Der Tod des großen Pan.
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Landschaften Nordschleswigs' begegnet. Indessen MANNHARDT,
der anscheinend LiEBRECHTS Arbeit nicht kannte^, fehlte es
wiederum an der sachlichen Ergänzung, und er blieb stecken bei
dem hilflosen Bekenntnis (II, S. 134), 'zu einer Deutung des ma-
teriellen Inhalts der Sage gebrecheuns das Material'. Vollends ver-
rammelt wurde der Weg noch durch LAiSTNER, der zwar MANN-
HARDTS Zusammenhänge bereitwilligst annahm, jedoch in der
Pan-Erzählung nur unwesentliche, bei allem Alter 'mythisch' v\ ert-
lose 'Zutat' erkannte und darum zu dem Schluß kam, 'daß sie
einen mythologisch 'deutbaren' Inhalt gar nicht besitzt'.
Seitdem hat niemand die notwendige Aufgabe erfüllt, die
Resultate von LiEBRECHT und MANNHARDT zusammenzuleiten.
Die Vertreter der fremden, der ägyptischen und semitischen
Theorien, RoscHER und REiNACH, mußten sogar die Beweiskraft
der MANNHARDTSchen Lehren bestreiten, während GRUPPE we-
nigstens als letzte der drei von ihm hinter Plutarch \mrausgesetzten
Quellen eine (doch wohl rein griechische) 'märchenhafte Erzäh-
lung' zugab. Prinzipiell anerkannt wurde die Einreihung MANN-
HARDTS kurz im Vorbeigehen durch ÜRUSius^, ausführlich und
ausdrücklich durch MAAss (Sp. 1074). Aber MAASS verschließt
sich wieder die volle Erklärung dadurch, daß er den Tod des Pan
in doppelter Hinsicht zu Unrecht isoliert. Erstens nimmt er dem
'großen Pan' seinen echt und gut hellenischen Charakter, indem
er ihn als den ursprünglich barbarischen, erst nachträglich grie-
chisch und zuletzt noch römisch getauften^ beherrschenden
'Landesgott' auf den epirotisch-illyrischen 'Bergwald' beschränkt
(Sp. 1072 f.). Zweitens schneidet er die weitere religionshistorische
Perspektive durch die Versicherung ab, daß der große Pan 'nicht'
etwawie Adonis wieder 'auflebt',sondern Tot bleibt' (Sp. 1073f.).
So muß er sich für den 'Sinn der Geschichte vom Tode des großen
Gottes der Epiroten und der ähnlichen' (Sp. 1075) mit der Er-
i LiEBRECHT selbst ließ sich später durch MANNHARDT nicht mehr
belehren. Bei seiner letzten Behandlung der Frage 'Zur Volkskunde' 1879,
S. 257 Anm. veranlaßt ihn MANNHARDTS Buch lediglich zur (verfehiten)
Bestreitung eines nebensächlichen einzelnen Punkts (s. sp.).
^ ÜRUsius, Philol. L S. 105. Eine 'eingehende Betrachtung der wun-
derbaren Legende' verlangte derselbe Gelehrte bei seiner Rez. von RoscHER,
'Über Selene und Verwandtes' (1890): Lit. Centralbl. 1892, Sp. 62.
s Er bezieht sich dabei auf A. v. DoMAszEwsKis Aufsatz über 'Sil-
vanus auf lateinischen Inschriften': Philol. LXI (N. F. Χλ^), 1902, S. 1—25
= Abhandlungen 'zur römischen Religion' (1909) S. 58 ff.
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Landschaften Nordschleswigs' begegnet. Indessen MANNHARDT,
der anscheinend LiEBRECHTS Arbeit nicht kannte^, fehlte es
wiederum an der sachlichen Ergänzung, und er blieb stecken bei
dem hilflosen Bekenntnis (II, S. 134), 'zu einer Deutung des ma-
teriellen Inhalts der Sage gebrecheuns das Material'. Vollends ver-
rammelt wurde der Weg noch durch LAiSTNER, der zwar MANN-
HARDTS Zusammenhänge bereitwilligst annahm, jedoch in der
Pan-Erzählung nur unwesentliche, bei allem Alter 'mythisch' v\ ert-
lose 'Zutat' erkannte und darum zu dem Schluß kam, 'daß sie
einen mythologisch 'deutbaren' Inhalt gar nicht besitzt'.
Seitdem hat niemand die notwendige Aufgabe erfüllt, die
Resultate von LiEBRECHT und MANNHARDT zusammenzuleiten.
Die Vertreter der fremden, der ägyptischen und semitischen
Theorien, RoscHER und REiNACH, mußten sogar die Beweiskraft
der MANNHARDTSchen Lehren bestreiten, während GRUPPE we-
nigstens als letzte der drei von ihm hinter Plutarch \mrausgesetzten
Quellen eine (doch wohl rein griechische) 'märchenhafte Erzäh-
lung' zugab. Prinzipiell anerkannt wurde die Einreihung MANN-
HARDTS kurz im Vorbeigehen durch ÜRUSius^, ausführlich und
ausdrücklich durch MAAss (Sp. 1074). Aber MAASS verschließt
sich wieder die volle Erklärung dadurch, daß er den Tod des Pan
in doppelter Hinsicht zu Unrecht isoliert. Erstens nimmt er dem
'großen Pan' seinen echt und gut hellenischen Charakter, indem
er ihn als den ursprünglich barbarischen, erst nachträglich grie-
chisch und zuletzt noch römisch getauften^ beherrschenden
'Landesgott' auf den epirotisch-illyrischen 'Bergwald' beschränkt
(Sp. 1072 f.). Zweitens schneidet er die weitere religionshistorische
Perspektive durch die Versicherung ab, daß der große Pan 'nicht'
etwawie Adonis wieder 'auflebt',sondern Tot bleibt' (Sp. 1073f.).
So muß er sich für den 'Sinn der Geschichte vom Tode des großen
Gottes der Epiroten und der ähnlichen' (Sp. 1075) mit der Er-
i LiEBRECHT selbst ließ sich später durch MANNHARDT nicht mehr
belehren. Bei seiner letzten Behandlung der Frage 'Zur Volkskunde' 1879,
S. 257 Anm. veranlaßt ihn MANNHARDTS Buch lediglich zur (verfehiten)
Bestreitung eines nebensächlichen einzelnen Punkts (s. sp.).
^ ÜRUsius, Philol. L S. 105. Eine 'eingehende Betrachtung der wun-
derbaren Legende' verlangte derselbe Gelehrte bei seiner Rez. von RoscHER,
'Über Selene und Verwandtes' (1890): Lit. Centralbl. 1892, Sp. 62.
s Er bezieht sich dabei auf A. v. DoMAszEwsKis Aufsatz über 'Sil-
vanus auf lateinischen Inschriften': Philol. LXI (N. F. Χλ^), 1902, S. 1—25
= Abhandlungen 'zur römischen Religion' (1909) S. 58 ff.