meine oben geäußerte Annahme verwendet werden.
Wenn nämlich Columella und der sogenannte Clodianische Ka-
lender in vielen Punkten übereinstimmen, so beruht das liach
Wachsmuth darauf, daß beide auf den römischen Bauernkalender
zurückgehen. 29) So wird auch jeder andere, der für praktische
Zwecke einen lvalender schrieb, sich den üblichen angeschlossen
haben. — Wenn Ovid in seinen Fasti in mehreren Punkten ab-
weicht, so wird er noch andere Ouellen benutzt haben, vvelche
die Verfasser praktischer Kalender, wie Columella und die Ur-
heber der uns vorliegenden, nicht interessierten. 29a)
AVie kommt nun Wachsmuth dazu, die erwähnten Kalender
auf Clodius Tuscus zurückzuführen? Die Ansicht AVachsmuths,
daß alle erwähnten Kalender auf einen bestimmten Urheber hin-
weisen, habe ich als unrichtig zu zeigen versucht. IJie Frage,
ob alle Kalender von Clodius Tuscus stammen, ist damit erledigt.
Es handelt sich jetzt nur noch darum, ob ein Clodius Tusous leinen
29) Siehe junten S. 17 f. Wenig kann man lernen über da,s Verhältnis des
Columella zn den üblichen Kalendem aus den Ausführungen darüber von
W. BECHER, De L. J. Moderati Oolumellae vita et scriptis (Diss. Leipzig 1897),
S. 46 ff.
29a) Ygi. clazu die analogen Ausführungen WlSSOWAS über Ovids Fasti
in seinen Ges. Abh., S. 271, der erklärt Ovidium diversa diversae aetatis
hemerologia inspexisse, und die Arbeit von WlSSOWAS Schüler C. Franke, De
Ovid. Fastor. font., Hall. Diss. 1909.
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P gibt eine späte und schlechte Fassung des Kalenders mit
willkürlichen Kürzungen und Vernachlässigungen. Die Hs. zeigt
schon byzantinische Formen, wie βροχίτζα, φαίνουνται, öuvouv,
άστρίτϋην (vgl. Jannaris, An historical Greek Grammar, London
1897, § 777, 778, 1040; und Sophokles, Greek Lexikon of
the Roman and Byzantine Periods, New-York 1887, S. 37), und
hat zumeist mit Clodius, aber auch mit Aetios Berührungen;
manchmal sind, wie der Apparat zeigen wird, die Angahen mit
Aetios wörtlich identisch. Der Bearbeiter hat offenbar den Ka-
lender des Clodius ebenfalls noch namenlos vorgefunden und
sicli deshalb zu solchen Änderungen auch sprachlicher Natur
berechtigt gefühlt, wie sie bei solcher Vulgärliteratur ungleich
leichter gewagt werden als bei den durch Verfassernamen ge-
deckten Schriften.
Was Wachsmuth S. XLIIff. seiner Einleitung zu Lydus
de ostentis zum Beweise seiner Ansicht Amrbringt, kann eben-
sogut für meine oben geäußerte Annahme verwendet werden.
Wenn nämlich Columella und der sogenannte Clodianische Ka-
lender in vielen Punkten übereinstimmen, so beruht das liach
Wachsmuth darauf, daß beide auf den römischen Bauernkalender
zurückgehen. 29) So wird auch jeder andere, der für praktische
Zwecke einen lvalender schrieb, sich den üblichen angeschlossen
haben. — Wenn Ovid in seinen Fasti in mehreren Punkten ab-
weicht, so wird er noch andere Ouellen benutzt haben, vvelche
die Verfasser praktischer Kalender, wie Columella und die Ur-
heber der uns vorliegenden, nicht interessierten. 29a)
AVie kommt nun Wachsmuth dazu, die erwähnten Kalender
auf Clodius Tuscus zurückzuführen? Die Ansicht AVachsmuths,
daß alle erwähnten Kalender auf einen bestimmten Urheber hin-
weisen, habe ich als unrichtig zu zeigen versucht. IJie Frage,
ob alle Kalender von Clodius Tuscus stammen, ist damit erledigt.
Es handelt sich jetzt nur noch darum, ob ein Clodius Tusous leinen
29) Siehe junten S. 17 f. Wenig kann man lernen über da,s Verhältnis des
Columella zn den üblichen Kalendem aus den Ausführungen darüber von
W. BECHER, De L. J. Moderati Oolumellae vita et scriptis (Diss. Leipzig 1897),
S. 46 ff.
29a) Ygi. clazu die analogen Ausführungen WlSSOWAS über Ovids Fasti
in seinen Ges. Abh., S. 271, der erklärt Ovidium diversa diversae aetatis
hemerologia inspexisse, und die Arbeit von WlSSOWAS Schüler C. Franke, De
Ovid. Fastor. font., Hall. Diss. 1909.