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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0022
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22

Richard Reitzenstein:

goreische Askese — denn das ist die Philosophie hier — vergleicht,
so erwähnt er als Lohn, den die letztere gewährt (VI 11) καΑαρω
δέ οντι σοι καί προγινώσκεί,ν δώσω * 1. Seine ganze Schilderung zeigt,
was diese Fähigkeit nach der Anschauung der Zeit bedeutet.

Derselben Tendenz dient bei Athanasius in jener Rede die
weitere Mahnung (c. 38 p. 897 B), auf das Heilwunder nicht zu
viel Gewicht zu legen oder es als entscheidend für die geistige Höhe
zu betrachten, die ein Mitasket etwa erreicht hat: ού δεΐ Sz έπί τω
δαίμονας έκβάλλειν καυχάσΑαι ούδέ επί ταΐς Αεραπείαις έπαίρεσΤαι,
ούδέ τδν μέν έκβάλλοντα δαιμόνια Ταυμάζειν μόνον, τδν δέ μή έκβάλλοντα
έξουθενεΐν. έκάστου δέ τήν άσκησιν καταμανθανέτω τις καί ή μιμείσθω
καί ζηλούτω ή διορθούσθω 2. Die Erklärung hietet zunächst Rufin;
seine ganze Darstellung wird von dem Gedanken beherrscht, daß
der 'vollendete’ Mönch Wunder tun kann 3. Er ist kein Mensch
mehr, sondern führt 'das unkörperliche Leben’ der Engel oder
'das pneumatische Leben’ 4. Er bedarf irdischer Speise überhaupt

werden, und lassen uns in das wirkliche Leben Einblicke tun: wie der heid-
nische Gaukler wird der christliehe Asket befragt, wie hoch der Nil steigen
wird, uiid anderes mehr, und er prunkt gern mit diesem Wissen.

1 Selbst als das προγιγνώσκειν später an Bedeutung verloren hat, bleibt
das Ziel des Asketen, in der Yereinigung mit Gott visionäre Ivraft zu gewinnen
und ein überirdisches Wesen zu werden. Noch Diadochus von Photike (c. 40
p. 46,12) mahnt die Asketen ähnlich: ού δεΐ ούν έπί ταύτη τρ έλπίδι τινά
τόν άσκητικόν μετιέναι βίον.

2 Daß auch die Heiden durch die Dämonen Heilwunder tun können,
sagt Athanasius nicht direkt; daß er es glaubte, zeigt der Zusammenhang und
lehrt Tertullian a. a. 0. Den Wettstreit in der Askese zeigen die jüngeren
Mönchsgeschichten ; auch sie ist ein χάρισμα. Je länger der Asket ohne Nahrung
oder Schlaf verharren kann, um so mehr ist er Geisteswesen.

3 Ygl. z. B. c. 7 p. 410 D (Migne): sed et ipsi, qui videhantur eius
esse discipuli (also noch unvollendet), ita perjecti erant et magnifici, ut omnes
paene possent signa facere, c. 8 p. 421 B (von den bekehrten Räubern): in
tantum enim per poenitentiam profecerunt, ut post non multum temporis eadem
facerent signa easdemque virtutes. Charakteristisch ist auch der Zusatz der
griechischen Überarbeitung —- daß es eine solche ist, werde ich an anderem
Ort erweisen — c. 13 p. 65,3 (Preuschen): εί κατά άλήθειαν άσκεΐτε, τά σημεΐα
λοιπόν τής άρετής έπιδείξασθ-ε (vgl. II Cor. 12.12 τά σημεΐα τοΰ άποστόλου).
Der Gegensatz dieser ganzen Auffassung zu der des Athanasius zeigt sich
hier besonders gut.

4 Vgl. z. B. Rufin c. 1 p. 401 D: utpote qui in corpore adliuc positus
ad instar angelorum incorporeae vitae fungeretur officiis (griechisch p. 17,15
Pr. καί σχεδόν ΐχνος έπείληπτο τής άσοψάτου ζωής). So erscheint der Asket
im Äußeren immer aJs Engel, sein Leben ist das Leben der Engel (vgl. in
dem Martyrium des Paphnutius, Papiri greci e latini I. 26 Z. 10 έπίλεξαι
 
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