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G. A. Gerhard:
(S. 18—21) jenen Glauben unbedenklich preis, wenn er meinte,
Eusebios habe die Erzählung lediglich als heidnisches Zeugnis
für der Orakel Verlöschen in einem bestimmten Zeitpunkt benutzt,
ohne sich im geringsten darum zu kümmern oder den geringsten
Wert darauf zu legen, ob sie an sich wahr oder falsch sei. Kein
Wunder also, daß sie auch anderweitig Kleriker entweder, wie
ANSELME, zum mindesten ausweichend oder, wie BANiER arg-
wöhnisch behandeln, daß BANiERS Elrteil neben dem von FoN-
TENELLE^ im Lauf des Jahrhunderts auch in Deutsc-hland in
beliebte Nachschlagebücher eindrang und daß wohl eines von diesen
'die verschiedenen, wie natürlich, absurden Erklärungen' des
'Märchens' gar nicht mehr angabh Einen neuen Vorstoß hatte
noch 1706 der KaKinist BASNAGE^ unternommen. Eine erwei-
ternde Zusammenfassung der bisher ins Feld geführten Einwürfe
heferte 1717 die mit der Literatur zu wenig vertraute kleine Leip-
ziger Arbeit von WAGNERh
Man suchte Plutarch oder seine Quehe verdächtig zu machen
und wies darauf hin, daß die ganz phantastische Dämonen-Erzäh-
iung von Britannien auch ihrem voraufgeschickten Seitenstück
den Kredit nehme^.
Bei der christlichen Anwendung war zunächst deren Grund-
lage, der zeitliche Ansatz auf den Todestag Christi ais wihkürlich
zu beanstanden, weii der Text nur ahgemein von der Regierung
des Tiberius sprach. Dieser weilte zudem in seinem 18. oder 19. Jahr,
wo er in Rom den Thamus verhört und die Weisen befragt haben
müßte, gar nicht mehr dort, wogegen die ihrerseits mehr als be-
* Aus FoNTENELLE schöpfen z. B. LAUNAY a. O., zugleich von BANiER
beeinflußt, ferner das Dfci. & diyiAot a. O. und die EncycLpe&'e XI, 1765,
S. 806.
2 G. P. FuNKES Neues Real-Schullexikon IV, 1802, S. 44.
s * **SAMUEL BASNAGE in seinen Annct/es po//i/co-ecc/es/asi/c/ ct Caesare
XugMsio as^MC Mif PhociUM. Der gleiche hatte vorher (1692) als Fortsetzer
von I. CASAUBONUS dessen Kritik an den Annalen des Baronius um ein Jahr-
zehnt weitergefuhrt in dem Buche: De ce/?M$ sctcc/s ei ecc/esMsnc/s etrercüaüones
ccütccte.
** Derdi/sceHMMeMLTsi'ens/M, cti/ /McreMreMlMm re/Z/MerarMtee&ta 14. Bd.
(1717)Observatio 84. (S.143—163) M. Georg. Christ.WAGNERi, CygRei, sistens
tyZsior/cma c/e ;?i.ocIe magMi PciMts, apMt/ P/Mictcc/tMin. cZe OcctcM/ocMMt c/e/eciM,
SM& eatctmeM ceoocctict7?z. — AQJ- auch eine zweite schwedische Monographie:
*J. NYMANN, De mctg/io Pcme P/Mlarc/ti, Upsala 1734.
3 WAGNER S. 145ff.; ihm gehören aucli im folgenden die Argumente,
die nicht schon bei YAN DALE (S. 435 ff.) und FoNTENELLE (S. 18 ff.) stehen.
G. A. Gerhard:
(S. 18—21) jenen Glauben unbedenklich preis, wenn er meinte,
Eusebios habe die Erzählung lediglich als heidnisches Zeugnis
für der Orakel Verlöschen in einem bestimmten Zeitpunkt benutzt,
ohne sich im geringsten darum zu kümmern oder den geringsten
Wert darauf zu legen, ob sie an sich wahr oder falsch sei. Kein
Wunder also, daß sie auch anderweitig Kleriker entweder, wie
ANSELME, zum mindesten ausweichend oder, wie BANiER arg-
wöhnisch behandeln, daß BANiERS Elrteil neben dem von FoN-
TENELLE^ im Lauf des Jahrhunderts auch in Deutsc-hland in
beliebte Nachschlagebücher eindrang und daß wohl eines von diesen
'die verschiedenen, wie natürlich, absurden Erklärungen' des
'Märchens' gar nicht mehr angabh Einen neuen Vorstoß hatte
noch 1706 der KaKinist BASNAGE^ unternommen. Eine erwei-
ternde Zusammenfassung der bisher ins Feld geführten Einwürfe
heferte 1717 die mit der Literatur zu wenig vertraute kleine Leip-
ziger Arbeit von WAGNERh
Man suchte Plutarch oder seine Quehe verdächtig zu machen
und wies darauf hin, daß die ganz phantastische Dämonen-Erzäh-
iung von Britannien auch ihrem voraufgeschickten Seitenstück
den Kredit nehme^.
Bei der christlichen Anwendung war zunächst deren Grund-
lage, der zeitliche Ansatz auf den Todestag Christi ais wihkürlich
zu beanstanden, weii der Text nur ahgemein von der Regierung
des Tiberius sprach. Dieser weilte zudem in seinem 18. oder 19. Jahr,
wo er in Rom den Thamus verhört und die Weisen befragt haben
müßte, gar nicht mehr dort, wogegen die ihrerseits mehr als be-
* Aus FoNTENELLE schöpfen z. B. LAUNAY a. O., zugleich von BANiER
beeinflußt, ferner das Dfci. & diyiAot a. O. und die EncycLpe&'e XI, 1765,
S. 806.
2 G. P. FuNKES Neues Real-Schullexikon IV, 1802, S. 44.
s * **SAMUEL BASNAGE in seinen Annct/es po//i/co-ecc/es/asi/c/ ct Caesare
XugMsio as^MC Mif PhociUM. Der gleiche hatte vorher (1692) als Fortsetzer
von I. CASAUBONUS dessen Kritik an den Annalen des Baronius um ein Jahr-
zehnt weitergefuhrt in dem Buche: De ce/?M$ sctcc/s ei ecc/esMsnc/s etrercüaüones
ccütccte.
** Derdi/sceHMMeMLTsi'ens/M, cti/ /McreMreMlMm re/Z/MerarMtee&ta 14. Bd.
(1717)Observatio 84. (S.143—163) M. Georg. Christ.WAGNERi, CygRei, sistens
tyZsior/cma c/e ;?i.ocIe magMi PciMts, apMt/ P/Mictcc/tMin. cZe OcctcM/ocMMt c/e/eciM,
SM& eatctmeM ceoocctict7?z. — AQJ- auch eine zweite schwedische Monographie:
*J. NYMANN, De mctg/io Pcme P/Mlarc/ti, Upsala 1734.
3 WAGNER S. 145ff.; ihm gehören aucli im folgenden die Argumente,
die nicht schon bei YAN DALE (S. 435 ff.) und FoNTENELLE (S. 18 ff.) stehen.