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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0018
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18

Richard Reitzenstein:

kürzere Aufenthalte in den άδυτα. Athanasius faßt es als einheit-
lichen Aufenthalt, verlegt diese Klausur und Weihe in die fernere
Wüste und nimmt die Schilderung des Antonius Diogenes hinzu.
Für die άλιμος τροφή tritt das seltsame, nur in der Thebais
bereitete Brot ein, das ein Bekannter alle Halbjahr bringen muß.
Es mag nicht zufällig sein, daß selbst das Lebensalter, in dem An-
tonius diese letzte Vorbereitungszeit beendet und Pythagoras nach
Apollonius zuerst als Lehrer vor den Griechen 1 auftritt, das gleiche
ist. Beide sind etwa 55 oder 56 Jahre.

Ich möchte vermuten, daß die sachlichen Angaben dieses
ganzen Teiles, der bis zur Gründung einer freien Mönchsgemein-
schaft reicht, sehr stark von dem literarischen Vorbild, einem
βίος Πυ-9-αγόρου, bestimmt sind. DenVorwurf der Unwahrhaftig-
keit dürfte man dabei — wenigstens nach dem Empfinden seiner
Zeit —■ dem Athanasius nur machen, wenn er wirklich beabsich-
tigte, ein geschichtlich treues Lebensbild und eine Schilderung
der wirklichen Verhältnisse und Vorgänge zu geben. Daß dabei
die Schilderung des Mönchtums zu allem, was wir sonst aus dieser
Zeit über es erfahren, im Widerspruch stünde, hatte Weingarten
durchaus richtig empfunden; er hätte es sogar, wenn er die Formen
des Mönchtums genauer beobachtet hätte, noch schätfer hervor-
heben können. Eine Erklärung des Widerspruchs versuchte
Eichhorn (Athanasii de vita ascetica testimonia collecta, Halle
1886, S. 11 ff.) mit der Bemerkung, Athanasius zeige in seinem Lobe,
was er wünsche, und Holl ist in dieser Erkenntnis noch weiter
gegangen und gibt manche Äußerlichkeit preis, um den Charakter
des Idealbildes zu betonen. Nur scheint es mir dann unmöglich,
dem Athanasius den Plan zuzuschreiben, die innere Entwick-
lung seines Helden zu zeichnen und dessen Person allein in den
Mittelpunkt zu rücken. Die große Rede über das Mönchtum hliebe
dabei ganz unerklärt. Es handelt sich mehr um die Institution
als um die Person. Athanasius sagt selbst im Eingang, seine Leser
wünschten das Mönchtum in Ägypten kennen zu lernen, um es
nachzuahmen oder zu überbieten; dies Mönchtum stelle er in dem
βίος ’Αντωνίου dar: εστι γάρ μοναχοΐς ίκανός χαρακτήρ πρός άσκησιν.
Er bittet die Leser im Scliluß : ταΰτα τοίνυν τοΐς μέν άλλοις άδελφοΐς
ά,νάγνωτε, 'ίνα μάΕωσιν όποιος όφείλει των μοναχων ό βίος εΐναι. Die
Annahme, daß er mehr didaktische als eigentlich biographisclie
Zwecke verfolgt und das Idealbild des Mönchtums in seinen ver-

Allerdings m Samos.
 
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