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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 10. Abhandlung): Eine etymologische Deutung von griech. Anthropos — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34069#0005
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Eine etymologische Deutung von griech. <χν&ρωπος.

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noch keineswegs das Entstehen des -9- in κνΕρίΰπος erklärt. Auch
sonst sind MEiLLETS Bemerkungen über unser Wort seltsam ver-
worren und unkiar; so behauptet er (aaO. 166): ,,La glose d'Hesy-
chius §ρώψ - κνΑρωπος ne permet pas de voir dans cw-9-ρωπος (resp.
οί'/τρωπος) autre chose qu'un ancien Allein aus diesem
Gebiide hatte doch nur *κρωπος hervorgehen können! Über das
hes. §ρώψ s. u. Ein ,,Reimwort", das einem *οίν§ρωπος trotz des
daneben stehenden άνδρός, &v§po- zu seinem 9- hätte verhelfen
können, läßt sich nicht auffinden.
IF 12, 25ff. hat sich BRUGMANN des bösen Wortes angenom-
men; er bleibt bei der zuletzt besprochenen Etymologie, die er
—- abgesehen von der A-Frage — höchst ansprechend findet. Das
zweite Giied soli aber nicht zu ώψ, οπωπκ, οσσε, iat. usw.
gehören, sondern eine Nominalabieitung zu der ,,Wurzel" in
got. ,,sehen'\ got. ,,Gesicht, Erscheinung", lat.
nnm, aksl. soka ,,Anzeiger, Ankläger", vociR ,,zeigen" und weiterhin
in lat. air. insce ,,Rede", ahd. ^agen ,,sagen", as. ^egg/'un.
usw. darstellen. Da diese Nominalbildung mit anlautete, so
sei in &v§po- infoige des ,,Umspringens" des Hauchlauts zu -9-
aspiriert worden, ähnlich, wie in ού-9είς aus ού§' είς das 9 aus
§ -j- ώ entstand.
Diese Analyse ist indessen ein Notbehelf, den man nur mangels
einer anderen AlögHchkeit sich würde gefallen iassen müssen; sie
entbehrt meiner Ansicht nach der inneren Überzeugungskraft.
Denn es ist erstens an sich unwahrscheinlich, daß der Ausgang
-ωπο- in %ν9ρωπος nicht zu ώπα, ώψ usw. gehören soH, sondern
zu einem sonst im Griechischen nirgends nachzuweisenden Sub-
stantiv *ώπο- oder*o^o-,,Gesicht". Der einzigeSprößling derBasis
im Griechischen ist έννέπω, εσπετε, ώσπετος usw., und hier finden
wir lediglich die Bedeutung ,,sagen". Aber auch den Ansatz der
Grundform *όί\ώρο-Αωπος seibst finde ich nicht ganz unbedenk-
Hch, da in ού§' εΐς > ού9είς die Berührung der Media mit dem
Hauchlaut eine unmittelbare ist; die Behandiung der Tenuis in
einem Fall wie τέ9ρί.ππον ,,Viergespann" aus *τέτρ-ίππον, oder in
φρουρκ aus *^po-hop<x usw. braucht für die Media nicht ohne
weiteres vorbiidiich zu sein, und überhaupt liegen hier die kom-
binatorischen Bedingungen anders. Aber selbst zugegeben, es sei
in der von BRUGMANN angenommenen Weise für *<χν§ρο--Αωπος
lautgesetziich <χν9ρωπος eingetreten, so wäre § sehr wahrscheinlich
in der Zeit, wo der Zusammenbang von *<χν9ρωπος mit &v§po- zu
 
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