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Driesch, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 11. Abhandlung): Zur Lehre von der Induktion — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34070#0010
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10

H. Driesch:

artiges Wesen mit warmem Biut; aber das kenne ich ja: das ist
ja ein einer mir ein für aHemai bekannten (Natur-)Kiasse.
Man sieht es: von einem Verhäitnis eines Inhaltsrei-
cheren zu einem Inhaitsärmeren ist hier ganz und
gar nicht die Rede^. —
Daß beide Arten der Induktion in der Naturforschung eine
große Roiie spieien, ist kiar; kiar ist aucb, daß die Klasseninduktion
in ihr die aiiergrößte, die grundiegende Roiie spielt.
Aber ist darum Induktion, und in Sonderheit Klasseninduk-
tion, apriori die Grundmethode der Naturwissenschaft ? Ist es
,,selbstverständlich", daß sie ihre Grundmethode sein muß ?
Ist es nicht vielmehr außerordentlich merkwürdig, daß
Klassen- und Allgemeinheitsinduktion in der Natur-
forschung eine ,,methodische" RoIIe spielen können ?
6. ,,SeIbstverständIiche'' Methoden der Forschung möch-
ten die beiden Arten der Induktion, und die Klasseninduktion
insbesondere, vielleicht sein, wenn es sich bei ihnen, und bei der
Naturwirklichkeitserforschung^ überhaupt, um rein logische Ange-
legenheiten handelte. Denn im rein Logischen oder Ordnungshaften,
so wissen wir aus den Erörterungen von Nr. 4, ist es wenigstens
grundsätzlich möglich, daß mit einer Ordnungsbedeutung zugleich
eine Alethocle, d. h. das Sich-bewähren-können eines besonderen
AVeges des Wissenserwerbes, geschaut wird, obwohl auch hier
nicht immer die Dinge so einfach liegen. Aber handelt es sich
beim Naturwirklichen um ,,rein" Logisches, d. h. um reine Ordnungs-
bedeutLmgen, wie dzhsay, und um bloße Setzungen
als Setzungen mit diesen bestimmten Merkmalen ? Daß es sich
da nicht um in diesem Sinne ,,rein" Logisches handelt, sieht man,
selbst wenn man sich über den Begriff Wüur noch gar nicht ein-
mal bis ins Letzte Rechenschaft gegeben hat — (was wir erst im
nächsten Abschnitte tun werden) —, und wenn man zunächst,
in üblicher AVeise, nur ganz unbestimmt von der ,,Gegebenheit"
eines ,,MateriaIes" redet.
Alan mag vielleicht sagen, alle A^geMzef/iAef^induktion im
Gebiete der Naturforschuog, wie sie zum NEWTONischen Gravi-
^ Klasseninduktion, nicht Erfindung's-(AIIgemeinkeits-)Induktion war
unseres Erachtens auch die Aufstellung der KEPLERSCHEN Gesetze selbst
,,auf Grund" der astronomischen Beobachtungsdaten. Die Gesamtheit aller
möglichen Planetenörter wird als ,,KIasse" bestimmter Art hypothetisch erfaßt.
^ Ich sage absichtlich nicht ,,Naturforschung."
 
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