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Richard Reitzenstein:
für den 'Einsiedler’, den μονάζων im eigentlichen Sinne, wie für
den Teilnehmer an einem κοί,νόβιον verwendet 1. Man erinnere sich
an die Schrift des Euagrius oder an Erzählungen wie etwa Histor.
Laus. c. 22 p. 70 Butler. Paulus der Einfältige kommt zu Antonius
in die Wüste mit der Bitte μοναχός Τέλω γενέσ-Β-αι.. Antonius ant-
wortet: έτώνέξήκοντα γέρων άν-θ-ρωπος ώδε μοναχός γενέσΕαι ού δύναται,
άλλά μάλλον άπελΕε είς κώμην καί έργάζου. Auf die erneute Bitte
schränkt er seinen Bescheid ein: άπελΕε, εί άρα Εέλεις μοναχός
γενέσθαι, είς κοινόβιον (Lebensgemeinschaft) πλειόνων άδελφών,
ο'ίτινες δύνανταί σου τής άσΕενείας άνέχεσΕαι. έγώ γάρ μόνος κάΕημαι
ώδε. Offenbar steht der wirkliche 'Einsiedler’ schon höher 2; so
wird für ihn allmählich άναχωρητής die besondere Ehrenbezeich-
nung. Das 'Möchtum’ als solches ist selbst zu Athanasius’ Zeit
und selbst in Ägypten nicht an die Wüste gebunden 3. Aucli der
Lobredner des ägyptischen Mönchtums, Rufinus, muß in der Ein-
leitung der Historia monachorum von seinen Wundermännern
sagen: sunt enirn alii in suburbanis locis, alii per rura, plures
autem et egregii per eremum dispersi. Ja er beschreibt c. 5 die
Stadt Oxyrhynchus: sie selbst und die ganze Umgegend ist erfüllt
von Mönchen; in allen öffentlichen Gebäuden und früheren Tem-
peln wohnen sie. Ja, noch mehr: niclit einmal der Aufenthalt an
einem bestimmten Ort scheint für den μοναχός nötig. Euagrius
kennt in seinem 'Mönchsspiegel’ auch einen κυκλευτής μοναχός und
gibt ihm Vorschriften, wie er sich den Weibern gegenüber verhalten
soll, wenn er in ein Dorf kommt (v. 81, 83, Gressmann a. a. 0.
S. 160). Hilarion, der angebliche Begründer des Mönchtums in
Palästina, hört nicht auf, 'Mönch’ zu sein, als er unstet die Welt
1 Auch er ist ja in gewissem Sinne losgelöst aus der allgemeinen kirch-
lichen Gemeinschaft und Gemeinde. Die Übertragung ist vielleicht dadurch
erleichtert, daß man einen Singular ό κοινόβιος oder coenobiota (so die ältere
Form) nicht wohl bilden kann. Wie alt der Gebrauch des Plurals μονάζοντες
auch für die κοινόβιοι ist, zeigt die Bezeichnung des Klosters als μοναστήριον,
vgl. oben S. 41 A. 2.
2 Vgl. Euagrius a. a. O. v. 8. 9: άναχώρησις (Anachoretentum) έν άγάπη
καθ-αίρει καρδίαν, άναχώρησις δέ μετά μίσους έκταράσσει αύτήν. κρείσσων χιλιοστός
έν άγάπη (als Mönch im κοινόβιον) ή μόνος μετά μίσους έν άδύτοις σπηλαίοις. Es ist
durchaus nicht selten, daß der Leiter eines κοινόβιον gegen Ende seines Lebens
'Anachoret’ wird.
3 Das hat für Athanasius schon A. Eichhorn (Athanasii de vita ascetica
testimonia, Halle 1886, S. 18 A. ff.) erwiesen. Daß dann der Widerspruch der
sonstigen Zeugnisse und des βίος ’Αντωνίου, der Mönche nur in der Wüste
kennt, eine Erklärung verlangt, scheint er nicht empfunden zu haben.
Richard Reitzenstein:
für den 'Einsiedler’, den μονάζων im eigentlichen Sinne, wie für
den Teilnehmer an einem κοί,νόβιον verwendet 1. Man erinnere sich
an die Schrift des Euagrius oder an Erzählungen wie etwa Histor.
Laus. c. 22 p. 70 Butler. Paulus der Einfältige kommt zu Antonius
in die Wüste mit der Bitte μοναχός Τέλω γενέσ-Β-αι.. Antonius ant-
wortet: έτώνέξήκοντα γέρων άν-θ-ρωπος ώδε μοναχός γενέσΕαι ού δύναται,
άλλά μάλλον άπελΕε είς κώμην καί έργάζου. Auf die erneute Bitte
schränkt er seinen Bescheid ein: άπελΕε, εί άρα Εέλεις μοναχός
γενέσθαι, είς κοινόβιον (Lebensgemeinschaft) πλειόνων άδελφών,
ο'ίτινες δύνανταί σου τής άσΕενείας άνέχεσΕαι. έγώ γάρ μόνος κάΕημαι
ώδε. Offenbar steht der wirkliche 'Einsiedler’ schon höher 2; so
wird für ihn allmählich άναχωρητής die besondere Ehrenbezeich-
nung. Das 'Möchtum’ als solches ist selbst zu Athanasius’ Zeit
und selbst in Ägypten nicht an die Wüste gebunden 3. Aucli der
Lobredner des ägyptischen Mönchtums, Rufinus, muß in der Ein-
leitung der Historia monachorum von seinen Wundermännern
sagen: sunt enirn alii in suburbanis locis, alii per rura, plures
autem et egregii per eremum dispersi. Ja er beschreibt c. 5 die
Stadt Oxyrhynchus: sie selbst und die ganze Umgegend ist erfüllt
von Mönchen; in allen öffentlichen Gebäuden und früheren Tem-
peln wohnen sie. Ja, noch mehr: niclit einmal der Aufenthalt an
einem bestimmten Ort scheint für den μοναχός nötig. Euagrius
kennt in seinem 'Mönchsspiegel’ auch einen κυκλευτής μοναχός und
gibt ihm Vorschriften, wie er sich den Weibern gegenüber verhalten
soll, wenn er in ein Dorf kommt (v. 81, 83, Gressmann a. a. 0.
S. 160). Hilarion, der angebliche Begründer des Mönchtums in
Palästina, hört nicht auf, 'Mönch’ zu sein, als er unstet die Welt
1 Auch er ist ja in gewissem Sinne losgelöst aus der allgemeinen kirch-
lichen Gemeinschaft und Gemeinde. Die Übertragung ist vielleicht dadurch
erleichtert, daß man einen Singular ό κοινόβιος oder coenobiota (so die ältere
Form) nicht wohl bilden kann. Wie alt der Gebrauch des Plurals μονάζοντες
auch für die κοινόβιοι ist, zeigt die Bezeichnung des Klosters als μοναστήριον,
vgl. oben S. 41 A. 2.
2 Vgl. Euagrius a. a. O. v. 8. 9: άναχώρησις (Anachoretentum) έν άγάπη
καθ-αίρει καρδίαν, άναχώρησις δέ μετά μίσους έκταράσσει αύτήν. κρείσσων χιλιοστός
έν άγάπη (als Mönch im κοινόβιον) ή μόνος μετά μίσους έν άδύτοις σπηλαίοις. Es ist
durchaus nicht selten, daß der Leiter eines κοινόβιον gegen Ende seines Lebens
'Anachoret’ wird.
3 Das hat für Athanasius schon A. Eichhorn (Athanasii de vita ascetica
testimonia, Halle 1886, S. 18 A. ff.) erwiesen. Daß dann der Widerspruch der
sonstigen Zeugnisse und des βίος ’Αντωνίου, der Mönche nur in der Wüste
kennt, eine Erklärung verlangt, scheint er nicht empfunden zu haben.