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Bianchi, Lorenzo; Clodius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 3. Abhandlung): Griechische Kalender: IV. Der Kalender des sogenannten Clodius Tuscus — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33297#0019
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Clodius Tuscus. Von Lorenzo Bianchi.

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chischen schon etwa hundert Jahre vor Lydus. Βρουμάλια kommt
auch bei Choricius ed. Foerster, Ind. lect, Vratisl. 1891/92, p. 5ff.,
vor. Weiteres s. bei Pauly-Wissowa s. v. ßruma. Deshalb kann
die Anwendnng des Wortes bei Lydus nicht als Beweis dafür gebraucht
werden. dafi er unmittelbar auf eine lateinische Quelle zurückgehe.

Für falsche Übersetzungen des Lyclus führt Wachsmuth nur
folgende drei Fälle an: ,,S. 119, 10 πρώτον] videtur vertere
prima nocte. — ebenda . . . praeter usum hic λόγος et p. 124, 4
φασι dictum est idque solum de ‘sagitta’; an falso intellectis
v. quam dicunt (f. p. 123, 19; 12δ, 1)? —- S. 126, 6 νότου]
tergore Leon. i. e. νώτου . .; sed recte Ungerus animadvertit
verbis ό ίχθυς άπο νότου hic et. v. 14 et ad 2 Sept. adhibitis
male verti piscis austrinus.“ Daß Wachsmuth selbst diese Be-
weise nicht f'ür sehr überzeugend hielt, zeigt schon die Art,
wie er sie anführt, Ich brauche sie wohl kaum zu widerlegen.

Wenn damit gezeigt ist, daß keine Belege für eine direkte
lateinische Vorlage des Lydus vorhanden sind, so läßt sich im
CTegenteil beweisen, daß er eine griechische gehabt hat. Zu-
nächst ist diese Annahme eine Konsequenz meiner obigen Aus-
führungen. Wir haben gesehen, daß. nehen Lydus und den auf
ihn zurückgehenden Ivalendern (C, II, S, B) noch andere grie-
chische Texte vorha.nden sind, die nicht auf ihn zurückgeführt
werden können, aber trotzdem große Ähnliclikeit mit seiner
Fassung aufweisen. Wenn wirklich der eine Kalender von Lydus
aus dem Lateinischen übersetzt wäre, dann müßten auch die
anderen auf ein lateinisches Vorbild zurückgehen. Dahei wäre
aher merkwürdig, daß wir Von der lateinischen Vorlage gar
nichts haben, während der Kalender in griechischer Form rnehr-
fach überliefert ist. Vor alleni aher wäre es zu auffallend, daß
die Redaktionen des'sellren Kalenders baid anonym umgingen,
bald irgendeinem Verfasser zugeschrieben wurdeu, wenn sie
wirklich auf eine bestimmte lateinische Quelle (nach Lydus
Clodius Tuscus) zurückgingen.

Bei der Annahme, daß die Texte auf ein lateinisches Vorbild
zurückgehen, wäre ferner die Tatsache merkwürdig, daß sie in
der Form große Ähnlichkeiten aufweisen und in Einzelheiten des
Inhaltes und der Ausdrücke doch wieder große Verschieden-
heiteri zeigen. Diese Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten sind
zu groß für Übersetzungen aus einer gemeinsamen fremden Öuelle.
Man kann ja woht annehmen, daß die verschiedenen Bearbeiter
 
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