Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 8. Abhandlung): Des Athanasius Werk über das Leben des Antonius: ein philologischer Beitrag zur Geschichte des Mönchtums — Heidelberg, 1914

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33311#0050
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
50

Richard Reitzenstein:

für das gesamte Mönchtum zeichnen will. Daß er die Form des
κοινόβιον gekannt hat, steht historisch sicher; daß er sie nicht an-
erkennt, darf man aus seinem Schweigen nicht schließen. Indirekt
berücksichtigt er sie doch. Gerade in dem ersten, ganz aus dem
βίος Πυθ-αγόρου entnommenen Teil ist das Idealbild der Mönchs-
stadt offenbar dem xotvoßiov entnommen oder doch angeglichen 1.

Auch auf die Arten der Askese näher einzugehen, meidet er
offenbar auch aus diesem Grunde; keine soll als allgemeinverbind-
lich und typisch dargestellt werden. In Wirklichkeit sind sie, wie
clie sonstige Mönchsgeschichte uns zeigt, unendlich verschieden.
Wir kommen in schwerste Verlegenheit, wenn wir historisch be-
stimmen wollen, worin das Wesen des 'Mönchtums’ liegt. Ich finde
nur ein allgemeines Kennzeichen, die άπόταξις. Der Mönch muß
sich zunächst von den Seinen und der Familie loslösen und 'Ab-
schied nehmen’ 2. Damit verbindet sich — nach dem Herrenwort
Luk. 14, 33 — das Aufgeben seiner Habe und äußeren Stellung 3
sowie das Aufgeben der früheren Lebensgewohnheiten und des
Lebensgenusses, es ist ein άποτάσσεσΤαι τω βίω oder τω κόσμω, ja
ein άποθνήσκει,ν τω κόσμω. Wenn in der Hist. Laus. c. 16 (p. 41,
Butler) der Mönch Nathanael begründen will, warum er die be-
suchenden Bischöfe nicht begleitet, so sagt er: έγώ καΐ τούς κυρίους
μου τούς έπισκόπους σέβίο καΐ πάντα τον κλήρον τιμώ καΐ πάντων άνθρώ-
πων περίψημά είμυ πάσι. δέ τούτοις καΐ ολω τω βίω όσον το έπ’ έμοί τή
προθέσει, ά π έ F α ν ο ν 4. So ist der Gegensatz zu μοναχός das Wort
ό κοσμικός, vgl. Euagrius a. a. 0. v. 34 (S. 156 Gressmann): κρείσ-
σων κοσμι,κος πραυς μοναχοΰ Έυμώδους καί όργίλου. Dem άποτάττεσΤαι,
τω κόσμω entspricht positiv έπαγγέλλεσώαι, τω Τεω, vgl. Athanasius

1 Icli kann Schilderungen wie c. 45 πολλάκις γοΰν μετά πολλών άλλων
μοναχών μέλλων έσ·0·ίει,ν. . . . παρητήσατο και μακράν άπ’ αύτών άπηλ-9-ε. . . . πολλά-
κις δέ καί μετά τών άδελφών (ήσθιε), αίδούμενος μέν έπί τούτοις, παρρησιαζόμενος
δέ έπί τοΐς ύπέρ ώφελείας λόγοις gar nicht anders als aus der Vorstellung des
κοινόβιον und seiner συσσίτια verstehen. Der echte μονάζων rühmt sich ja, daß
niemand ihn je essen gesehen hat. Athanasius weiß das und rechtfertigt —
schwerfällig genug -— beide Arten des Lebensführung.

2 Es ist die schon in den Evangelien vortretende Grundbedeutung
(vgl. auch Plutarch, Jamblich u. a.).

3 So beschreibt die άποτακτισταί der Ghristen Juiian or. VII p. 224 b:
άποτακτιστάς τινας όνομάζουσιν οί δυσσεβεΐς Γαλιλαΐοι" τούτων οί πλείους μικρά
προέμενοι πολλά πάνυ, μάλλον δέ τά πάντα πανταχόθεν ξυγκομίζουσι, καί προσήν
οΐμαι τό τιμάσΑαι καί δορυφορεΐσΑαι καί -9·εραπεύεσ·9·αι.

4 So die von Butler leider verkannte beste Überlieferung im cod. Tau-
rinensis, dem ich mich auch in den folgenden Zitaten anschließe.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften