Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius.
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Von den eigentlichen Wundererzählungen (bis c. 66) hebt
sich dieser Teil deutlich ab, dem unmittelbar vorangehenden
schließt er sich an, er fügt nur zu den Eigenschaften oder άρεταί
die έπιτηδεύματα. Was Athanasius dabei an Einzelheiten oder
gar Wundern berichtet, hängt durchaus mit dem Kampf gegen die
Arianer zusammen und weicht von den üblichen Mönchs-διηγήματα
weit ab. Diesen ganzen Teil (c. 67—88) hat offenbar er selbst ohne
eigentliche literarische Quellen entworfen.
Den letzten Teil bildet, stark abgehoben, wie das im festen
Stil der literarischen Biographie liegt, der Bericht von dem Tode.
Daß Antonius ihn vorausweiß, ist, wie Holl mit Recht betont,
bei ihm wie bei dem Märtyrer Zeichen der göttlichen Begnadung * 1.
Abschiedsworte und Mahnungen richtet er zunächst bei dem letzten
Besuch an die Gesamtheit der Brüder, dann an die beiden Genossen
in der inneren Wüste 2. Die ägyptische Totenverehrung, gegen die
in dieser Form auch Athanasius eifert, will er unmöglich machen;
niemand soll den Ort wissen, wo die beiden Schüler ihn begraben
werden. Er stirbt in Freude und Frieden 3. Ein kurzes Nachwort
an die Leser des 'Briefes’ beschließt das Werk.
gewiesen wird, unmittelbar bevor der Teil über den Tod beginnt, ist ein Kunst-
mittel der literarischen Biographie, vgl. z. B. Sueton Caesar 80.
1 Natürlich kehrt dieselbe Auffassung auch in den heidnischen Er-
zählungen, z. B. von Apollonius von Tyana, wieder. Das προγιγνώσκειν gehört
zu dem Begriff des ü-εΐος άνήρ. Daneben wirkt bei der Schilderung des Greises
. ein auch uns verständliches, allgemein menschliches Empfinden.
2 Daß sie in der literarischen Biographie erwartet werden, zeigt Tacitus
Agricola 45. In der Literatur der exitus clarorum virorum sind sie herkömm-
lich, vgl. die Märtyrerberichte und Tacitus’ Erzählung von dem Tode Senecas.
Daß Antonius auch hierbei wieder mehrfach vor allem Verkehr und Kom-
promiß mit Melitianern und Arianern warnen muß (c. 89), zeigt noch besonders
deutlich die Tendenz des gesamten Werkes.
3 Vgb Pseudo-Lukian Demonax 65: άπήλθε τοΰ βίου φαιδρός καί οΐος
άεί τοΐς έ'/τυγχάνουσιν έφαίνετο. Holl scheint mir S. 410, 411 gerade bei der
Todesschilderung die allgemein menschlichen, in der heidnischen Biographie
längst ausgebildeten Züge zu gering anzuschlagen und den Typus der späten
Heiligenlegende unberechtigt auf das Werk des Athanasius zu übertragen,
der ein Heiligenleben im späteren Sinn gar nicht erzählen und noch weniger
eine Heiligenverehrung für Antonius in Anspruch nehmen wiil. Holl erwartet,
daß der Erzähler feststelle, daß sein Held ein echter Heiliger gewesen ist,
den man mit gutem Gewissen um Fürsprache angehen darf. So haben für ihn
all diese Erzählungen ihren Schwerpunkt im Schiuß: 'die Frage, um die sich
alles dreht, ist, ob Antonius zum Himmel eingeht oder nicht.’ Ich denke,
daß hieran seit c. 14 überhaupt kein Leser zweifelt, vermisse bei dem Ton des
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Von den eigentlichen Wundererzählungen (bis c. 66) hebt
sich dieser Teil deutlich ab, dem unmittelbar vorangehenden
schließt er sich an, er fügt nur zu den Eigenschaften oder άρεταί
die έπιτηδεύματα. Was Athanasius dabei an Einzelheiten oder
gar Wundern berichtet, hängt durchaus mit dem Kampf gegen die
Arianer zusammen und weicht von den üblichen Mönchs-διηγήματα
weit ab. Diesen ganzen Teil (c. 67—88) hat offenbar er selbst ohne
eigentliche literarische Quellen entworfen.
Den letzten Teil bildet, stark abgehoben, wie das im festen
Stil der literarischen Biographie liegt, der Bericht von dem Tode.
Daß Antonius ihn vorausweiß, ist, wie Holl mit Recht betont,
bei ihm wie bei dem Märtyrer Zeichen der göttlichen Begnadung * 1.
Abschiedsworte und Mahnungen richtet er zunächst bei dem letzten
Besuch an die Gesamtheit der Brüder, dann an die beiden Genossen
in der inneren Wüste 2. Die ägyptische Totenverehrung, gegen die
in dieser Form auch Athanasius eifert, will er unmöglich machen;
niemand soll den Ort wissen, wo die beiden Schüler ihn begraben
werden. Er stirbt in Freude und Frieden 3. Ein kurzes Nachwort
an die Leser des 'Briefes’ beschließt das Werk.
gewiesen wird, unmittelbar bevor der Teil über den Tod beginnt, ist ein Kunst-
mittel der literarischen Biographie, vgl. z. B. Sueton Caesar 80.
1 Natürlich kehrt dieselbe Auffassung auch in den heidnischen Er-
zählungen, z. B. von Apollonius von Tyana, wieder. Das προγιγνώσκειν gehört
zu dem Begriff des ü-εΐος άνήρ. Daneben wirkt bei der Schilderung des Greises
. ein auch uns verständliches, allgemein menschliches Empfinden.
2 Daß sie in der literarischen Biographie erwartet werden, zeigt Tacitus
Agricola 45. In der Literatur der exitus clarorum virorum sind sie herkömm-
lich, vgl. die Märtyrerberichte und Tacitus’ Erzählung von dem Tode Senecas.
Daß Antonius auch hierbei wieder mehrfach vor allem Verkehr und Kom-
promiß mit Melitianern und Arianern warnen muß (c. 89), zeigt noch besonders
deutlich die Tendenz des gesamten Werkes.
3 Vgb Pseudo-Lukian Demonax 65: άπήλθε τοΰ βίου φαιδρός καί οΐος
άεί τοΐς έ'/τυγχάνουσιν έφαίνετο. Holl scheint mir S. 410, 411 gerade bei der
Todesschilderung die allgemein menschlichen, in der heidnischen Biographie
längst ausgebildeten Züge zu gering anzuschlagen und den Typus der späten
Heiligenlegende unberechtigt auf das Werk des Athanasius zu übertragen,
der ein Heiligenleben im späteren Sinn gar nicht erzählen und noch weniger
eine Heiligenverehrung für Antonius in Anspruch nehmen wiil. Holl erwartet,
daß der Erzähler feststelle, daß sein Held ein echter Heiliger gewesen ist,
den man mit gutem Gewissen um Fürsprache angehen darf. So haben für ihn
all diese Erzählungen ihren Schwerpunkt im Schiuß: 'die Frage, um die sich
alles dreht, ist, ob Antonius zum Himmel eingeht oder nicht.’ Ich denke,
daß hieran seit c. 14 überhaupt kein Leser zweifelt, vermisse bei dem Ton des