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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0051
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Des Atlianasius Werk über das Leben des Antonius.

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c. 65 p. 936 AA Die Loslösung aus der Heimat und Familie macht
dies έπαγγέλλεσθαι τω θεω offenkundig und gibt ihm den feier-
lichen Charakter. Als Amun lange mit seinem Weib in geistlicher
Ehe gelebt hat, mahnt sie ihn (Hist. Laus. c. 8 p. 28,8 Butler):
δίκαιόν έστιν άνδρα γέ σε οντα <(θ·εοσεβή)> καί δικαιοσύνην άσκοΰντα,
όμοίως κάμέ έζηλοκκυιαν τήν αύτήν σοι όδόν, κατ’ ίδίαν μένειν. άτοπον γάρ
έστι κρύπτεσθ-αί σου τήν τοιαύτην άρετήν, συνοικοΰντός μοι έν άγνεία.
Er antwortet ούκοΰν έ'χε σύ τοΰτον τόν οίκον, έγώ δέ ποιήσω έμαυτω
έτερον οΐκον. Das ist als Vorsichtsmaßregel schon lange allgemein
im Gehrauch 1 2. Die neue Begründung zeigt, warum Amun seine
Habe im Stich läßt, in die Wüste geht und 'Mönch’ wird: die
Vorstellung der άπόταξις wirkt mit ein und Amrlangt, so wenig sie
ursprünglich mit der Wüste zu tun hat, eine möglichst nach-
drückliche äußere Bekundung jenes Loslösens von dem βίος. In
seiner immer stärkeren Hervorhebung dürfen wir tatsächlich wohl
den Anlaß sehen, daß relativ früh die beiden Formen des asketischen
Lebens im. κοινόβιον und im μοναστήριον als gleichartig empfunden
wurden.

Ich kann es bei dieser Sachlage nicht berechtigt finden, wenn
die Untersuchungen über den Ursprung des Mönchtums sich seit
Weingarten mit Vorliebe an den Namen und Begriff μοναχός und
die äußere Form des έγκλεισμός schließen, der, ganz verschieden
in seiner Durchführung, auch verschiedene Wurzeln und Ursprünge
hat und für das Mönchtum, wie es uns in den ältesten Erzählungen
entgegentritt, gar keine irgend entscheidende Bedeutung hat.

1 Ursprünglich von jedem Versprechen an Gott gesagt (vgh Origenes
zu den Klageliedern Jerem. fr. 102 p. 272,4 Klostermann) von Athanasius
technisch für das Mönchsgelübde gebraucht: man übergibt sich Gott zum
Eigentum. Daß Athanasius hier aus einer Quelle die Anschauung übernimmt,
daß das έπαγγέλλεσΑαι τω θεω alle früheren Sünden auslöscht, aber von nun
an jede neue Sünde dem Satan anheimgibt, ist, wie ich früher schon hervor-
hob, eine fiir ihn hedenkliche Konzession an die enkratitisch-gnostische Auf-
fassung der Askese, welche das άποτάττεσ-9-αι τω κόσμω völlig dem άποτάττεσΰ-αι
τω Σατανά in der Taufe gleichsetzt und die σωτηρία nur daran knüpft (vgl.
Hist. Laus. c. 35 p. 103,19: άμφότεροι έσώΌ-ησαν άπετάξαντο γάρ). Den Aus-
druck άποταξάμενος τω ßicp verwendet, soweit ich sehe, zuerst Ignatius (Ad
Philad. 11, 1) von einem seiner Begleiter, doch ist die Bedeutung nicht ganz
klar (es kann die Bereitschaft zum Martyrium andeuten).

2 Vgl. Pseudo-Cyprian De singularitate clericorum 31: cum videam de
Christianis plerosque maritos pariter et uzores continentiam destinantes domicilia
singularia magis eligere, ut consensus communium votorum sine irritatione
praesentiae concordante secessu valeant obtinere.

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