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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 5. Abhandlung): Der Tod des grossen Pan — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34064#0026
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G. A. Gerhard:

galten beide für identisch: ein verhängnisvolfer Irrtum, den erst
ganz neuerdings Mwss (Sp. 1068) widerlegt. Besonders lehrreich
wirken die Worte vom 'Mummenschanz' im zweiten Teil des
GoETHESchen Faust (11 1, V. 5872 ff.):
Auch kommt er an! —
Das All der Welt
Wird vorgesteHt
Im großen Pan.
Wenn sich hier hinter dem großen Pan als Einzelperson der Iiaiser
verbirgt, so erinnert das an die für SpENSER freilich schlecht
passende Notiz des Glossators E. K. (A^gl. HiGGiNSON a. 0.),
Pan sei für Ahng.? wfgA/i/ ein häufiger Ausdruck.
Tatsächlich aher hat man den Namen 'großer Pan', gewisser-
maßen vergleichbar der griechischen Wendung ό ποίνυ, gerne von
großen Männern gebrauchG, so von A^OLTAiRE^ und GoETHEk
Daß man dabei gleichzeitig wohl auch die Todeslegende heranzog,
können die von Mwss zitierten Verse aus PAUL HEYSES Gedicht
auf Goethes Haus zeigen^:
Doch kaum, daß dieser Flammenblicke Glühn
Erloschen war, so ging ein tief Erschüttern
Rings durch die Weft, als sei sie selbst bedroht
Wn Todesnacht, und durch die Lüfte zittern
Hört man den Klageruf: der große Pan ist tot.
Diese Anwendung geht anscheinend weiter zurück. Denn schon
RAMLER bemerkt, daß durch die Klage um den Tod des großen
Pan 'einige Neuere in ihren Gedichten zuweilen den Tod eines
großen Mannes angedeutet haben'.
Mit der besprochenen Auffassung des großen Pan als des
Allpan arbeitet WELCKER^: nach seiner Ansicht soll sich in dem
1 Anders 'Pan' als Selbstbezeichnung des 'Ziegenpropheten' ΗλΜΑΝΝ:
vgl. MAAss, Goethe und die Antike, S. 491 f.
2 E. CoBHAM BREWER, TAe Reader's Πΰίηίίέ'οοΑ:, new ed. 1911, S. 799.
^ CAROLiNE HERDER in einem Brief an ihren in Italien weilenden
Gatten, zitiert von MAASS, Sp. 1067.
4 Gcethe-Jahrbuch IX, 1888, S. XIV.
s F. G. WELCKBR, Griech. Götterlehre II, 1860, S. 670 f. Dazu auch
MAAss, Sp. 1067 f. —- Während WELCKERs Meinung von S. REiNACH (s. sp.)
des mysn'cMme bezichtigt und von RoscHER (s. sp.) historisch zwingend
widerlegt ^vard, teilen sie —- außer z. B. J. ScHERR (Geschichte der Religion
IH, 1860, S. 182) — noch neueste Forscher wie HiLD a. O. und Miß HARRi-
SON, die sagt fP/OfegOuieua 7o P;e of Gree/<: ReZfg/on, ^1908, S. 651):
 
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