Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0006
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

Richard Reitzenstein:

dessen Verfechter ist, wird, freilich nur zurückhaltend, angedeutet:
er gibt sich selbst als Schüler und Erben des von ihm gepriesenen
Gottesmannes; von ihm hat er Untergewand und Schaffell emp-
fangen, wie Elisa den Mantel seines Meisters Elias, mit dem An-
tonius ja direkt verglichen wird 1. Die Biographie ist zur wir-
kungsvollen Streitschrift geworden 2.

Das Werk, dessen Bedeutung für Athanasius wir kaum hoch
genug veranschlagen können, liat eine sehr schlichte und beschei-
dene Einkleidung: Eingang und Schluß charakterisieren es als
Brief, ja sogar als rascli liingeworfenen Brief 3, dessen Empfänger
freilich weder genannt noch irgend gekennzeichnet werden. Atha-
nasius will als persönlicher Bekannter — zugleich freilich wohl
auch als der immer noch rechtmäßige Bischof des Landes — nach
der Glaubwürdigkeit der Erzählungen von Antonius befragt wor-
den sein; sind doch nach ihm solche Erzählungen bis an die Grenzen
des Abendlandes, nach Spanien, Gallien und Rom gedrungen.
Athanasius scheint ihren Inhalt sogar zu kennen; er mahnt:
οίς μέν ούν ήκούσατε περί αύτοΰ παρά τών άπαγγειλάντων, μή άπι,στήσητε,
όλίγα δέ μάλλον άκηκοέναί, παρ’ αύτών νομίζετε. Er versichert,
daß auch sein eigener Bericht noch unvollständig bleiben wird
(ό/ίγα τών έκείνου μνημονεύσας έπιστείλω), auch wer ihn kennt, soll
jeden Ankömmling aus Ägypten nach Antonius ausforschen: Ι'σως
γάρ έκάστου λέγοντος δπερ οΐδε, μόγις έπαξίως έκείνου γένηται διήγησις.
Es ist die typischeForm nicht des großen Literaturwerkes, sondern
der persönlichen Erinnerung und Mitteilung, vgl. etwa Pseudo-
Lukian Demonax 67: ταΰτα όλίγα πάνυ έκ πολλών άπεμνημό-
νευσα, καί έστιν άπό τούτίον τοΐς άναγιγνώσκουσι λογίζεσΕαι, όποΐος

1 Charakteristisch ist dabei, daß mit vollkommenem Stillschweigen
übergangen wird, was jedem Fälscher das Wichtigste gewesen wäre, das Ein-
treten des Antonius für Athanasius bei dem Kaiser (Sozomenos II 31). Den
Briefwechsei mit Konstantin, welcher die Verwendung des Antonius nach-
drücklich zurückgewiesen hatte, erwähnt Athanasius (c. 81) nur in diploma-
tischer Weise, um Ruhm und Beliebtbeit seines Helden zu zeigen und ihn den
Herren der Erde gegenüber als den Größeren erscheinen zu iassen; sie werden
nicht gelobt und nicht getadelt; Antonius kümmert sich nicht um sie (vgl.
auch E. Schwartz, Nachrichten d.Gött. Ges. d. Wissensch. 1911 S. 427,3).

2 Unmittelbar auf die Weissagung cles Sieges der Kirche (c. 82) folgt
die Mahnung ού δεΐ δέ ήμας άπιστεΐν, εί δι’ άνθρώπου τοσαΰτα γέγονε θαύματα
(zu den Wundern gehört die Prophezeiung). Die Mahnung μόνον μή μιάνητε
έαυτούς μετά τών ’Αρειανών zeigt, daß der Kampf noch währt.

3 Vgl. p. 840 A (Migne): έπειδή δέ γάρ καί ό καιρός τών πλω'ίμων συνέκλειε
και ό γραμματοφόρος έσπευδε, διά τουτο . . . γράψαι έσπούδασα.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften