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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0046
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46

Richard Reitzenstein:

aus dem andern herzuleiten oder den einen als die strengere, den
anderen als die freiere Form derselben Institution zu fassen. Und
doch nähern sie sich in Wirklichkeit auch wieder einander und
Averden durchaus als Einheit gefaßt. Die Erklärung bietet sich
jetzt in der Vorgeschichte, die bis in das erste Jahrhundert vor
Christus zurückreicht; schon in dem φί,λόσοφος βίος scheinen sich
beide Formen einander etwas angeglichen zu haben 1. So gehen
Namen und Begriffe ins Christentum über.

Sehen wir zunächst die Terminologie in diesem an. Hiero-
nymus will als dritte Klasse der 'Mönche’ die Anachoreten scheiden.
Die Remnuoth leben nach ihm in oder bei Städten oder Ortschaften
zu zweien oder dreien beieinander, und zwar ohne jede feste Regel.
Sie erhalten sich durch ihrer Hände Arbeit, die ihnen von den
Christen teuer bezahlt wird, teilen den Erwerb und leben dennoch
in beständigen Zänkereien. Sie suchen sich untereinander in der
Askese zu überbieten, erheben sich über die Ivleriker, besuchen
die Jungfrauen in den Gemeinden und sind in ihrer Zuchtlosigkeit
und in ihren Ansprüchen offenbar eine Gefahr für die Kirche.
Ihnen stellt er die Anachoreten, die höchste Mönchsklasse, gegen-
über, die sich von allen Menschen zurückgezogen haben und ganz
allein in der MMste leben 2. Wir sehen bei ihm eine jüngere Ent-
wicklungsstufe, in der nicht die Organisation, sondern der Ort
betont wird. Die Scheidung, die Hieronymus macht, ist erst seit
Athanasius möglich.

Auf christlichem Boden begegnet uns das Wort μονάζει,ν
zunächst in dem Sinne 'von der Gemeinde oder der Gemeinschaft
losgelöst sein’, vgl. Barnab. 4, 10: μή καΕ’ έαυτούς ένδύνοντες
μονάζετε ώς ήδη δεδί,καιωμένομ άλλ’ έπΐ το αύτό συνερχόμενοι
συνζητειτε περΐ τοΰ κοινή συμφέροντος. Wir werden an die Vorwürfe,
die Ignatius deh Gnostikern macht, erinnert. Anders, doch ähn-

1 Neben dem einzelnen μονάζων stehen offenbar auch Siedlungen von
μονάζοντες, die in gewisser Beschränkung doch ein κοινόβιον bilden. Daneben
stehen wirkliche συνοδίαι περί τόν δεΐνα (wie etwa bei Apoilonius).

2 Das Wort άναχωρεΐν verwendet, wie wir sehen werden, schon Eusebius
technisch für den, der sich den Augen der Welt entzieht und im Verborgenen
lebt. Für Athanasius genügt es, auf c. 49 p. 913 B zu verweisen: ώς δέ εΐδεν
έαυτόν όχλούμεν ον καί μή άφιέμενον κατά γνώμην άναχωρεΐν (Ana-
choret sein, d. h. verborgen sein vgl. c. 48 p. 912 C, 45 p. 908 C). Das Syno-
nym ist später ήρεμεΐν. Die ήρεμία und vielleicht die έρημία, nicht aber die
έρημος ist erforderlich. Das ist zunächst nicht mehr wie μονάζειν, und in der
 
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