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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 10. Abhandlung): Eine etymologische Deutung von griech. Anthropos — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34069#0014
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H. Güntert:

214, BECHTEL Lexil. 45). Substantiva auf -ών bezeichnen bekannt-
lich die Stelle und den Platz, wo der Gegenstand, von dessen
sprachlicher Bezeichnung sie abgeleitet sind, sich befindet: z. B.
μυών ,,Muskel, Knoten" zu μΰς, χενεών ,,Stelle, wo das χενεόν
isP', ,,Weichen, Unterleib'\ χκλχεών ,,Ort, wo sich χ<χλχός befindet",
,,Schmiede"; ebenso Εππών ,,Pferdestall", χυπκρί,σσών ,,Zypressen-
hain", μυρρί,νών ,,Myrtenhain", ρο§ών ,,Rosengebüscb", φο^ν^χών
,,Palmengarten", φκρετρεών ,,Köcher", <xv§p(i)v,,MännersaaI", γυνχί-
x^v,,Frauengemach", ϋυρών ,,Platz vor derTüre", Xomrpo)v,,Badezim-
mer", g^Xkt.oo^v,,Bienenhaus", goX^v,,Haus, wo dieMühleist",πχρ-
9-ενών ,,Tempel d. Pallas", νυμφών ,,Braulgemach", ξενών ,,Fremden-
zimmer", όρνίΤών ,,Hühnerstali", περί,στερεών ,,Taubensch!ag",
πυλ(ε)ών ,,VorsaaI", λυχνεών ,,Leucbterhalter" usw. Sachiich hat
man zu beachten, daß die Griechen vor allem Vollbart trugen;
mit άνΤερεών muß man also γένεων, γενεί,άς vergleichen; übrigens
sagt man nhd. dial. auch Buri, im Sinne von
Die Nominalbildung *οίνΤερο- ,,Bart, Stoppel, Stachel" u. dgl., die
demnach άνΤερεών zugrunde liegen muß, hat nun im Griechischen
mehrere nahe Verwandte: zunächst in &ν-9-έρίξ ,,Halmspitze,
Halm", das scbon bei Homer (Y, 227), Hesiod (fragm. 221)
und Herodot (IV, 190) bezeugt ist. Dazu kommt die o-Ableitung
άνΑέρίχος ,,Halm, Stengel", weiter κν&ερί.χώ§ης (χκυλός) Theophr.
H. pl. 9, 10, 1, κν-Μερίχη Anlh. Pal. 12, 121 L Die schwache Stam-
mesgestalt, idg. *^^Aer-, liegt vor in ώ&ήρ, &-&έρος ,,Hachel an der
Ähre, Ahrenspitze, Spitze". Die Ablautsstufe όίν-hpo- macht keinerlei
Schwierigkeit; wie so oft, ist unmittelbar nach dem Hauptton
Schwundstufe eingetreten, wie in υστρος : ύστέρκ, μεσόόμη : §όμος,
πκτρη : πκτερ-, μήτρη : μητερ-, §ί-φρ-ος : φέρω, κλλότρίος : Suffix
-ier- usw.; der Akzent ruhte seit alters, wie dieser Ablaut zeigt,
bei κν-9-ρωπος auf der ersten Silbe, wie etwa in μέτωπον, πρόσωπον;
jedenfalls ist es keine junge Adjektivbildung, Avie στε^νωπός,
πυρωπός, φλογωπός, γοργωπός usw., sondern es dreht sich um
ein Substantiv, das nach dem bekannten Gegensatz zwischen
endbetontem Adjektiv und stammbetontem Substantiv regelrecht
barytoniert war (s. BRUGMANN-TnuMB Gr. GrP 210). Vielleicht
handelt es sich um ein ursprüngliches 7?uAuerEAf-Kompositum (wie
ρο§ο§οίχτυλος)^; nicht unmöglich wäre auch, daß ein *κνΥρωψ der
^ Auf άν-&ερό-χεΑος Tzetz. Posth. 506 ist keinerlei Wrlaß.
^ Aus der Verbindung άν-9ρωπος όδίτης Π 263, v 123 auf einen letzten
Rest adjektivischer Natur zu schiießen, wäre verfehlt; vgi. nhd.
 
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