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Gerhard, Gustav A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1915, 5. Abhandlung): Der Tod des grossen Pan — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34064#0039
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Der Tod des großen Pan.

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Lüttenborg (MüLLENHOFf a. 0. S. 291, Nr. 398) die Meldung
'Eisch is doet! Eisch is doetd' mit dem Verse erwidert wird:
Is Eisch doet, is Eisch doet,
so sünt wy a!l in groter Noet!
Daß den andern ebenfalis der Tod droht, scheint der Klagegesang
der am Vorabend des Walpurgistages aus der Wildfräuleinhöhle
in der Gamslecke auf ewig verschwindenden wilden Fräuiein
zu lehren:
Die Runa und der Tuit sind gestorben,
uns trifft's morgen!^
Sonst ist nur vom Abzug für immer die Rede. Als sich bei Leerort
die Ölken durch einen Fährmann gegen gute Bezahlung über die
Ems setzen lassen, hört man sie rufen: 'Der König ist todt, der
König ist todt! nun müssen wir fortdA
Was der Tod oder die Wegfahrt der Vegetationsgeister im
Grunde bedeutet, darüber braucht man sich nicht zu besinnen.
Es ist das winterliche Sterben des Wachstums, welches die dieses
Wachstum verkörpernden^ Dämonen zunächst für den sie alle
vertretenden Herrscher, dann auch jeder einzeln bejammern.
Diese Totenklage der Natur mußte ursprünglich seibstredend
jährlich erfolgen, und jährlich mußte ihr auch jeweils im Früh-
ling das fröhiiche Wiedererwachen entsprechen. Schön bestätigt
das noch der Tiroler Bericht^ von dem auf der Bergreiser Aipe
neben den wilden Fräulein oder Waldfräulein hausenden Alber,
'der aile Jahr im Herbst das Zerzertal verläßt und im Frühling
wieder dahin zurückkehrt. Wo er im Winter wohnt, weiß niemand.
^ *1. V. ZiNGERLE, Sagen, Märchen . . aus Tirol, 1859 (S. 32, 42);
vgl. MANNHARDT I, S. 93, Anm. und die Wiedergabe bei HENNE-An RHYN
S. 140, Nr. 271.
^ A. KuHN und W. ScnwARTz, Norddeutsche Sagen, Märchen und
Gebräuche, 1848, S 289, Nr. 323.
s Der vegetative Charakter der Fenggin scheint noch durchzuschim-
mern in der Sage aus Tirol (J. N. v. ALPENBURG, Mythen und Sagen Tirols,
1857, S. 68, Nr. 6), wo die Todesmeldung lautet: 'Saget der Stulz-Färche
(Föhre), die Rohrinde sei gefället und todt!' Vgl. MANNHARDT I, S. 91, 1
und ALPENBURG selbst: 'Man hatte damals einige Urbäume zum Straßenbau
gefällt und will den Tod der Rohrinde mit dem Baume in Verbindung brin-
gen. Später wurde der Wald gänzlich niedergehauen, und alle Fangginnen
waren verschwunden'.
* WoLF a. O., S. 279, dazu S. 280: 'Daß er das Tal im Frühling betritt
und im Herbst verläßt, zeugt wieder für die reine Pflanzennatur der Elben'.
 
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