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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0009
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Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius.

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τής άσκήσεως). Sie wollen ihn nicht mehr versuchen, sondern ver-
jagen oder töten. Mit einer ausschweifend realistischen Phantasie,
die kaum in der Pachomius-Vita annähernd erreicht wird, schildert
Athanasius ihren Angriff. Sein Antonius bricht wie leblos unter
ihren Schlägen zusammen, wird von dem Bekannten so gefunden
und in das Dorf zurück in die Kirche getragen. Aber sobald er wieder
zu sich gekommen ist, läßt er sich in das Grab zurückbringen und
überwindet hier in einem neuen, noch schrecklicheren Nachtkampfe
die Dämonen. Sie weichen ohnmächtig, Lichtglanz erfüllt plötz-
lich den Raum, und Gott selbst verkündet seinem treuen Knechte,
daß er von Anfang an bei ihm gewesen sei und nur gewartet habe,
um seinen Kampf zu schauen 1. Nun er standgehalten habe, wolle
er mit ihm sein und ihn in aller Welt berühmt machen (cap. 8 — 10).
Holl läßt hier einen zweiten Teil schließen und beruft sich dafür
darauf, daß am Ende eine Altersbestimmung steht: Antonius war
zur Zeit dieser Vision 35 Jahre alt. Mich befremdet dabei, daß
dieser Teil bei ihm nur drei Kapitel, der bei ihm folgende deren
sechsunddreißig umfaßt, und daß es sich um einen Zeitraum von
wenigTagen handelt. Auch entspricht Holls Deutung nicht den
Worten des Athanasius. Für Holl gilt das Grab als Aufenthalt
und Sitz der Dämonen, nach Athanasius bedeutet das Übersiedeln
in das Grab den Einbruch des Asketen in die Wüste; ihn fürchtet
der Satan, und für ihn verheißt Gott seinen Beistand und knüpft
an sein Gelingen ewigen Ruhm 2. Es ist eine Entsendung, der hier
die Altersangabe beigefügt ist, wie z. B. in Rufins Historia mo-
nachorum c. 7 p. 410 D (Migne) der Entsendung des Apollonius
zur Missionspredigt die Angabe: mit 15 Jahren ging er in die Wüste
und übte 40,Jahre dort die Askese, da erscholl die Stimme Gottes

1 Es ist der stoische Gedanke, daß der 'Kampf’ des Weisen für Gott
ein Schauspiel ist, der durch die Märtyrerliteratur Allgemeingut der Christen-
heit geworden ist, vgl z. B. Seneca De providentia 2,8: ecce spectaculum
dignum ad quod respiciat intentus operi suo deus, ecce par deo dignum, vir
fortis cum fortuna mala compositus, utique si et provocavit.

2 In den Gräbern vor der Stadt wohnen auch die philosophischeü As-
keten (vgl z. B. Lukian Βίων πρασις cap. 9: τήν πατρώαν οίκίαν άπολί,πών ή τάφον
οίκήσεις ή πυργίον ερημον ή καΐ πίθον), nicht um mit Dämonen zu kämpfen,
sondern weil sie hier die einfachste Unterkunft finden. Die ägyptischen Gräber
eignen sich dazu sogar besonders und bieten noch heute dem Forschungs-
reisenden (z. B. Dümichen in Theben) Obdach. Wenn Athanasius gleich zu
Eingang erwähnt, daß der Satan die Wahl dieser Wohnstätte als Einbruch
in sein Reich faßt, so erklärt sich dies aus der Natur des Nillandes. Die Gräber
liegen hier am Wüstenrande, außerhalb des fruchttragenden Gebiets.
 
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