Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0041
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius.

41

der Weltabgeschiedenheit und Gottversenkung, der angeblich
für einen Teil des Tages sogar jedem Pythagoreer vor-
geschrieben ist (vgl. § 96 aus Nicomachus). So ist der Be-
griff μονάζειν offenbar früh technisch geworden, das zeigt der Ge-
brauch des Wortes μ,οναστήρί,ον in Philos Schilderung der Thera-
peuten, die έν κήποις ή μοναγρίοις έρημίαν διώκοντες leben * 1. Die dem
Gebet und frommer Betrachtung in jedem Hause gewidmete Zelle
heißt σεμνεΐον oder μοναστήριον: έν ώ μ o v o ύ μ ε v o ι τά του σεμνοΰ
βίου μυστήρια τελοΰνται (vgl. μονούμενοι παρ’ έαυτοΐς έν τοΐς λεχθεΐσι
μοναστηρίοις φιλοσοφοΰσιν) 2. Die technische Yerwendung des Wortes
μοναστήριον setzt notwendig eine ältere ebenfalls technische Ver-
wendung d.es Wortes μονάζειν für das Aufsuchen d.er Einsamkeit
zu religiöser Betrachtung (Τεωρεΐν) voraus. Es scheint, daß
wir ihn für die Neupythogoreer annehmen dürfen.

Aber Philo kennt nicht nur die μονάζοντες, sondern auch die
κοινόβιοι, wiewohl er die technische Bezeichnung beide Male sorglich
vermeidet. Das zeigt seine Schilderung der Essäer, oder vielmehr
seine beiden Schilderungen. In der ersten (Quod omn. prob. liber
p. 458 M.) heißt es geradezu: πρώτον μέντοίνυν ούδενός οίκία τίς έστιν
ίδία, ήν ούχί πάντων ειναι συμβέβηκε . . . ειτ’ έστί ταμ,εΐον έν πάντων
καί δαπάναι, καί κοιναί μέν έσΤήτες, κ ο ι ν α ί δ έ τ ρ ο φ α ί σ υ σ σ ί τ ι α
πεποιημένων. τ ό γ ά ρ όμωρόφιον ή όμοδίαιτον ή

verweise ich auf Porphyrius De abstin. I 36, dessen Ausführungen über die
Weltflucht ganz an die Mönchsliteratur erinnern: ούτως γάρ καί τών πρόσθεν
άκούομεν κλέα άνδρών, Πυ-9-αγορείων τε καί σοφών. ών ο'ί μέν τά έρημότατα χωρία
κατωκουν, ο'ί δέ καί τών πόλεων τά ίερά και τά άλση, έξ ών ή πάσα άπελήλαται τύρβη,
und auf Hieronymus Adv. Jovin. II 9 p. 311 (Migne): Pythagorei et huiusce-
modi frequentiam declinantes in solitudine et indesertis locis habitare consueverunt.

1 Über die Echtheit der Schrift brauche ich nach Wend lands abschließen-
den Untersuchungen (Jahrbücher f. klass. Philol. Supplement XXII) kein
Wort zu verlieren. Nur in ein paar Einzelheiten glaube ich seine Ergebnisse
ein wenig anders fassen zu dürfen.

2 Der Versammlungsort bei den ·—- rein jüdischen —- Festen heißt
natürlich nicht μοναστήριον, sondern τό κοινόν σεμνεΐον. Eusebius, der aus dem
Neuen Testament weiß, daß die ersten Ghristen sich in den Häusern der Ein-
zelnen versammelten, deutet die μοναστήρια als die ältesten έκκλησίαι. Das ist
natürlich Willkür, die nur beweist, daß er die technische Sprache des Mönch-
tums noch nicht kennt. In ihr ist τό μοναστήριον zunächst offenbar nur die
Einzelzelle des μονάζω v. Erst als οί μονάζοντες Standesbezeichnung auch
für die κοινόβιοι wird, heißt auch das Kloster μοναστήριον (vielleicht vereinzelt
schon bei Athanasius, wie etwa Histor. ad monachos c. 72 p. 781 A: μοναστήρια
κατέστρεψαν και είς πϋρ έμβαλεΐν μοναχούς έπείρασαν, häufig später z. Β. in
der Historia Lausiaca).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften