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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0021
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Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius.

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ins Groteske übersteigerte Motiv 1. Als Quelle dieses ganzen Teiles,
der mit mannigfachen Wiederliolungen in bunter Folge Wunder
und Visionen berichtet, nennt Athanasius Erzählungen der Mönche;
daß er sie als mündliche Berichte gefaßt wissen will, deutet die
Einleitung an (p. 857 B). Doch kann dies in der Fiktion des Buches
als Brief begründet sein. Die Mönchsgeschichte war, wie ich in
meinen Hellenistischen Wundererzählungen S. 56 ff. angedeutet
habe und bald hoffe näher beweisen zu können, als volkstümliches
διήγημα uffl die Mitte d.es vierten Jahrhunderts schon ausgebildet,
und wenn Athanasius Renntnis von δι,ηγήματα über Antonius bei
seinen Lesern voraussetzt, so kann er durchaus solche Literatur
meinen und — kann sie selbst benutzen.

Daß dies wirklich geschehen ist, schloß ich früher und schließe
ich noch heute aus dem Gegensatz, in dem die Erzählungen dieses
Teiles zu der großen Mahnrede des vorausgehenden stehen, in d.er
wir d.es Athanasius eigenste Lehre erkennen müssen. So verweilen
z. B. die Erzählungen gern bei den Beweisen eines wunderbaren
Vorherwissens (προγιγνώσκειν), clas ja in d.er gesamten frühen
Mönchserzählung immer der Erweis einer besonderen Begnadigung
ist. In d.er Rede lesen wir die Mahnung (c. 34 p. 893 A): δΌ-εν ού
δεΐ περί πολλοΰ ταΰτα ποιεΐσΤαι ο ύ δ έ δ ι ά τ α ΰ τ α άσκεΐσ-θ- αι
κ α ί π ο ν ε ΐ ν , ΐνα πρΐγινώσκωμεν, άλλ’ ΐνα Τεω καλώς πολιτευό-
μενοι άρέσωμεν, ευχεσΤαί τε χρή ούχ ΐνα προγινώσκωμεν ούδέ τοΰτον
τ ή ς άσκήσεως ά π α ι τ ε ΐ ν μ ι σ F ό ν , άλλ’ΐνα συνεργός ήμΐν
είς τήν κατά τοΰ διαβόλου νίκην 6 κύριος γένηται. εί δέ άπαξ και τοΰ
προγινώσκειν ήμΐν μέλει, κα-Β-αρεύωμεν τή διανοία. Athanasius kennt
Mönche, die durch ihre Askese clies χάρισμα erzwingen wollen. Es
gehört ja nach der heidnischen Anschauung notwendig zu dem
Begriff des Τεΐος άνήρ, unsere Zauberpapyri zeigen, wie der Magier
darum betet, und die angusteischen Dichter lehren, daß sich jeder
wandernde Bettelprophet dieser Gabe rühmt 2. Athanasius erkennt
sie tatsächlich auch den Heiden zu; die Dämonen können nach
ihm dasselbe bewirken 3. In höhere Ivreise führt uns Philostratus
im Leben des Apollonius: \venn er die kynische und neupytha-

1 Er hat den inneren Widerspruch offenbar empfunden, daß Antonius
bei Athanasius seinen Zweck trotz der Yerheißung Gottes gar nicht erreicht;
von einem οντων ήρεμεΐν ist im Fortgang der Erzählung dieses Teiles gar
nicht die Rede.

2 Vgl. die Ausführungen Gött. gel. Anzeigen 1911 S. 556 ff.

3 Die breite Ausführung berührt sich mit Tertullian Apol. c. 22. Die
Beispiele entsprechen z. T. den Wundern, die später von Antonius erzählt
 
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