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Cartellieri, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 6. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund: V. Fragmente aus der zweiten "Justification du duc de Bourgogne" des Magisters Johann Petit — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33309#0014
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14

Otto Cartellieri:

rung der Beschlüsse sei aber dnrch Ludwig nach der Beendigung
des ergebnislosen Feldzugs in der Guyenne vereitelt worden.
Hierzu kônnen wir wieder den Beligieux heranziehen 1 : Ludwig
sah sich wohl genôtigt, die kgl. Ordonnanzen vom 18. Februar
1407, welche den Wünschen der Universitât nachkamen, zu unter-
schreiben, aber er wußte ihre Verôffentlichung zu hintertreiben. —

Der Abt von Gerisi 2 hatte dem Herzog Johann auch insofern
schnöden Verrat und Vertrauensbruch vorgeworfen, daß er sich
auf das feierlichste mit Ludwig versôhnt, ja sogar einen Vertrag
geschlossen habe. Das geschah wohl nach dem großen Konflikt
im J. 1405, den Petit auch erwâhnt 3. Auf dem Fest in Com-
piègne im Juni 1406 wurde dann das Bündnis bestâtigt. ,,0 partie
adverse, que peuz tu cy respondre ? Se tu dis que tu l’as fait
occire pour raison des malefices qui par ton commandement
sont proposées contre lui, dy donques, pour quoy tu as fait et
promis aliances avec lui que tu tenoies si mauvais, si faulx et si
traistre, comme tu as fait proposerV Petit fand sich in einer recht
schwierigen Lage. Er sucht seinen Herrn damit herauszureden 4,
daß er behauptet, daß wohl Vertragsentwürfe (cedules) 5 aufgesetzt
wurden, aber kein eigentlicher Vertrag zustande kam. Wo blieben
aber alle Versprechungen und Freundschaftsbeteuerungen Johanns ?
Noch am 20. November, berichtet ein Chronist 6, nahmen Ludwig
und Johann zusammen nach der Messe das heilige Abendmahl
und schworen sich Freundschaft und Bruderschaft zu: drei Tage
danach und Ludwig fiel unter den Streichen der burgundischen
Mordgesellen. —

Ebenso unmôglich war es für Petit, Johanns Haltung nach
der Ermordung zu rechtfertigen 7. Becht bezeichnend ist der Ver-
such, das Gestândnis des Herzogs, auf des Teufels Betreiben

1 III 484 f. Vgl. auch Valois III 495; Haller I 291.

2 In Monstrelet I 304 f. 3 S. 30 und 41. 4 S. 31.

5 Leider sind sie nicht erhalten.

6 Jouvenel189. Br fol. 90 v, G219 v läßt sich auch Petit über den ,,ver-

traulichen“ Verkehr der beiden Vettern aus: Quant ad che que le proposant
de partie adverse dit que mondit segneur but et menga des espices en son
ostel: quant est du visiter, je dy que che fut bonne cautele ne elle n’est point
à reprouver; quant est des espices et du boire, il n’y menga ne but onques.
Et les espices qu’il prist il mist sur une fenestre pour che qu’il se doubtoit
d’estre enpoisonné. Car ledit criminel n’en mengoit point ne sy ne buvoit
dudit vin, disant que ch’estoit pour sa maladie, laquelle chose donnoit suspi-
cion à mondit segneur desdictes poysons (G f. 220). 7 S. 46.
 
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