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G. A. Gerhard:
wegs aui' ein paar 'Hexen oder Feen' beschränkt, sondern sämtliche
Gruppen von Vegetationsgeistern, Wildieute aller Schattierungen,
Eiben und Zwerge, bocks- und katzengestaltigM Korndämonen
umfaßt, daß sich die geographische Verbreitung über das eigent-
lich Deutsche hinaus aufs Westgermanisch-Englische^ und Nor-
dische^, auch aufs Normannisch-Französische^, östlich an-
scheinend sogar bis in sla\usche Gebiete erstreckG, daß neben
der Todesansage für andere Motive wie die Gefangennahme des
Waldgeistes im Weinrausch und die t'berlistung des Geschädigten
durph die Form eines Namens (MANNHARDT II, S. 150. 349) genau
das gleiche Verhältnis zur Antike besteht. Er hätte sich auch
überzeugt, daß sein leichtfertiger Argwohn längst im voraus durch
den Hinweis auf die innere schlicht eigentümliche Echtheit und
organische k^erzweigung der betreffenden Sagen zwingend wider-
legt waH, widerlegt in einer Weise, die nur der Möglichkeit
Raum ließ, daß 'die Geschichten sich entweder auf mündlichem
Wege seit den Zeiten des Altertums fortgepflanzt haben^ oder
aus gemeinsamer Wurzei beliebig aufgeschossen' sind^.
Helfen uns denn nun solche Analogien wirklich etwas zum
Verständnis der Legende? Zunächst sieht es trotz der größten
äußeren Ähnlichkeit. gar nicht so aus. Was hat Pan mit einer
Salome zu schaffen, die nach dem voraufgeschickten Absatz bei
PANZER bis einige Jahre vor dem Abenteuer des Metzgers als
^ Über diese im besonderen MANNHARDT II, 8. 172 ff., Anm. 3.
^ Hierher gehören u. a. die von LiEBRECHT in der Germania Ak 1860,
S. 120 ff. (123) rezensierten *CAoice--/Votes Vom. 'Aotes o.nd (von W.
J. TnoMs). — Ao//c-Aore, Lond. 1859, S. 26.
3 Dänisches z. B. bei MANNHARDT II, S. 172. AAn Norweg'ischem sei
— außer der Olaf Tryggvason Saga (Kap. 53) — *P. K. AsBjöRNSEN, CfMMre
Aoentyr (^Christiania 1870) zitiert.
4 Ich denke an die Sagen von Robert dem Teufel, für welche LiEB-
RECHT auf *AMELiE BosQUET, La TVoriu-andi'e Aomane^^Me etc., Par. et Rouen
1844 (p. 138), L. ÜHLAND, Schriften zur Gesch. der Dichtung u. Sage III,
1866, S. 378 (vgl. 279) auf *Koyage pütocee^Me et romant. daas Paac. L7-%nce
par TAYLOR, NoDiER etc. und *Co?Hes popa/aües etc. de Z'aTVOH&'ss. de Rayeao;,
par FR. PLUQUET, ^Rouen 1834, p. 14 verweist.
^ Man vgl. das von MANNHARDT II, S. 174 Anm. angeführte czechi-
sche Buch von *KR0LMUS, &aroces/i. pooeei. (II 42).
^ AIs bezeichnend mag es auch gelten, daß dem besten Kenner und
Sammler des germanischen Materials, J. GRiMM, in diesem ganzen Zusammen-
hang die Pansage tiberhaupt nicht in den Sinn kam; vgl. o. S. 13 und 31, 5.
7 So (m. E. nicht ganz klar) MANNHARDT II, S. 151.
3 Diesen Zusatz macht MAAss, Sp. 1074.
G. A. Gerhard:
wegs aui' ein paar 'Hexen oder Feen' beschränkt, sondern sämtliche
Gruppen von Vegetationsgeistern, Wildieute aller Schattierungen,
Eiben und Zwerge, bocks- und katzengestaltigM Korndämonen
umfaßt, daß sich die geographische Verbreitung über das eigent-
lich Deutsche hinaus aufs Westgermanisch-Englische^ und Nor-
dische^, auch aufs Normannisch-Französische^, östlich an-
scheinend sogar bis in sla\usche Gebiete erstreckG, daß neben
der Todesansage für andere Motive wie die Gefangennahme des
Waldgeistes im Weinrausch und die t'berlistung des Geschädigten
durph die Form eines Namens (MANNHARDT II, S. 150. 349) genau
das gleiche Verhältnis zur Antike besteht. Er hätte sich auch
überzeugt, daß sein leichtfertiger Argwohn längst im voraus durch
den Hinweis auf die innere schlicht eigentümliche Echtheit und
organische k^erzweigung der betreffenden Sagen zwingend wider-
legt waH, widerlegt in einer Weise, die nur der Möglichkeit
Raum ließ, daß 'die Geschichten sich entweder auf mündlichem
Wege seit den Zeiten des Altertums fortgepflanzt haben^ oder
aus gemeinsamer Wurzei beliebig aufgeschossen' sind^.
Helfen uns denn nun solche Analogien wirklich etwas zum
Verständnis der Legende? Zunächst sieht es trotz der größten
äußeren Ähnlichkeit. gar nicht so aus. Was hat Pan mit einer
Salome zu schaffen, die nach dem voraufgeschickten Absatz bei
PANZER bis einige Jahre vor dem Abenteuer des Metzgers als
^ Über diese im besonderen MANNHARDT II, 8. 172 ff., Anm. 3.
^ Hierher gehören u. a. die von LiEBRECHT in der Germania Ak 1860,
S. 120 ff. (123) rezensierten *CAoice--/Votes Vom. 'Aotes o.nd (von W.
J. TnoMs). — Ao//c-Aore, Lond. 1859, S. 26.
3 Dänisches z. B. bei MANNHARDT II, S. 172. AAn Norweg'ischem sei
— außer der Olaf Tryggvason Saga (Kap. 53) — *P. K. AsBjöRNSEN, CfMMre
Aoentyr (^Christiania 1870) zitiert.
4 Ich denke an die Sagen von Robert dem Teufel, für welche LiEB-
RECHT auf *AMELiE BosQUET, La TVoriu-andi'e Aomane^^Me etc., Par. et Rouen
1844 (p. 138), L. ÜHLAND, Schriften zur Gesch. der Dichtung u. Sage III,
1866, S. 378 (vgl. 279) auf *Koyage pütocee^Me et romant. daas Paac. L7-%nce
par TAYLOR, NoDiER etc. und *Co?Hes popa/aües etc. de Z'aTVOH&'ss. de Rayeao;,
par FR. PLUQUET, ^Rouen 1834, p. 14 verweist.
^ Man vgl. das von MANNHARDT II, S. 174 Anm. angeführte czechi-
sche Buch von *KR0LMUS, &aroces/i. pooeei. (II 42).
^ AIs bezeichnend mag es auch gelten, daß dem besten Kenner und
Sammler des germanischen Materials, J. GRiMM, in diesem ganzen Zusammen-
hang die Pansage tiberhaupt nicht in den Sinn kam; vgl. o. S. 13 und 31, 5.
7 So (m. E. nicht ganz klar) MANNHARDT II, S. 151.
3 Diesen Zusatz macht MAAss, Sp. 1074.