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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 5. Abhandlung): Der Tod des grossen Pan — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34064#0030
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G. A. Gerhard:

kenntnis begnügen, 'daß die Natur, wenn einer dieser Dämonen
stirbt, in Trauer verset.zt wird, in Klagen ausbricht, wie im Neuen
Testament beim Tode Jesu sich die Sonne verfinstert'.
Die hamitisch-semitischen Deutungen von RoscHER und
(LiEBRECHT-LENORMANT-)REiNACH, die MAASS (Sp. 1067) der An-
führung gar nicht für wert hält, betrachten wir zunächst noch.
Für RoscHER^ bietet den nächsten Anhalt die Rolle des
als Αιγύπτως bezeichneten und mit einem ägyptischen Namen^
versehenen Steuermannes Thamus. Ob er notwendig ein Voh-
Ägypter war oder am Ende aus der damals so verbreiteten gräko-
ägyptischen Mischrasse stammte, brauchen wir gar nicht zu fragen.
Die ganze Tatsache bildet (ähnlich wie die ja von RoscHER gfeich-
falis verwertete Windstille) nur ein sekundäres Moment. Schon
MAASs (Sp. 1074) hob richtig hervor, daß auf die Nationalität
des Boten nicht das mindeste ankommt und Thamus einfach
Rvie jeder Herold das Äußerfiche des Auftrags' ausführt. Er war
dazu auch ais Führer des Schiffes rein physisch am besten imstande.
Die Person des Thamus kann uns gleich zum RoscHERschen
Hauptbeweis führen. Θοίμοΰς soh sprachiich zusammenhängen^
mit Θμοΰις (S. 475, 24), einem auch seinerseits 'Widderstadt'
bedeutenden Ort in der Nähe von Mendes, dem Kultsitze des,
bei den Einheimischen mit dieser Stadt gleichnamigen, von den
Griechen als Pan verstandenen göttlichen Bocks oder eigentlich
Widders. Mit diesem uralten Pan wird, um das schon hier zu
bemerken, der griechische Hermes-Penelope-Sohn bei Herod. II
145 keineswegs, wie es nach RoscHER (S. 471) aussehen mag,
zusammengebracht, sondern von ihm im Gegenteil deutlich ge-
trenrit. Beim Pan-Mendes und nur bei ihm findet nun RoscHER
sämtliche für den Bericht des Plutarch bezeichnenden und be-
* RoscHER hat seineAnsicht auch nachseinergenanntenMonographie
in der Arbeit über 'Pan als Aligott' erwähnt und nochmals im 'Pan'-Artikel
seines Lexikons (III, Sp. 1374) als 'höchstwahrscheinlich' kurz rviederholt.
Beifall zollten ihm bis zu einenr gewissen Grade GRUPPE und GiLBERT: nach
diesem müßten trotz des 'echthellenischen Wesens' seines Windgottes Pan
auf die Legende zweifellos ägyptische Wrstellungen eingewirkt haben'; jener
läßt das ursprüngliche Märchen, ehe es in die Hand des 'Satirikers' und von
ihm zu Plutarch kam, durch einen Unbekannten ägyptisierend ausgestaltet
sein.
2 Anderweitige Belege bei RoscHER S. 465, 2.
^ Fiir mich nicht kontrollierbar, von GRUPPE a. O. bezweifelt.
 
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