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Bianchi, Lorenzo; Clodius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 3. Abhandlung): Griechische Kalender: IV. Der Kalender des sogenannten Clodius Tuscus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33297#0014
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Griecliis'clie Kalender. IV.

bee-timmten der vorliegenden Kalender verfaßt habe, nämlich den
von Lydus henutzten. Prüfen wir zunächst die zu Anfang oder
Schluß der Kalender genannten Autoren.

Dem Clodius Tuscus ist der Text zugeschrieben in C, R, S,
B, E (s. u.); dem Claudius Ptolemäus in 0 und der Übersetzung
des Leonieo; dem Hermes Trismegistos in V; anonym sind F,
D, M, P und N; nicht zu entscheiden ist die Urheberschaft bei
T und G. Alle Hss., in denen das Kalendarium dem Clodius
Tuscus zugeschriehen ist, enthalten zugleich entweder, wie C,
die Werke oder wenigstens Auszüge aus Lydus, und sind somit
als aus Lydus abgeschrieben erwiesen. 30)

Die anonymen, abgesehen von F und D, oder dem Claudius
Ptolemaeus bzw. Hermes Trismegistos zugeschriebenen Hss. ent-
halten keine Exzerpte aus Lydus. Daraus ist ersichtlich, daß
der Kalender auch sonst (außer I)ei Lydus) überliefert war. Die
ganz kurzen anonymen Exzerpte aus Lydus, die sich in F und D
fmden, sind gewiß nicht direkt. aus einer Hs. des ganzen Lydus;
übernommen, sondern schon als anonyme Exzerpte abgeschfieben
und unabhängig von der Überlieferung des Kalenders in diesen
zwei Hss., der nicht aus Lydus stammen kann, wie schon
der Titel und die Textverschiedenheiten zeigen. E hatte zunächst
denselben Titel wie F (war also anonym); dann aber sind Ein-
leitungsworte, wie sie C und B' enth'alten, zugefügt, und in diesen
ist Cloclius Tuscus als Urheber bezeichnet. Also hatte der
Schreiber von E zwei Vorlagen.

Auffallend ist, claß so viele der Texte anonym überliefert
sind. Darin sind wohl alle Forscher einig, daß Hernies Trisine-
gistos uncl Ptolemaeus Autorennamen sind, die hier nachträg-
lich zu dem anonymen Kalender hinzugefügt wurden, um
diesem mehr Ansehen zu verschaffen. — Wie verhält es sich
nun mit Clodius Tuscus als Verfasiser ? Ist auch er erdichtet
ocler wirklich der Verfasser (ocler besser Bearbeiter) eines
Kalenclers ?

Wie Wachsmuth aus Gellius V 20, 2 schließt, war Clodius
Tuscus ein Grammatiker 31), cler sehr wohl einen Kalender ver-

30) F und D enthalteai Fraginhaite des Lyelus, dort sind, die Kalender aber
amonyrn.

31) Die Zeugnisse über ihn sind bei SCHANZ, Geschichte der Römisclien
Literatur 3, II. Teil, I. Hälfte (1911), S. 5291., zusainmengestellt.
 
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