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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 10. Abhandlung): Eine etymologische Deutung von griech. Anthropos — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34069#0016
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16

H. Güntert:

ist doch kaum etwas auderes ais das bekannte Deminutivsuffix,
wie in π<χί.§ίσχος, βολβίσχος, νεοίνίσχος, στεφκνίσχος, χλ<χ§ίσχος
usw. Auch (xvk-ρψη ,,Wespe" möchte ich hierherstellen: der erste
Teil des Wortes ist wieder unser άν-9-p- ,,Stachel"; der Ausgang
des Wortes aber ist von dem Reimwort τεν9-ρψη ,,Hornis" über-
nommen, das mit nhd. ,,Drohne", mnd. dränc, as. &άτί ,,Biene",
schwed. drÖ7i/6 ,,Biene" verwandt ist. <χν-9-ρη§ών dagegen (Diod.
Sic. 17, 75) hat denselben Wortausgang wie τενΤρη§ών ,,Wespe",
πεμφρη§ών dss., τερη§ών ,,Bohrwurm"; wie ich schon in meinen
,,Reimwortbildungen" S. 162, §261 andeutete, handelt es sich um
gegenseitige Ausgleichung in den reimenden Ausgängen dieser
sinnverwandten Wörter. Zu ά-9ήρ gehört noch ά-9-ερίνη ,,kleiner
Fisch", der nach seinen stacheligen Flossen so benannt wurde;
das Suffix -Lvo- ist ja häufig genug.
Das ist die griechische Verwandtschaft von άν-9-ρωπος. Ob
außerhalb des Griechischen noch Verwandte existieren, ist nicht
sicher. ZuBATY KZ31,3 wollte zwar ved. gen. (^Αητ'τ/ώ? (RV 4, 6.8),
(RV 1, 112, 10) heranziehen; aber das sind ganz dunkle
und schwierige <χπ<χξ λεγόμενκ, deren Bedeutung noch gar nicht
sicher ermittelt ist: GRASSMANN Wb. 32f. gibt z. B. für
,,Flamme", für ,,Priesterin" an. Andrerseits dachte man
für άνΤέρίξ usw. an Verwandtschaft mit άνΤος, ai. άτΜΤηΜ- ,,Kraut",
άν-9έω ,,blühe". Das ist nicht unmöglich, nur müßte dann schon
ursprachlich die Bedeutung ,,Blüte, Blume, Kraut" aus ,,spitzigem
Gewächs" entwickelt sein: dafür aber vermisse ich weitere Anhalts-
punkte. Für unsere Absicht ist das alles ohne Belang, im Gegenteil,
es ist für unsere Etymologie von άνΑρωπος nur vorteilhaft, daß
wir uns nicht von dem griechischen Sprachgebiet zu entfernen
brauchten.
Der Anklang von άνΕρωπος an άνήρ, άνόρός, άνόρο- ist also
ganz zufällig, wohl aber mag er vielleicht jene Verteilung von άνηρ
und άνΕρωπος begünstigt haben, von der wir oben spracben. Als
seltsame Form mag schließlich nocb §ρώψ - άν-9-ρωπος bei Hesych
genannt sein, über die BRUGMANN IF 12, 26 gehandelt hat. In der
Tat scheint dieses ganz versprengfe, seltene Wort von höchster
Altertümlichkeit zu sein: Sp- steht für älteres vp- (vgl. βροτός:
ά-μβροτος) und ist die Schwundstufe zu 7ier- ,,Mann" in ai. τιάτ*-
,,Mann, Mensch", aw. τκττ- dss., osk. ner 'vir', sabin. Verö, air. neTA
cymr. ner<;A ,,Mannhaftigkeit", einer Ablautsvariante zu άνήρ.
Dieselbe Stufe idg. 777*- im Kompositum haben wir in ai.
 
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