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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 10. Abhandlung): Eine etymologische Deutung von griech. Anthropos — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34069#0004
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H. Güntert:

SeitPJatonwäre aiso die Sprachwissenschaft mit der Etymo-
iogie dieses Worts nicht vorwärts gekommen, wenn PRELLWiTZ
recht hätte. Zur Ehre unserer Wissenschaft muß aber doch gesagi
werden, daß diese Etymologie auch mit der Änderung von PRELL-
wiTZ ein Ding der Unmögiichkeit ist; die Art, wie -Ep- im Kom-
positum eingekiebt sein soll, ist so unglaublich, die ganze Kon-
struktion so dilettantisch, daß man nur bedauern muß, dergleichen
in einem so verbreiteten Buche zu begegnen: Einer besonderen
Wideriegung bedarf sie jedenfalis nicht.
Adan hat sich schon redlich gepiagt, das augenscheiniich kom-
ponierte Wort in seine Bestandteiie zu zeriegen; aber bis jetzt
ohne rechten Erfolg. Seit HARTUNG Gr. Part. 1,52, BENFEY
Wurzeiiex. 1, 122, Ροττ Etym. Forsch. 2^, 881, QuRTius GrundzP
522, LEO MEYER Vgi. Gr. l^, 467, Handb. d. gr. Etym. 1, 217 ist
es übiich, in κνΕρω-ος ein Kompositum aus &νήρ κνδρός mit ώψ
zu sehen und dem Worte somit die Grundbedeutung ,,Mannes-
gesicht" oder adj. ,,Mannesgesicht habend" zuzusprechen.
Ailein diese nun schon durch Generationen sich forterbende
Analyse des schwierigen Wortes iäßt sich nicht aufrecht erhalten:
von der doch wenig ansprechenden Grundbedeutung ganz ab-
gesehen, krankt sie vor aliem an einem unlieilbaren iautlichen
Gebrechen. Woher das E ? Früher nahm man es mit soich einer
Kieinigkeit nicht so genau, das war eben ein ,,sporadischer Laut-
wandei"; man konstatierte einfach: ,,mit F statt des üblicherenS"
(CuRTius aaO.) oder behauptete, § sei ,,durch den Einfiuß des p
in F verwandelt" (BENFEY aaO. 122) worden. In dem einfachen
κνδρο- hat das p aber keine soiche AVirkung auf das § ausgeübt,
auch in sicheren Kompositis mit &νήρ haben wir stets die Media,
z. B. κνόροφόνος, αν§ρόπίΧ!.ς, άνόρομανής, άνδροό&ϊχτος, άνόρώόης, USW.
Einen zweiten Fali, wo F so entstanden sein soii, hat noch niemand
nacbgewiesen. L. MEYERS Hinweis auf ßdt&pov neben μέτρον (Et.
d.gr.Spr. 1,217) nützt natüriich nichts, weii es sich hier um zwei
völiig verscliiedene, voreinzelsprachliche Suffixe (idg. -dAro- und
-^ro-) handeit. Auch der Rettungsversuch MEiLLETs MSL 7, 166
ist ganz verfehit, denn einmal ist sein Aspiratengesetz (έγγύς,
aber άγχω, λκμβάνω, aber ε'ίληφκ) selbst durchaus nicht sicher und
hat meines Wissens — von GAUTHiOT MSL. 11, 194 abgesehen —
nirgends Beifall gefunden; über έγγός vgi. mao BRUGMANN
Grdr.^ 2, 2, 678, über λκμβάνω JoH. ScHMiDT KZ 25, 160. Aber
selbst wer diese angebiiche Regel annimmt, hat deshalb immer
 
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